Geht das denn schon wieder los?
dieses Landes zeigen und uns hoffentlich ein bisschen »orientalisches Flair« vermitteln können – was immer man darunter auch verstehen wollte. Vorgesehen waren Rundfahrten und Besichtigungen, individuelle Wünsche müssten vor Ort abgeklärt werden, Verpflegung und Trinkgeld seien im Pauschalpreis nicht enthalten.
So zumindest hatte Reisebüro-Julis Vorschlag gelautet, und wir hatten alles akzeptiert, zumal wir ohnehin keine Ahnung gehabt hatten, was genau man in Dubai und Umgebung besichtigen sollte oder unbedingt gesehen haben musste. Das ist in Europa ja ganz anders! Da lässt sich jeder Paris-Tourist auf den Eiffelturm baggern, besucht Notre Dame, den Louvre und die Champs Elysées, in Wien sind es der Prater und die Spanische Hofreitschule, in London der Tower und in München auf jeden Fall das Hofbräuhaus. Doch was beguckt man sich in den Emiraten? Vielleicht eine Ölpipeline?
Wie üblich übernahm Susanne die Präliminarien, informierte Hussein über Namen und Verwandtschaftsverhältnisse seiner künftigen Fahrgäste, und weil sein Englisch schon damals sehr viel besser war als meins, werden die ursprünglich in drei bis vier Sprachen – Hussein kauderwelscht sogar Französisch und ein bisschen Japanisch – geführten Mono- und Dialoge einschließlich diverser Streitgespräche künftig in Deutsch wiedergegeben.
Schwierigkeiten hatte er nur mit unseren Familiennamen, also kürzte er sie ab, doch als er mich zum dritten Mal »Miss S.« titulierte, schlugen wir vor, uns beim Vornamen zu nennen, das sei einfacher. Von da an klappte die Sache reibungslos.
Eines vorweg: Die Tage mit Hussein waren nicht nur sehr informativ, sie machten auch Spaß. Der Bursche hatte Witz und einen ziemlich schrägen Humor, und sobald er herausgefunden hatte, dass wir ganz verträgliche Zeitgenossen waren, kamen wir prima miteinander aus.
Getestet hatte er uns gleich in den ersten Minuten, und das bei dem großen Kreisverkehr mit seinen Wegweisern in alle Himmelsrichtungen. Vorgesehen war nämlich ein Besuch der Oase Al-Ain, wo wir mit einer anderen Gruppe zusammentreffen sollten, gemeinsam einen archäologischen Park durchwandern sowie den Kamelmarkt besichtigen würden und danach irgendein historisches Bollwerk, von denen es bei uns zu Hause aber auch eine ganze Menge gibt. Also bitte keine alten Trümmer, lieber eine dieser wunderschönen Moscheen besuchen. Wir waren ja dank eigenem Taxi autark. Und genau das schien Hussein nicht zu begreifen »Wo wollen Sie jetzt hin? Nach Al-Ain? Warum?«
Hannes erläuterte das Besichtigungsprogramm. »Wir treffen uns dort noch mit anderen deutschen Touristen.«
Hussein: »Treffen? Wo?«
Hannes: »Keine Ahnung. Ich denke, das wissen
Sie!«
Hussein: »Ich weiß gar nichts, bin nur der Chauffeur. Wo entlang geht es nach Al-Ain?«
Hannes, langsam ungeduldig:
»Sie
sind doch unser Fahrer!«
Hussein: »Ich fahre ja, Sie müssen mir nur sagen, wohin!«
Hannes: »Nach Al-Ain!«
Hussein: »Ist das immer geradeaus? Die Schilder kann ich nicht gut lesen, ich habe kurze Sicht.«
Hannes: »Sie sind kurzsichtig?«
Hussein: »Macht aber nichts, ich habe gutes … wie sagt man? Gefühl für orientieren.«
Natürlich lieferte er uns ohne Umwege am Eingang zum Park ab, wo wir uns zu der bereits wartenden Bus-Truppe gesellten; sie war aus einem der vielen Strandhotels herangekarrt worden und schien überwiegend aus Rheinländern zu bestehen, die ganz offensichtlich schon mehrere Touren hinter sich gebracht hatten.»Heidiii, wie wor dat noch ens mit dem Harald singe verjessene Handdoch? Hät ihr dat widderkräje?«
Während wir, in jeder Hand eine Wasserflasche, bei sengender Hitze durch den nahezu schattenlosen Park schlappten, unbekannte Gewächse und ein rekonstruiertes Rundgrab besichtigten, indem wir es dreimal umkreisten und trotzdem von jenem dort angeblich ruhenden Heiligen nicht erleuchtet wurden, was gelegentlich schon vorgekommen sein soll, nahm unser Taxifahrer auf dem Parkplatz sein Auto auseinander. Hannes hatte nämlich behauptet, den Ehering im Wagen verloren zu haben. »Der wird heruntergerutscht sein, während ich den Sitz verstellen wollte. Oder vorher, als ich mit meiner Frau den Platz getauscht habe … irgendwo muss er ja sein, vielleicht steckt er in einem von den Polstern … Könnten Sie wohl mal nachsehen?«
Er baute gerade den Beifahrersitz wieder ein, als wir den Rundgang beendet hatten und Hannes ihm auf der flachen Hand den Ring präsentierte. »Ich hatte
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