Geht das denn schon wieder los?
muss aufs Klo.«
Dieser Satz, der einen in jeder deutschen Stadt Ausschau halten lässt nach einem Kaufhaus, einem Café oder einem dieser modernen Toilettenhäuschen – in ländlichen Gegenden genügt manchmal auch blickdichtes Grünzeug – löste in den nächsten Tagen immer blankes Entsetzen aus. Wir orderten morgens keinen Kaffee mehr, der schmeckte sowieso nicht, beschränkten uns auf eine einzige Tasse Tee, wir tranken weniger als empfohlen und nutzten jede Gelegenheit, um es wieder loszuwerden, auch wenn es noch gar nicht nötig gewesen wäre. Öffentliche Toiletten sind in Dubai so selten wie die Perle in der Auster, was schon allein daraus ersichtlich ist, dass dieser Begriff in keinem Wörterbuch oder Reiseführer enthalten ist. Toiletten gibt es lediglich im »modernen«, also gerade mal seit zweieinhalb Jahrzehnten bestehenden neuen Dubai mit seinen Glaspalästen, seinen klimatisierten Restaurants und den nach amerikanischen Vorbildern errichteten Shopping-Malls – nicht jedoch im ursprünglichen Teil des Emirats. Sogar im Gold-Souk vermissten wir jene dezenten Hinweisschilder, also trabten wir flotten Hufes zurück zum Shopping-Center und wagten erst danach einen Vorstoß in den alten Stadtteil.
Er ist fremdartig und exotisch mit seinen meist nur einstöckigen weißen oder sandfarbenen Häusern und den flachen Dächern. Die Zeit scheint dort spurlos vorübergegangen zu sein, denn schon vor vielen hundert Jahren haben die Bewohner mit dieser Bauweise der heißen unwirtlichen Gegend getrotzt und tun es immer noch. Vermutlich gibt es auch hier inzwischen Strom und fließend Wasser, Dubai ist ein reiches Emirat, aber Reste alter Ziehbrunnen findet man hier und dort heute noch.
Die Sonne knallte vom wolkenlosen Himmel herab, die geleerten Wasserflaschen waren in einem winzigen einheimischen Laden schon lange durch volle ersetzt worden, die wurden aber auch zusehends leerer, und damit begann das sanitäre Problem! Wo um alles in der Welt kann man denn hier, wenn man mal muss?
Ich weiß nicht, wie die Einheimischen das handhaben, will’s auch gar nicht wissen, denn ab und zu hatten wir schon kleine Rinnsale übersprungen, deren Ursprung uns so lange nicht interessiert hatte, bis Steffi nach einem misstrauischen Blick auf diese irgendwo versickernde Flüssigkeit meinte: »Ob das hier wohl die örtliche Kanalisation ist?«
Wahrscheinlich war sie es nicht, aber selbst wenn … auch in orientalischen Ländern pflegt man bestimmte Tätigkeiten nicht coram publico zu erledigen, sondern in geschlossenen Räumen. Sofern man welche hat. Aber was, wenn nicht?
Bis dato hatte ich nur zweimal in meinem Leben ein Mann sein wollen oder wenigstens ein angehender, und das war damals in Berlin gewesen, als ich mich auf eine Keilerei mit Buddelkasten-Intimfeind Ulli eingelassen hatte und feststellen musste, dass er viel stärker war, und dann noch einmal zwei Jahrzehnte später in Hamburg nahe der Reeperbahn, als mir mein frisch angetrauter Ehemann den Zutritt zu einer ganz bestimmten Straße verweigert hatte, weil »Frauen dort normalerweise nicht reingehen«.
Zum dritten Mal verspürte ich den Wunsch nach einer zumindest vorübergehenden Geschlechtsumwandlung in jenem Augenblick, da Hannes hinter einem verrottenden Mauerrest verschwand und wenig später sichtlich erleichtert wieder zum Vorschein kam. Für uns andere war diese Rückzugsmöglichkeit indiskutabel, die Nische war viel zu schmal, zu niedrig und außerdem von zwei Seiten einsehbar.
»Ohne Pampers gehe ich nicht mehr aus dem Hotel!«, gelobte Stefanie, nachdem wir mit hängender Zunge endlich in die Zivilisation zurückgekehrt waren, in diesem speziellen Fall war es die Städtische Bibliothek gewesen.
Das Abendessen haben wir übrigens im Hotelrestaurant eingenommen; der vermeintliche Coffee-Shop war nämlich gar keiner! Und das Schild mit dem Pfeil und der silbernen Schrift LAVATORY haben wir nicht aus den Augen gelassen!
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Kapitel 13
I ch heiße Hussein!«, sagte Hussein, ein dunkelhäutiger, sympathisch aussehender junger Mann in Jeans und persil-weißem T-Shirt. Die langen schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, in einer Hand die Sonnenbrille, in der anderen eine Zigarette, stand er wartend neben einem Taxi. »Ein wennik ich spreche deutsch, but my english is much better! I am Egyptian and I am your taxi-driver wherever you want to go!«
Alles klar! Drei Tage lang würde uns dieser offenbar recht muntere Twen alles Sehenswerte
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