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Gehorche mir!

Gehorche mir!

Titel: Gehorche mir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jansen Nina
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die Retter, Mom auf der Trage, nur das Blut blieb zurück. Und die Nachbarin, die ihn schüttelte und schüttelte, weil er nicht aufhören konnte zu schreien: „Der Tiger wollte sie fressen.“
    Franklins Beine zitterten, er musste sich hinsetzen. Den Kopf auf die angezogenen Knie gepresst saß er da und wimmerte wie ein Baby. Wie aus weiter Ferne hörte er das Knallen einer Peitsche und Stöhnen. Doch nichts davon konnte die Schreie übertönen, die in seinem Schädel widerhallten.
    Endlich verblassten die Bilder, und er schaffte es, sich seine Mutter ins Gedächtnis zu rufen, wie sie später ausgesehen hatte – Jahre später. Er konzentrierte sich auf das breite goldene Armband, das sie immer getragen hatte, um die Narben ihres Selbstmordversuchs abzudecken.
    Franklins Atem wurde ruhiger, alles kam wieder ins Lot. Sie hatte überlebt. Alles war gut. Alles würde für immer gut bleiben. Alles war unter Kontrolle.
    Er entkrampfte die Hände und betrachtete sie, als gehörten sie nicht zu ihm. Seine Fingernägel hatten tiefe Kerben in den Handflächen hinterlassen. Seine Beine waren eingeschlafen und fühlten sich an, als flösse Starkstrom durch sie. Es dauerte lange, bis er sie wieder bewegen konnte, und noch eine Weile, bis er in der Lage war, aufzustehen.
    Er fragte sich, wieso es um ihn herum so still war. Durch den Spalt im Paravent sah er nur das leere Verlies. Er wagte sich aus seinem Versteck hervor. Sie waren weg. Er hatte nichts mitbekommen, wusste nicht einmal, ob Devin und Leanne geblieben waren und mitgemacht hatten. Er musste mehrere Stunden weggetreten gewesen sein.
    Franklin öffnete und schloss die Hände, bis er sie wieder fühlen konnte, dann klatschte er sich mit der flachen Hand auf die Wange, um wieder ganz zu sich zu kommen. Das Zittern in seinen Oberschenkeln vom langen Verharren in der Hocke ließ nach.
    Auf dem Tisch neben der Tür lagen die Utensilien, die während der Session verwendet worden waren und für den nächsten Benutzer desinfiziert werden mussten. Als er die Tür aufzog, sah er zwei Angestellte des Reinigungsdienstes die Wendeltreppe hochkommen.
    Er schob sich an ihnen vorbei und hastete zu seiner Suite. Unterwegs wurde ihm klar, warum er ein Flashback gehabt hatte – das erste Mal seit vielen Jahren: Er hatte heute früh vergessen, sein Medikament zu nehmen. Fiona hatte alles durcheinandergebracht. Zu schade, dass er sie dafür nicht mehr büßen lassen konnte.

Kapitel 8
    Alan hievte Celias Koffer und seinen Caddy in den Wagen, einen silbernen Toyota Prius, und schloss die Heckklappe. Celia stand unschlüssig neben der Beifahrertür. Ihr Kopfkino machte mal wieder, was es wollte und produzierte munter einen grausigen Showdown nach dem anderen.
    Wie kann ich Leanne vorwerfen, naiv und leichtgläubig zu sein, und dann zu einem Wildfremden ins Auto steigen, nur weil er mir versprochen hat, mich an mein Ziel zu bringen, das praktischerweise auch seines ist? So viele Zufälle gibt es doch gar nicht. Am Ende lande ich als Zwangsprostituierte in einem Bordell in Lampukistan
.
    Aber wenn sie ganz ehrlich zu sich war, dann zögerte sie aus einem anderen Grund. Sie fand diesen Mann unwiderstehlich. Schon im Flugzeug war sie immer wieder versucht gewesen, mit ihm zu flirten. Wenn sie doch nur etwas mehr Übung darin hätte! Anstatt Leanne ständig zu kritisieren, hätte sie ihr vielleicht lieber etwas abgucken sollen. Wie man locker Konversation machte, wie man mit einer bestimmten Art zu lächeln sein Interesse am Gegenüber ganz offen und doch nicht zu plump bekundete, wie man eine absichtliche Berührung zufällig wirken ließ. Und vor allem: Wie man Sex ausstrahlte. Puren, schieren Sex. Und damit einen Mann um den Verstand brachte.
    Alan sah sie über das Wagendach hinweg an und Celia versank in seinen bernsteinfarbenen Augen.
    „Schon gut, steigen Sie ein, es ist alles geklärt“, sagte er. „Ich habe die Rezeption angerufen, um mich zu vergewissern, dass Sie in Glowcastle erwartet werden. Ich konnte mit Mr. Flinkman persönlich sprechen. Sie können mit ihm und Leanne in seiner Suite wohnen.“
    Celia rührte sich nicht vom Fleck. Ihr Mund drohte aufzuklappen, und sie presste als Gegenreaktion fest die Zähne aufeinander.
    „Verzeihung, wie nachlässig von mir.“ Er kam um den Wagen herum und hielt die Tür für sie auf.
    Celia dankte ihm mit einem kläglichen Lächeln, stieg ein und zwang sich, ganz ruhig weiterzuatmen, während die volle Bedeutung dessen, was sie eben

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