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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Schule gelernt, dass Kamele Passgänger sind. Sie setzen nicht wie Pferde, Kühe, Elefanten, Wasserbüffel und was man sonst noch als Reittier benutzen kann, abwechselnd auf jeder Seite einen Fuß voran, sondern erst die beiden rechten Füße, dann die beiden linken, dann wieder die rechten … und das schaukelt! Aber wie! Es ist ja schon eine Kunst, nicht gleich beim Aufstehen dieser seltsamen Tiere runterzufallen – lichte Höhe etwa zweieinhalb Meter –, denn erst fliegt man nach hinten, sobald das Tier auf die Knie geht, danach abrupt nach vorn, weil es in einem Zug die langen Hinterbeine ausfährt, und schließlich gibt es noch mal einen Ruck nach hinten, denn jetzt hat es sich auch vorne zu voller Größe aufgerichtet und setzt sich sofort in Bewegung.
    Ich hatte schon mal erwähnt, dass die ganze Hotelanlage auf einem leicht hügeligen Gelände errichtet wurde, ob wegen der Optik oder aus welchen Gründen auch immer, bleibt dahingestellt, jedenfalls standen unsere Zelte ganz oben, und damit wir nicht etwa zu weit laufen mussten, hatte man die Kamele gleich nebenan geparkt. Also mussten sie mit uns auf dem Rücken erst einmal hügelabwärts bis zum großen Pool, und von dort aus sollte es weitergehen zur Oase.
    An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern – Steffi behauptet, ich hätte sie verdrängt! – aber ich weiß noch genau, dass ich vom ersten Schritt an gezetert hatte, ich wolle runter von dem Vieh, bevor ich seekrank werden würde, lieber ginge ich zu Fuß, und wer denn auf die idiotische Idee gekommen sei, Urlaub in der Wüste zu machen, wo man in der heißen Sonne auf einem unbequemen Tier zu einer Oase reiten müsse, die man gar nicht sehen will … und bei jedem Wort flog ich abwechselnd halb rechts nach vorn und dann wieder halb links nach vorn, je nachdem, auf welcher Seite mein Reittier gerade seine Füße setzte; der Ruck nach vorn war eine Zugabe dank des abfallenden Geländes. Ich sah mich schon kopfüber aus dem improvisierten Sattel fliegen, denn es gab ja nichts zum Festhalten, also krallte ich mich irgendwie in diesem Stück Orientteppich fest und verlangte, dass jemand mein Kamel anhielt, damit ich absteigen könnte. Die drei Beduinen verstanden aber kein Deutsch, vielleicht hielten sie mein permanentes Meckern sogar für eine Art Begeisterung; Susanne hatte schon überhaupt kein Mitleid mit mir (man erinnere sich an meine unorthodoxe Weckmethode!), Steffi klappte einfach ihre Ohren zu, und Hannes hatte genug mit seinem eigenen Kamel zu tun, denn das schnaubte Protest, und zwar sehr nachdrücklich. Immer wieder schüttelte es unwillig den Kopf, preschte plötzlich nach vorn, wurde von dem zu Fuß durch den Sand schlurfenden Beduinen wieder eingefangen, schnaubte weiter, und dann ging das Spiel von vorn los. Verstehen konnte ich das arme Tier durchaus, denn Hannes ist nun mal kein Leichtgewicht. Allerdings hatte ich wenige Tage später ein Kamel gesehen mit sechs Autoreifen samt Felgen auf dem Rücken, und das hatte nicht geschnaubt!
    Ganz plötzlich ging das Ruckeln in ein gleichmäßiges Wiegen über; das Gelände war eben geworden, und an dieses sanfte Schaukeln hatte ich mich im Nu gewöhnt.
    »Wolltest du nicht absteigen?«, erinnerte Steffi, als wir an der letzten hoteleigenen Palme vorbeizogen und damit die Zivilisation hinter uns ließen. »Von hier schaffst du es noch ohne Kompass zurück zum Zelt.«
    Natürlich überhörte ich diese Worte, klopfte meinem Dromedar sanft auf den Hals, was dieses offenbar als Aufforderung ansah, sich nunmehr an die Spitze der Karawane zu setzen, aber der scheinbar im Halbschlaf vor sich hin trottende Beduine hatte doch aufgepasst und zog es wieder zurück an seinen Platz.
    Kamelreiten macht Spaß! Zwar ist es auf Dauer ein wenig eintönig, wenn man rechts nur leicht hügeliges Gelände sieht mit nichts als Sand, und links auch bloß Sand, der sich an manchen Stellen zu Hügeln türmt, nur hin und wieder gibt es irgendein halb verdorrtes Gestrüpp, das merkwürdigerweise in dieser unwirtlichen Gegend überlebt. Allmählich wurde das Grün jedoch zahlreicher und üppiger, wir umrundeten einen weiteren Hügel, und plötzlich gab es Bäume, die dichten Schatten warfen, es gab Mücken, die hier Moskitos heißen und noch hinterhältiger sind als unsere heimische Spezies, es gab eine Wasserstelle, die jedoch im Gegensatz zu den Oasen von Kara Ben Nemsi Effendi (Karl-May-Kenner wissen, wen ich meine!) keineswegs zum Bade luden, und es gab

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