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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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allerdings oberhalb vom Knie endete und später, ohne Jäckchen, sogar die Schultern frei ließ, also auch bei späteren Gelegenheiten einsetzbar sein würde, während Rainer wohl von vornherein praktisch gedacht hatte und helle Farben trug.
    Zunächst also Begrüßung jener, die sich noch nicht begrüßt hatten, aber das dauerte nur so lange, bis Stefanie kam mit Nili auf dem Arm! Dieses lila Vieh steckte doch tatsächlich in einem richtigen Smoking mit weißem Hemd, schwarzer Schleife und fünf Millimeter Ziertaschentuch oben links. Margit wischte sich zwei Tränchen der Rührung aus den Augen, die Kameras begannen wieder zu klicken, und dann erschien ein Herr im dunklen Anzug und wollte wissen, ob denn das Brautpaar schon da sei.
    Wir formierten uns: Zuerst die Hauptpersonen, dann das Fußvolk. Jörg mit Kinderwagen folgte als Letzter.
    Warum sehen diese städtischen Räume, in denen geheiratet wird, oft so fantasielos aus? Dieser hier zeichnete sich jedenfalls nicht durch ein besonderes Ambiente aus. An der Wand das gerahmte Stadtwappen, flankiert von zwei grünen Hängepflanzen, in der Ecke etwas Ähnliches, nur aufrecht stehend und entsprechend größer. Das Pendant dazu in der gegenüberliegenden Ecke, und außerdem noch ein bisschen Kunst an den Wänden, ein großer Tisch mit Vase samt Sonnenblumen und viele Stühle.
    »Die Brautpaare nehmen bitte hier vorne Platz«, sagte der Herr im dunklen Anzug, »dahinter die Trauzeugen, und die anderen Herrschaften können sich ja beliebig verteilen.«
    Das taten die Herrschaften auch, allerdings schön nach Familien getrennt, obwohl das doch gar nicht vorgegeben war.
    Plötzlich hatte ich Tim auf dem Schoß. »Ich hatte gehofft, er würde einschlafen«, sagte Nicki. »Er denkt aber nicht daran, und ich muss doch da vorne sitzen und nachher unterschreiben.«
    »Kein Problem!« Wonnig sah er aus in seinem Hemdchen mit Button-down-Kragen und der blau-weiß gestreiften Trägerhose, sogar weiche Lederschuhe hatte er an. Ein halbes Jahr später hätte er wahrscheinlich schon Blumen streuen können!
    Ein letzter Blick in die Runde, dann verschwand der Herr im dunklen Anzug durch eine hinter dem Tisch befindliche Tür, und in diesem Moment setzte Stefanie das Nili auf den Tisch. »Der war schließlich von Anfang an dabei!«
    Der Standesbeamte war weiblich und hatte Humor. Ein kurzer Blick auf das Nilpferd, dann die Frage: »Heiratet der heute auch noch?«
    Der Rest war Routine und schon oft genug erlebt, nur dauerte die Zeremonie diesmal etwas länger, denn das vorgeschriebene »Wollen Sie, Herr Thomas H., die hier anwesende Frau Katja S.« und so weiter musste ja zweimal abgespult werden, und die Zeugen brauchten auch länger zum Unterschreiben. Danach musste noch gratuliert werden, immer quer durcheinander, und dann hatte Tim endgültig genug von dem ganzen Auftrieb und fing an zu brüllen.
    »Geht denn das schon wieder los?«, flüsterte Rolf, seinem Enkel einen finsteren Blick zuwerfend.
    »Wieso schon wieder? Der ist doch bis jetzt mäuschenstill gewesen.«
    »Ich meine doch dich mit einem schreienden Baby auf dem Schoß! Das haben wir eigentlich lange genug gehabt!«
    »Ja, aber mit einem Unterschied!
Dieses
hier kann ich nachher wieder abgeben!«
    Plötzlich stand Hannes vor mir. »Weißt du, wo Stefanie ist?«
    »Mit Sicherheit auf der Toilette! Warum? Ihr seid doch schon verheiratet!«
    »Ich brauche den Schlüssel vom Kabrio, da sind die Eimer drin!«
    Nun muss ich nicht immer alles verstehen, was mein Schwiegersohn sagt, aber hier wurde ich misstrauisch, zumal er von mir verlangte, Tom und Katja noch ein paar Minuten festzuhalten. »Sag ihnen, dass es draußen regnet, dass gerade die Müllabfuhr kommt oder was auch immer, nur lass sie nicht raus!« Und schon war er wieder weg.
    Sie wollten ja gar nicht gehen, die nunmehr gesetzlich Verheirateten, unterhielten sich vielmehr mit jenem Herrn, der sein ausgedünntes Haupthaar unter einem farblich abweichenden Toupet zu verbergen suchte, und als der sich abgewandt hatte, stellte uns Tom seine Oma vor, schon weit über achtzig und mehr an Timmi interessiert als an mir. Tom ist nämlich ihr einziger Enkel, und nun bestand ja wohl eine berechtigte Hoffnung für sie, auch noch Urgroßmutter zu werden. »Der Thomas ist doch schon viel zu groß für einen Enkel.«
    Das allerdings war richtig, mit seinen hundertdreiundneunzig Zentimetern lichte Höhe überragte er uns alle.
    Und dann stand Hannes wieder in der Tür,

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