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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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damit beschäftigt, wenigstens die Hälfte dessen, was ich notiert hatte, in den Einkaufswagen zu packen. Bei den Nudeln klingelte das Handy zum ersten Mal. Da war ich aber zu weit weg vom Ausgang, und innerhalb eines Supermarkts telefoniere ich nur im äußersten Notfall, also wenn ich nicht mehr weiß, ob wir noch Toilettenpapier vorrätig haben und jemand zu Hause ist, der nachsehen kann.
    Beim zweiten Läuten hatte ich mich immerhin schon zu den Kühltruhen in Sichtweite der Kassen vorgearbeitet (wer glaubt, dass es keinen Kampfgeist mehr gibt, sollte mal aufpassen, was sich in einem Supermarkt abspielt, wenn eine zusätzliche Kasse geöffnet wird!), und beim dritten Bimmeln stand ich auf dem Parkplatz in einer Regenpfütze und verstaute die Einkäufe im Kofferraum. Das Handy hatte ich irgendwo dazwischen abgelegt, fand es aber relativ schnell neben den Eiern.
    »Wo treibst du dich eigentlich den ganzen Tag herum?« Die Stimme meines Herrn! Und eine wahrhaft herzliche Begrüßung! »Du hättest ja wenigstens mal anrufen können!«
    Und dann stand ich mitten auf einem vollen Parkplatz im kalten Nieselregen und versuchte meinen Mann davon zu überzeugen, dass ich nicht nur einmal, sondern dreimal probiert hatte, ihn zu erreichen und wirklich nichts dafür konnte, wenn sein geistig nicht eben flexibler Zimmergenosse meine Bitte um Rückruf nicht weitergegeben hatte.
    »Warum hast du mich nicht schon längst besucht? Ich vegetiere seit drei Wochen vor mich hin, während du durch die halbe Welt reist und …«
    »Ich dachte, du bist erst vorgestern die Treppe runtergefallen!«, unterbrach ich die zu erwartende Aufzählung aller Annehmlichkeiten, die einem im Urlaub geboten werden. »Und da ich soeben für hundertsiebzehn Mark und einundfünfzig Pfennige eingekauft, damit jedoch lediglich unseren Bestand an Grundnahrungsmitteln aufgefüllt habe, weil es zu Hause nicht mal mehr Zucker und Öl gibt …«
    »Die Flasche mit dem Öl ist mir aus der Hand gerutscht und ausgekippt«, unterbrach mich Rolf und hörte sich gar nicht mehr diktatorisch an, »was glaubst du denn,
weshalb
ich die Treppe runtergeknallt bin?!«
    Das klang allerdings reichlich dubios. »Du bist auf meinem teuren, kalt gepressten piemontesischen Salatöl ausgerutscht? Wie um alles in der Welt kommt das auf die Treppe? Oder hat Frau Hollweg wieder mal Haushaltstipps aus ihrem Shopping-Kanal in die Praxis umgesetzt?«
    Unsere frühere Putzfrau hatte auf Altbewährtes geschworen, hatte Schuhe mit Spucke und einer selbst zusammengerührten Paste gewienert, Fenster mit Spiritus und Zeitungspapier geputzt und war auch sonst »für die janze Schemie« nicht zu haben gewesen. Zum Geschirrspülen hatte sie allerdings Pril gebraucht – anfangs wegen der Blümchen für die Küchenkacheln und später aus Gewohnheit.
    Ihre Nachfolgerin ist aber leidenschaftliche TV -Konsumentin und bevorzugt jenen Kanal mit den drei Buchstaben, auf dem sich wenig kompetente Damen und Herren um den Verkauf von Artikeln bemühen, die man meistens nicht braucht und folglich auch nicht haben will.
    Nun scheint es aber doch noch genug Frau Hollwegs zu geben, die sich via Bildschirm von einer gertenschlanken Frau demonstrieren lassen, wie sie innerhalb von ein paar Wochen mit diesem ganz speziellen Trainingsgerät ihre fünfzehn Kilo Übergewicht losgeworden ist. Kostet nur knappe zweihundert Euro, Teilzahlung möglich. Man kann natürlich – Anruf genügt – auch ganz billig Münzen kaufen, die eventuell mal in ihrem Wert steigen, vielleicht hat sogar schon das Urenkelchen etwas davon, und diese die Arbeit erleichternden Haushaltsgeräte sehen ja auch immer sehr viel versprechend und sehr futuristisch aus. Sind sie sogar, weil nämlich eine normale Hausfrau unseres Zeitalters nach dem sechsten vergeblichen Versuch, aus den gelieferten Einzelteilen eine funktionierende vollautomatische Nass-Trocken-Saugbürste zu konstruieren, den ganzen Krempel in den Keller schmeißt und wieder zu Schwamm und Lappen greift.
    Unsere Frau Hollweg kauft aber ganz selten mal was beim Fernsehen, sagt sie, und zieht dann doch wieder eine Möbelpolitur heraus, bei der man »gar nicht mehr nachpolieren muss«. So eine habe ich schon lange, Frau Hollweg weiß das, und trotzdem wienert sie immer mit einem Flanelltuch hinterher. Wenn sie weg ist, muss ich jedes Mal die kleben gebliebenen Flusen absammeln.
    Mit Rolfs Treppensturz hatte sie allerdings nichts zu tun gehabt. Die Ölflasche war nämlich nicht

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