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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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mir das beanstandete Teil entgegen. »Dieser Strick stammt doch mit Sicherheit aus dem zweiten Drittel des letzten Jahrhunderts, als die Krawatten noch Schlipse hießen!«
    »Es war aber die einzige, die zu Hemd und Hose gepasst hat. Mintgrün klein kariert hätte ich allenfalls noch anbieten können als Pendant zu deinen Schuh …« Mein Blick war automatisch nach unten gegangen, aber da sah ich nichts Grünes mehr, sondern auf Hochglanz polierte Lederschuhe. »Wo hast du die denn gehabt?«
    »Na, wo wohl? Im Auto natürlich!«
    »Dann bist du jetzt ja gehfähig und kannst den Grießpudding aus dem Wagen holen und was sonst noch im Kofferraum steht – sofern sich nicht schon jemand anderes erbarmt hat.«
    »Wer denn wohl?«, brummelte er vor sich hin. »Seit gestern bin ich doch hier der Nigger!«
    Rolf schien inzwischen die Aufbauarbeiten begutachtet zu haben, jedenfalls ich hatte ihn einmal flüchtig neben einem Mann mit Schubkarre auftauchen sehen, doch nun standen beide ohne Schubkarre, aber mit Zigarette in der Hand neben dem großen Wasserhahn und schienen sich angeregt zu unterhalten. »Wer ist das, Katja?«
    »Herr Sperling, unser Hauswirt. Seit neuestem sagen wir aber Georg zu ihm.«
    Georg also redete mit weit ausholenden Bewegungen auf Rolf ein, der nickte auch ein paarmal, deutete dann aber auf seine Uhr und schüttelte Georg die Hand, worauf man sich freundlich lächelnd trennte. Auch Katja warf einen flüchtigen Blick auf den Wecker neben ihrem Bett und meinte: »Ihr solltet euch allmählich auf den Weg machen, wir dürfen nachher direkt vorfahren, ihr müsst aber ein ganzes Stück laufen! – Hast du übrigens an die Kette gedacht?«
    »Die kriegst du nur im Tausch gegen das Geschenk für Brautpaar Nummer zwei.«
    »Hoffentlich finde ich das noch, ich habe nämlich keine Ahnung mehr, wo ich …«
    Sie verschwand, kam aber schnell zurück mit einem aufwändig verpackten Karton, und dann standen wir uns beide gegenüber, kämpften mit den Tränen, und keine wusste so recht, weshalb eigentlich. Es blieb doch alles beim Alten! Nachher würde Katja lediglich ein paar Urkunden mit ihrem neuen Namen unterschreiben, und sonst würde sich gar nichts ändern außer ihrer Steuerkarte. Und das zweite Schild am Briefkasten käme weg. Aber dann umarmten wir uns doch ganz fest, bis Sven die Tür aufriss. »Willst du hier Wurzeln schlagen? Wir müssen los!«
    »Wieso wir? Fährst du denn bei uns mit?«
    »Nein, aber euch hinterher. Ich habe doch keine Ahnung, wo das Standesamt ist!«
    Das wusste Rolf allerdings auch nicht. »Ein Amt ist was Städtisches, und so etwas ist immer ausgeschildert«, behauptete er und trat aufs Gas. Zuerst landeten wir bei einem Reitstall und dann vor dem Friedhof, aber dort gab es wenigstens einen Wegweiser zur Innenstadt und ein Plakat, das für die Schwetzinger Schlossfestspiele warb. »Schloss ist gut!«, fiel mir ein. »Daneben ist der Park, in dem wir nachher lustwandeln sollen, und der wiederum soll ganz nahe beim Restaurant sein.«
    »Und wo ist das Restaurant?«
    »Was soll ich denn noch alles wissen? Fahr doch erst mal los!« Es kam sowieso nur eine Richtung infrage, also immer schön langsam den Kurven folgen bis zu einer schönen breiten Straße mit einer Tankstelle auf der rechten Seite, und in genau diesem Augenblick fiel Rolf ein, dass er keine Zigaretten mehr hatte!
    Danach war alles klar: Erst mal bis zur Kreuzung, dann schräg rechts immer weiter geradeaus, auch noch am Schloss vorbei, und dann käme ein Parkplatz. »Da fragen Sie am besten noch mal!«
    Der ältere Herr mit Strohhut und Spazierstock schien mir am besten geeignet, er sah so einheimisch aus. »Standesamt? Da gehen Sie jetzt geradeaus und dann gleich die erste Straße links, dann sehen Sie schon das große weiße Gebäude. Und viel Glück.«
    »Danke, aber ich bin noch verheiratet!«
    Rolf studierte die Gebührentafel. »Was meinst du, wie lange das nachher dauern wird? Eine Stunde müsste doch reichen, oder? Die haben hier nämlich gesalzene Preise!«
    »Es sind immerhin zwei Trauungen und …«
    »Aber doch hoffentlich nur
eine
Ansprache!«, unterbrach er mich, fummelte einen Zehnmarkschein in den Schlitz und staunte, weil nur ein paar Münzen zurückkamen. »Das sollte sich unser Bürgermeister mal ansehen! Wir haben bekanntlich auch ein jahrhundertealtes Schloss, nicht umsonst prangt das auf jeder Ansichtskarte, aber eine so schöne Einnahmequelle wie die hier gibt’s im ganzen Ort noch

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