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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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am Montag heruntergefallen – Frau Hollweg kommt nur einmal pro Woche –, sondern erst zwei Tage später, weshalb Rolf sich gezwungen sah, mit dem fettigen Desaster selber fertig zu werden. Ein Küchenboden ist allerdings kein Auto, bei dem eine Grundreinigung durchaus einen ganzen Tag dauern kann – nein, für einen Fußboden genügen fünfzehn bis zwanzig Blatt Küchenkrepp, dann ist das Öl weg, und die Fliesen glänzen sogar ganz toll. An die Ledersohlen unter den Schuhen denkt man(n) natürlich nicht, und Treppe rauf ist nun mal ungefährlicher als Treppe runter – schon wegen der Schwerkraft.
    Im Übrigen hielt sich die Sehnsucht meines Ehemannes wohl doch in Grenzen, denn nun reklamierte er weder meinen Besuch am Krankenbett, noch erwartete er, dass ich ihn am nächsten Tag abholen würde. »Du wirst sicher genug zu tun haben, und ich kann dir nicht mal helfen, denn ich soll mich noch schonen, hat der Arzt gesagt.«
    Inzwischen konnte ich mir allerdings zusammenreimen, was das – frei interpretiert – heißen sollte: »Ich habe lange genug von Fertigfutter und den Produkten Hollweg’scher Kochkunst gelebt, also koch mal was Vernünftiges, habe gestärkte Hemden anziehen müssen und verschieden farbige Socken, weil Hermine Hollweg nicht Grau von Blau unterscheiden kann, habe selber meine Termine koordinieren und Pulverkaffee trinken müssen, denn der Kaffee-Automat hat REINIGEN signalisiert, ich weiß aber nicht, wie man das macht, der Rotwein ist auch alle, und den Zettel von der Reinigung habe ich verloren, ohne kriege ich aber die beiden Hosen nicht, in dem Laden kennt mich doch niemand. Aber bitte keine Vorwürfe, schließlich bin ich krank.«
    Wilhelm Busch hatte Recht gehabt: … das Dümmste ist, stets heimzukehren!

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    Kapitel 18
    N ach ein paar Tagen hatte ich mich wieder an den Alltagstrott gewöhnt – der Not gehorchend, nicht dem eig’nen Trieb, aber das hatte seinerzeit schon Schiller festgestellt; vielleicht, als er für Lottchen im Garten die Wäsche aufhängen musste, statt am Tell weiterzuarbeiten oder sich mit Goethe herumzustreiten, was ja recht häufig der Fall gewesen sein soll.
    Ich stritt lediglich mit meinem Ehemann, der nach seiner Ansicht immer noch größter Schonung bedurfte. Zwar war er durchaus in der Lage, trotz angeknackster Rippe eine volle zehn Liter fassende Gießkanne anzuheben, um im Mini-Plastik-Treibhaus irgendwelches Grünzeug zu bewässern, während es ihm nicht möglich war, zwei Teller in die Küche zu tragen oder ein Buch vom obersten Regalbrett zu nehmen. »Jede Bewegung außerhalb des absoluten Ruhezustands schmerzt zum Verrücktwerden!«
    Also ruhte er in halb liegender Stellung (»ganz waagerecht zieht zu sehr durch!«) auf dem Sofa und hielt mich in Trab. »Kannst du mir mal eben die Brille rübergeben?« – »Wäre es zu viel verlangt, mir einen Pullover zu holen?« – »Wenn du sowieso in die Küche gehst, dann bring mir auf dem Rückweg die Zeitung mit.« Dabei hatte ich erst mal eine Weile draußen bleiben wollen.
    Ich brachte ihm die Post und die Tempotücher, das Handy und die andere Brille, dann eine Decke, weil’s zu kalt war und eine Tasse Kaffee, die zu heiß gewesen ist, und natürlich hatte ich auch darauf zu achten, dass er pünktlich seine Tropfen aus dem braunen Fläschchen mit irgendwas schluckte.
    »Die helfen doch sowieso nicht!«, moserte er regelmäßig, bestand jedoch weiterhin auf gewissenhafter Einhaltung der verordneten Zeiten.
    »Sei doch froh, wenn dir das Zeug nicht schadet«, fuhr ich ihn an, nachdem ich zwanzig Tropfen auf einen Esslöffel gezählt hatte, »jetzt erwarte nicht auch noch, dass es hilft!«
    Sven überlegte bereits, ob er die letzten Tage seines Urlaubs nicht besser zum Tapezieren seines Wohnzimmers nutzen sollte, das schien ihm weniger arbeitsintensiv zu sein, als ständig den Laufburschen für seinen Vater zu spielen. Andererseits würde eine Vorverlegung der erst für den Mai geplanten Renovierung bedeuten, dass er nicht nur auf die fachmännische Hilfe seines Freundes Helli verzichten müsste, sondern vor allem auf das, was Helli zwecks Hebung der Arbeitsmoral immer mitzubringen pflegt; sein Vater hat nämlich einen Getränke-Großhandel.
    Bemerkenswert war auch, dass sich die Krankenbesuche unserer Nachkommen in Grenzen hielten. Präzise ausgedrückt: Außer Nicki kam niemand. Sascha war entschuldigt, Düsseldorf ist immerhin vierhundert Kilometer weit weg, und sein Vater befand sich trotz

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