Geht's noch?
den Prominenten. Sie hatte sich nicht für ein Leben vor den Kameralinsen entschieden. Eigentlich hatte sie vorsätzlich eines hinter den Kulissen gewählt, doch in der Gesellschaft von Roper konnte sie einfach nicht dort bleiben.
»Ich muss auch den Rest lesen.« Sie faltete die Zeitung auf halbe Größe zusammen und räusperte sich. »Amy Stone, Nichte des Sportagenten Spencer Atkins und frischgebackene Werbeberaterin in der Agentur The Hot Zone, bemüht sich nach Kräften um Angehörige, die wegen des Verdachts auf terroristische Handlungen an Bord eines Flugzeugs verhaftet wurden …«
»Ach, gib her«, knurrte er, packte die Zeitung und warf sie angewidert in den Recycling-Müll.
Vorher hatte sie jedoch noch einen Blick auf das Foto unter dem Artikel erhaschen können. »Das sind eindeutig wir«, sagte Amy. Sie schüttelte ihren Kopf und seufzte.
»Ich finde die Aufnahme eigentlich ganz gelungen«,
erklärte Roper. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als wäre gar nichts Aufregendes geschehen.
Als ob zwei ältere Damen mit dem Hang, für Schwierigkeiten und öffentlichen Wirbel zu sorgen, in diesem Moment überhaupt nicht in seinem Gästezimmer damit beschäftigt waren, sich zurechtzumachen, um mal kurz durch die Straßen von New York zu ziehen . Wahrscheinlich lauerten zur gleichen Zeit draußen bereits Leute mit Kameras vor dem Haus. Womöglich hatten sie sogar gesehen, wie Amy angekommen war. Sie hatte zwar keinen bemerkt, aber das wollte offenkundig nichts heißen.
»Ich habe am Flughafen überhaupt niemanden mit einer Kamera gesehen«, meinte Amy. Dennoch gab es eine Aufnahme, die sie zeigte, wie sie gestern das Flughafengebäude verließen.
Bei der Vorstellung, sich mit noch mehr Fotografen, Enthüllungsbildern, Gerüchten und Anspielungen auseinandersetzen zu müssen, wurden ihre Hände schweißnass.
»Es kann mit einem starken Zoom aufgenommen worden sein oder mit einer Handykamera. Zumindest wissen wir diesmal, wer angerufen hat. In den meisten Fällen ist mir sonst schleierhaft, wie sie mich überhaupt haben finden können.« Er kannte ihre Probleme mit der Presse nur zu gut und betrachtete sie besorgt.
Sie antwortete nicht. Sie war viel zu vertieft in Überlegungen, wie sich weitere Fotogelegenheiten künftig vermeiden ließen.
»Jeder versucht doch heutzutage nebenbei noch irgendwie ein paar Dollar zu verdienen«, meinte Roper schließlich.
»Und zwar mit meinem taufrischen Prominentenstatus, richtig?« Seit Silvester war sie dank ihrer Verbindung zu John Roper irgendwie zu einer Person des öffentlichen Interesses geworden.
An dem Naturtalent ihrer Mutter, Ärger anzuziehen, konnte Amy ihm allerdings nicht die Schuld geben. Amy hatte die Auswirkungen davon schon einmal erlebt und dabei ihren Job verloren. Aber sie konnte sich die brisante Mischung aus Roper und ihrer Mutter, die sie beide ins Scheinwerferlicht zerrten, einfach nicht leisten. Da ihr Onkel Spencer ein ebenso enges Verhältnis zu ihrer Mutter und ihrer Tante unterhielt wie Amy selbst, würde sie in diesem Fall bestimmt nicht gefeuert werden, doch der Gedanke, erneut zur Zielscheibe des öffentlichen Gespötts zu werden, nachdem sie dies so viele Jahre erfolgreich hatte vermeiden können, bereitete Amy mehr als nur Kopfschmerzen. Der Gedanke drehte ihr den Magen um.
Sie bemerkte, dass Roper sie beobachtete und zu erkennen versuchte, was ihr durch den Kopf ging. »Es ist einfach idiotisch, wie sehr sich die Presseleute darauf stürzen, dass ich deine Freundin sein soll«, sagte sie in dem Versuch, ihre Reaktion auf eine für ihn nachvollziehbare Weise zu erklären.
»Das ist es doch gar nicht, was dich beschäftigt«, erwiderte Roper.
Sie beugte sich in ihrem Stuhl nach vorn. »Und was beschäftigt mich wirklich?«, fragte sie. Da er doch anscheinend dachte, sie so gut zu kennen.
»Ganz sicher bin ich mir noch nicht. Aber ich werde es dich wissen lassen, sobald ich es herausgefunden habe«, sagte er.
»Vielleicht hängt es ja damit zusammen, dass du die Leute ständig in dem Glauben bestärkst, wir seien ein Paar, obwohl du doch weißt, dass es nicht stimmt.«
Er grinste dieses sexy, überlegene Lächeln, das sie immer in den Wahnsinn trieb. »Davon weiß ich gar nichts.«
Und wegen dieser Dickköpfigkeit von ihm weigerten sich ihre Mutter, ihre Tante und die Presse beharrlich, Amys Beschwörungen zu glauben, dass sie und John lediglich befreundet waren. Vielleicht weil er es Amy so schwer machte, selbst an diese
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