Geht das denn schon wieder los?
dazwischen Bäume, die wie überdimensionale Rasierpinsel aussahen, in weiten Abständen kleine runde Zirkuszelte, zum Teil nur als Schemen erkennbar, und sonst nichts als Sand, soweit das Auge blickte.
»Na ja«, sagte Stefanie, »jetzt im Dunklen sieht man nicht viel, aber es gab doch mal den Disney-Film
Die Wüste lebt.
Wahrscheinlich tut sie das nur tagsüber.«
Der dunkelblaue Sari schwenkte nach links auf einen Seitenweg und winkte Susanne und mir zu. »Number eleven is your room.«
»Und welche Nummer habt ihr?«, wollte ich noch wissen, bevor ich Dunkelblau folgte.
»Wahrscheinlich Nummer zwölf«, vermutete Hannes, »jedenfalls brennt da drüben auch das Außenlicht.«
Da drüben
war ungefähr achtzig Meter weit weg, aber als es später hell geworden war, stellten wir fest, dass die Zelte tatsächlich weit verstreut lagen, so dass morgendliche Gurgelgeräusche oder abendliche Arien alkoholisierter Nachbarn von der Wüste verschluckt würden.
Und dann betraten wir endlich unser Zelt, das natürlich keins war, sondern nur wie eins aussah dank der überdimensionalen Zeltplane, mit der das ganze Gebäude abgedeckt war. Darunter befanden sich ein festes Dach und massive Wände, zum Teil mit Holz verkleidet, zu einem Drittel aus Glas bestehend einschließlich der riesigen Schiebetür zur Terrasse.
Bevor unsere Begleiterin sämtliche Funktionen der diversen Schalter erklären und demonstrieren konnte, wie man die Knöpfe über der in den Boden eingelassenen Marmorbadewanne zu betätigen habe, vielleicht waren uns die Errungenschaften der modernen Technik ja noch nicht so geläufig, verabschiedete Susanne die Dame im dunkelblauen Sari mit ein paar ausgesprochen höflichen Sätzen und schloss hinter ihr nachdrücklich die Tür. Dann ließ sie sich in einen der beiden voluminösen Sessel fallen und sah sich langsam um. »Ich weiß nicht, was zutreffender ist – Albtraum oder Märchenland.«
»Beides! – Wer geht zuerst ins Bad?«
[home]
Kapitel 7
N atürlich hatte ich damit gerechnet, frühestens gegen Mittag aufzuwachen, aber die Natur lässt sich nicht so leicht überlisten. Und erst recht nicht mein Magen, der knurrte ganz vernehmlich. Ein Blick auf die zweite Hälfte dieses gewaltigen Doppelbettes zeigte mir lediglich einen verwuschelten Haarschopf und sonst kein Lebenszeichen, aber von Stefanie wusste ich, dass Susanne zum Wachwerden drei verschiedene, in Minutenabständen bimmelnde Wecker braucht, die ihrerseits in mit Glasmurmeln gefüllten Suppentellern stehen. Außerdem hat sie ein Abonnement beim telefonischen Weckdienst. Für mich ist das nicht nachvollziehbar, objektiv gesehen leuchtet es allerdings ein – sie hat ja noch keine Kinder!
Leise stieg ich aus dem Bett und konnte mich gerade noch abfangen, bevor ich die Stufe runtergeknallt wäre – wir schliefen nämlich erhöht auf einem Podest und hatten gestern Abend noch gerätselt, welch tieferen Sinn diese alles überblickende Schlafstatt wohl haben mochte. Eine plausible Erklärung war uns nicht eingefallen. Aber wir hatten ja auch mit diesem Berg von riesigen Seidenkissen nichts anfangen können, die das ganze Bett bedeckt hatten und schließlich auf dem Fußboden gelandet waren, bevor wir zu zweit die große Tagesdecke zusammenfalten konnten. Erst darunter fanden wir endlich das, was eine gewisse Ähnlichkeit mit normaler Bettwäsche hatte, obwohl ich zu Hause nicht auf Seidenlaken schlafe. Oder spricht man in diesem Fall von »ruhen«?
Egal, ich war halbwegs ausgeruht, öffnete vorsichtig die Tür zum Baderaum – nein, als »Zimmer« konnte man diese Ansammlung von Marmor und Gold wirklich nicht abqualifizieren – und fand das alles zwar recht beeindruckend, aber viel zu protzig. Diese tief in den Boden eingelassene Badewanne, rundherum aufgereiht ein Sortiment von Dosen und Flaschen, das Bidet und die abgegrenzte Duschkabine, dahinter – ebenfalls separat und abschließbar – die Toilette, und auf der gegenüberliegenden Seite zwei große Waschbecken, dekoriert mit einem Dutzend kleiner und größerer Fläschchen, die man aber besser nicht öffnen sollte: Arabische Wohlgerüche sind sehr intensiv und – vorsichtig ausgedrückt! – für europäische Nasen etwas artfremd.
Ich hatte gerade die Dusche abgedreht und mich in den himmlisch weichen Bademantel gehüllt, als Susanne durch die Tür schlappte. »Guten Morgen. Wieso bist du schon so entsetzlich munter? Ob die hier Zimmerservice haben? Ohne Kaffee werde ich doch
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