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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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einen Jeep, dessen Fahrer vor sich hin döste. Er bringe die Getränke, erläuterte er, während er zwei große Kühltaschen auslud, und dann werde er die Lady ins Hotel zurückbringen, die nicht mehr reiten wolle.
    Welche Lady meinte er denn? Und wie hatte er von ihrem anfänglichen Protest erfahren? Und als letzte Frage mit schon integrierter Antwort: Wozu wohl hatte Greg ein Walkie-Talkie dabei?
    Das Absteigen von einem Kamel ist genauso gewöhnungsbedürftig wie das Aufsteigen, nur geht es in umgekehrter Reihenfolge vor sich. Oder doch nicht? Immerhin ist man jetzt daran gewöhnt, dass man ein bisschen hin- und hergeschoben wird, und die ersten Schritte auf festem Boden stakst man etwas breitbeinig durch die Gegend, danach geht sich’s aber wieder ganz normal.
    »Für Leute mit Bandscheibenvorfall ist diese Art der Fortbewegung nicht gerade empfehlenswert«, sagte Hannes, bevor er auf einen Zug eine Halbliterflasche Mineralwasser leerte.
    »Hast du denn einen?«, wollte ich wissen.
    »Nein. Aber ich könnte ja einen kriegen.«
    Viel kann man in so einer Oase, die eigentlich kaum mehr ist als ein größeres Wasserloch, nicht unternehmen. Wir hockten im Sand, rätselten über die Namen der Bäume, von denen wir lediglich wussten, dass es
keine
Palmen waren, und warfen verstohlene Blicke zu den zwei Holländern, die sich gegenseitig Gummibärchen in den Mund schoben. »Vielleicht sind’s doch bloß Vater und Sohn«, überlegte Steffi halblaut, »der Hendrik ist mindestens fünfzehn Jahre älter.«
    »Logisch!« Hannes köpfte die zweite Wasserflasche. »Einer muss ja den Aufenthalt hier bezahlen!«
    Etwas abseits standen Greg und Susanne, beide scheinbar in die Betrachtung eines grünen Stängels mit zwei Blättern vertieft, wobei zumindest Gregs Blicke mehr seiner Zuhörerin galten als dem botanischen Anschauungsobjekt; Susanne wiederum widmete sich dem Grünzeug mit ungewöhnlichem Interesse, dabei hatte sie doch erst unlängst erwähnt, für Botanik überhaupt nichts übrig zu haben, gerade noch eine Rose von einer Tulpe unterscheiden, aber Dahlien und Aralien schon vom Namen her kaum auseinander halten zu können.
    »Die eine steht im Garten, die andere auf’m Fensterbrett!«, hatte ich gesagt, aber auch das hatte Susanne nicht sonderlich interessiert.
»Muss
ich das wissen?«
    Nein, muss sie natürlich nicht, dafür kann sie aber auf Anhieb sagen, in welcher Schmerztablette oxyethylierter Stearylalkohol enthalten ist, und das weiß ich nun wieder nicht! Ich kann’s ja nicht mal aussprechen!
    Jedenfalls war ich überzeugt, dass Susannes plötzliches Interesse für die Wüstenflora nicht von ungefähr kam, und ich hatte Recht gehabt; allerdings hatte ich in die falsche Richtung gedacht.
    »Er sieht ja wirklich gut aus, ist auch so ein netter Kerl, nur absolut nicht mein Fall«, meinte sie abends, als wir noch auf unserer privaten Terrasse saßen, die Beine in unseren privaten Pool baumeln ließen und den Mond an der verkehrten Stelle am Himmel suchten, »es tut ja gut, mal wieder richtig angeschwärmt zu werden, aber der Junge ist dreiunddreißig und hat die Mentalität eines Zwanzigjährigen! Allmählich geht er mir auf den Geist. Inzwischen kenne ich schon seine ganze Lebensgeschichte einschließlich seines Stammbaums bis zurück zu denen, die noch draufgesessen haben.«
    Arme Susanne! Und das alles auf Englisch!
    Zurück zur Oase: Ausgiebig mit Mineralwasser getränkt, wahlweise auch mit Cola oder einem grünlich schimmernden Gebräu, das entgegen Steffis Vermutung
nicht
aus dem Wasserloch stammte, bestiegen wir wieder unsere vierbeinigen Taxis und ließen uns nach Hause schaukeln.
    Empfangen wurden wir vom Hotelfotografen, der erst die ganze Karawane von allen Seiten ablichtete und dann zu Einzelaufnahmen überging, dabei hatten wir schon selbst genug herumgeknipst. Zum Glück gab es damals noch nicht diese Digitalkameras, die inzwischen jeder zweite Urlauber mit sich herumträgt. Früher blätterte man noch im Fotoalbum oder musste Dia-Abende über sich ergehen lassen, wenn Tante Anneliese die Ausbeute des letztjährigen Korfu-Urlaubs und der Studienreise nach Dresden einschließlich Besuch der Semper-Oper vorzuführen wünschte; dann wurde immer »Blick auf den Mont Blanc bei Sonnenuntergang« in Öl abgehängt, weil das die einzige weiß tapezierte Wand im Wohnzimmer war, die drei anderen hatten Streublümchenmuster. Das war doch noch richtig gemütlich gewesen, und wenn jemand dabei einschlief, fiel

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