Geht das denn schon wieder los?
denn bisher hatte sich nur »The Royal Family« die Ehre gegeben, worunter aber nicht die üblichen Windsors zu verstehen sind, sondern der regierende Scheich nebst Anhang. In den Emiraten gibt es nämlich sehr viele Scheichs mit Familie, doch die des regierenden besteht dem Vernehmen nach aus ungewöhnlich vielen Mitgliedern! Sie hatten drei Tage lang das Hotel bevölkert und somit offiziell eingeweiht. Dass es dem Scheich auch gehört, erfuhren wir erst später.
Am oberen Ende der Treppe, also dort, wo wir schon gestern empfangen worden waren, standen unsere beiden Schönheiten, heute in Rot und Hellblau gewandet, begrüßten uns höflich, stellten sich als Salima und Asmaha vor, die nur für unser Wohlergehen zuständig seien und nun gerne wissen würden, wie wir denn den heutigen Tag verbringen wollten. Vielleicht mit dem Jeep eine Wüstentour machen? Oder eine Kamel-Safari? Eine Stadtrundfahrt? Natürlich könnten wir auch ausreiten oder das Wildgehege bei der Oase …
»First we like to have breakfast!«, unterbrach Hannes die Aufzählung jener Vergnügungen, die man uns bieten wollte, und Susanne setzte noch einen Dämpfer drauf. Wir möchten uns heute einfach nur ausruhen, erklärte sie, uns ein bisschen auf der ganzen Anlage umsehen und eigentlich gar nichts tun. Worauf die Damen freundlich lächelten und nun wissen wollten, wo und was wir denn frühstücken wollten.
Zweifellos war es falsch gewesen, keine detaillierten Angaben gemacht zu haben, sonst hätten die beiden Kellner nicht den Inhalt zweier Kühlschränke auf- und das meiste davon wieder abtragen müssen; die Menge hätte nämlich ausgereicht, eine komplette Fußballmannschaft nach zwei Stunden Intensivtraining abzufüttern.
Nur Susanne vermisste etwas, nämlich Joghurt. Als bekennende Frühstücks-Verweigerin, die sich in den Vormittagsstunden vorzugsweise von Kaffee und Zigaretten (immer noch!) ernährt, hatte sie uns und vor allem ihrer besorgten Mutter versprochen, wenigstens jetzt im Urlaub morgens eine solide Grundlage zu schaffen, um möglichen Strapazen gewachsen zu sein. Welcher Art die sein würden, hatten wir allerdings nicht auflisten können, wir waren ja zum ersten Mal in der Wüste (Bus fahren wie seinerzeit in Israel auf asphaltierter Straße querdurch gilt nämlich nicht), doch eine Portion Jogurt würde zumindest den Einstieg in die »solide Grundlage« bedeuten.
»Was meint ihr, ob die hier Kamelmilch nehmen?« Und nach kurzem Zögern: »Haben wir überhaupt eine zusätzliche Krankenversicherung?«
Wenig später wurde vor Susannes Platz ein Sortiment unterschiedlichster Jogurt-Sorten abgestellt, die aufgrund der Deckelaufschriften aus einem halben Dutzend verschiedener Länder stammen mussten. Ein Produkt aus Kamelmilch war offensichtlich nicht darunter.
»Und ich habe gedacht, in diesem heißen Klima, wo man sowieso keinen großen Appetit hat, könnte ich endlich meine zwei Gänsebraten-Kilo runterkriegen«, jammerte Steffi, ihren Teller mit frischen Ananas- und Mango-Scheiben beladend, »das schaffe ich hier ja auch wieder nicht!«
»Doch – solange du beim Obst bleibst!« Diesen Rat hätte ich allerdings auch selber beherzigen sollen!
Wir hatten uns gerade zum Aufbruch entschlossen, als neue Gäste auf die Terrasse geführt wurden – zwei männliche diesmal, gepflegtes Mittelalter der eine, sehr blond und auch sehr jugendlich der andere, vermutlich Vater und Sohn. Höfliches Grüßen auf beiden Seiten, wir standen auf, die Herren nahmen Platz, der immer sehr informationsbedürftige Hannes erfragte noch die Nationalität der Neuankömmlinge (es waren südafrikanische Holländer oder holländische Südafrikaner, jedenfalls waren sie in dem einen Land geboren und lebten im anderen), und dann endlich verließen wir die gastliche Stätte. Dass Jan und Hendrik ihre Frühstückseier Händchen haltend zu löffeln pflegen, kriegten wir erst am nächsten Morgen mit.
»Womit fangen wir an?«, wollte Steffi wissen, als wir etwas ratlos in der bereits glühenden Sonne standen.
»Mit Koffer auspacken!«
»Du bist immer so furchtbar prosaisch!«, beschwerte sie sich. »Aber die paar Sachen wegräumen dürfte wohl keine tagesfüllende Tätigkeit sein.«
»Natürlich nicht«, gab ich zu, »nur meine Hosen müssen endlich auf Bügel, ich will meine eigene Zahncreme haben und nicht diese widerlich süße Firmenspende aus dem silbernen Tübchen, und außerdem brauche ich andere Schuhe. In diesen hier schleppe ich schon jetzt
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