Geht das denn schon wieder los?
nie richtig wach.«
»Munter bin ich noch lange nicht, ich befinde mich erst in der Anlaufphase und habe zwar Hunger, hasse jedoch alle Varianten von Matratzen-Frühstück! Wer nie sein Brot im Bette aß, weiß nicht, wie Krümel pieken!«
»Dann bestell dir doch Pfannkuchen!« Sie verschwand in der Dusche, steckte aber noch mal den Kopf durch die Tür. »Hast du schon was von den beiden anderen gehört?«
»Gehört nicht, aber gesehen. Steffi ist bereits im Anmarsch.« Ich hatte gerade die schweren Vorhänge etwas zur Seite geschoben und meine Tochter erblickt. »Sie sieht auch ziemlich verhungert aus!«
Wenigstens war mir noch Zeit geblieben, ein Paar leichte Hosen aus dem Koffer zu ziehen und ein Polohemd, bevor es zaghaft klopfte. »Seid ihr wach?« Und nachdem ich die Tür geöffnet hatte: »Wieso ist hier noch alles dunkel? Du ahnst ja gar nicht, was euch entgangen ist! Im Laufe der letzten Stunde habe ich mich aus rein meteorologischen Gründen schon viermal umgezogen. Mach doch endlich die Gardinen auf!«
Sie tat es sogar selbst, entriegelte auch gleich die Glastür und schob sie zur Seite. »Komm bloß mal raus, das ist einfach irre!«
Unser Zelt war umgeben von einer ungefähr zwei Meter breiten Teakholz-Terrasse, die sich auf einer Seite verbreiterte, so dass zwei Bambusliegen bequem Platz fanden. Und gleich dahinter lag unser ganz privater Pool! Es gab ihn also wirklich; zwar nicht größer als drei Meter im Quadrat, doch zum Abkühlen völlig ausreichend.
»Am liebsten wäre ich noch gestern Abend reingesprungen«, sagte Steffi, »aber das Wasser ist lausig kalt. Halt mal die Hand hinein!«
Ich tat es und zog sie gleich wieder zurück. »Das ist ja kurz vor dem Gefrierpunkt! Wieso eigentlich? Hier knallt doch ständig die Sonne drauf!«
»Von wegen!« Sie rollte eine der beiden Liegen in den Schatten und setzte sich. »Als ich heute Morgen wach geworden bin, war’s zum Aufstehen noch viel zu früh; Macht der Gewohnheit vermutlich, ist ja logisch, jedenfalls konnte ich nicht mehr einschlafen, also bin ich aufgestanden und auf die Terrasse gegangen. Und ob du es glaubst oder nicht, ich habe nichts gesehen! Alles war neblig, aber nicht so grau wie bei uns – nein, da stand eine dichte gelbe Wand vor mir, gerade mal den nächsten Palmwedel konnte ich schemenhaft erkennen … es war irgendwie so unwirklich still, richtig gespenstisch. Und saukalt! Also bin ich wieder rein, habe mich unter der heißen Dusche aufgewärmt, meine Jogginghose rausgekramt, die ich immer nach dem Tauchen anziehe, Pullover drüber und dann zurück auf die Terrasse. Dort war der Nebel inzwischen durchsichtiger geworden, euer Zelt konnte ich erkennen, die weiter hinten liegenden kamen auch allmählich zum Vorschein, außerdem war die Sonne rausgekommen und das Thermometer gestiegen. Also wieder zurück ins Bad, Klamotten aus, Jogginghose gegen Slacks getauscht, Pulli gegen Bluse, grunzenden Hannes beschwichtigt, der natürlich wach geworden war, Vorhänge aufgezogen, und plötzlich war alles wieder da. Kein Nebel mehr, stattdessen Sonne pur … also Slacks gegen Shorts gewechselt, statt der Bluse das neue Top angezogen und mit Buch raus auf die Liege. Zehn Minuten später erscheint Hannes auf der Bildfläche, behauptet, Hunger zu haben, behauptet außerdem, in längstens zehn Minuten ausgehfertig zu sein und verschwindet im Bad. In kurzen Hosen geht man aber nicht in den Speisesaal, das hat mir meine Mama beigebracht, also Shorts wieder aus- und lange Hosen angezogen und das Top gegen ein artiges T-Shirt mit Ärmeln getauscht.« Beifall heischend sah sie mich an. »Dabei hatte ich mir doch tatsächlich eingebildet, hier in der Wüste spiele das Outfit die geringste Rolle!«
»Das wird wohl nicht der einzige Irrtum bleiben!«, vermutete ich. »Sieh lieber nach, was Hannes macht, die zehn Minuten sind doch längst vorbei.«
»Wahrscheinlich sucht er noch immer seinen Rasierapparat.«
Inzwischen war auch Susanne präsentabel. »Habt ihr mal auf die Uhr gesehen? Aus leidvoller Erfahrung weiß ich, dass die gastronomische Frühstückszeit überall Punkt zehn endet. Jetzt ist es dreizehn Minuten vor zehn!«
Endlich hatte auch Hannes auf Stefanies Handtuchsignale reagiert und sich in Marsch gesetzt; eine verbale Kommunikation hatten wir im Hinblick auf die Entfernung zwischen unseren Pseudozelten gar nicht erst versucht, obwohl wir doch die einzigen Gäste waren. Das zumindest hatte uns Scheherazade gestern noch verraten,
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