Geht's noch?
Version zu glauben.
Er tat sein Bestes, sie mit seinem Charme in sein Leben zu locken und dort festzuhalten. Am Abend zuvor hatte er sie zum Dinner in das Restaurant seines Freundes in Little Italy geführt, jenes Lokal, das er auch für sein erstes Date mit Amy ausgesucht hatte. Sie wurde den Verdacht nicht los, dass er diese Wahl nicht allein wegen des guten Essens, sondern auch ganz bewusst wegen der gemeinsamen Erinnerungen getroffen hatte. Er hatte prompt von ihrem Lokal gesprochen, was natürlich sofort die Neugier ihrer Verwandten erregt hatte. Anschließend waren sie noch
ein wenig herumgeschlendert und er hatte sie zu italienischem Eis und Cannoli eingeladen.
Dann hatte er darauf bestanden, zuerst Amy an ihrem Apartment abzusetzen, damit ihre Mutter und ihre Tante ihre Neugier befriedigen und sehen konnten, wie sie wohnte. Amy hatte ihm erlaubt, das Kommando zu übernehmen, da es ihm mit vielen Ideen gelang, ihre Mutter und Tante auf Trab zu halten und müde zu machen. So sehr ihr seine dirigierende Art auch gegen den Strich ging, er entlastete sie damit spürbar und dafür war sie ihm dankbar.
Er war ein Gentleman. Ein höflicher, sexy Gentleman. Und um die altmodische Formulierung ihrer Mutter aufzugreifen, er warb um Amy mit Aufmerksamkeit, nicht mit Geld. Sie konnte sich zwar kein Nachgeben erlauben, aber es fiel ihr nicht leicht.
Gestern Abend hatte er beim Gehen seine Hand in ihre gleiten lassen, sodass sie sich ihm nicht entziehen konnte, ohne eine riesige Szene zu machen. Er hatte ihr beiläufig die Hand in den Rücken gelegt und wieder war es ihr nicht möglich gewesen, sich zu lösen. Nach einer Weile hatte sich die Berührung viel zu gut angefühlt, und sie wollte sie gar nicht mehr beenden. Später hatte sie noch immer voller Erregung über seine Berührung in ihrem Bett gelegen und sich danach gesehnt, dass er den Schmerz in ihrem Herzen und das schmerzvolle Verlangen, das beständig in ihrem Körper hämmerte, lindern möge. Sie vermisste ihn.
Genau das, was er offenkundig bezweckt hatte.
Aber dies war gewesen, bevor sie die Berichte in den Tageszeitungen gesehen hatte. Bevor die Wirklichkeit – die vergangene gemeinsam mit der gegenwärtigen – sie einholte. John Roper und ihre exzentrische, Skandale wie ein Magnet anziehende Mutter waren eine Kombination, die Amy sich nicht leisten konnte.
»Und was machen wir heute?«, fragte Roper.
Sie erhob sich von ihrem Stuhl. »Wir machen gar nichts. Ich habe mir den Tag freigenommen, um für das Unterhaltungsprogramm zu sorgen. Du wirst in den Kraftraum gehen oder zum Physiotherapeuten oder was auch sonst immer auf deinem Trainingsplan stehen sollte.« Wenn er nicht mit ihnen zusammen war, würden sie auch nicht seinetwegen von den Pressefotografen verfolgt werden.
Sie würde ihre Mutter und ihre Tante ein, zwei Tage lang beaufsichtigen, ihnen ein wenig Freude bereiten und sie dann ohne viel Federlesen zurück nach Florida schicken.
»Ich hab seit Wochen nicht einen Tag meiner Reha geschwänzt, und das weißt du genau. Um vier heute Nachmittag habe ich einen Termin, und den werde ich auch wahrnehmen. Bis dahin dachte ich, wenn du noch nichts anderes geplant hast, könnten wir vielleicht gemeinsam die Freiheitsstatue besichtigen. Danach kannst du mit Ihnen dann hierher zurückfahren, damit sie vor dem Abendessen ein wenig Ruhe bekommen, während ich zur Behandlung gehe.«
Das Telefon klingelte, bevor sie ihm noch widersprechen konnte, und Roper nahm nach dem ersten Klingeln schon den Hörer ab. »Hallo?«, sagte er und hörte dann zu.
»Hi, Mom. Ich habe ihm Moment wenig Zeit. Ich habe Besuch«, sagte er.
Amy beobachtete ihn interessiert. Er war auch gestern Abend von seiner Mutter und seiner Schwester angerufen worden, aber verglichen mit der panischen Ergebenheit, die er zu Beginn ihrer Bekanntschaft in diesen Situationen an den Tag gelegt hatte, behandelt er sie jetzt auf deutlich andere Art.
»Ja, Amys Familie ist noch hier. Ja, wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch uns heute Abend gerne anschließen. «
Amy schreckte zusammen. »Nein!« Sie fuchtelte mit ihren Händen vor dem Gesicht, um ihm ihren Protest zu signalisieren. Auf keinen Fall würde sie sich auf ein solches Spektakel einlassen. Ein Aufeinandertreffen ihrer Angehörigen mit der berühmten Cassandra Lee würde genug Drehbuchstoff für zehn hochdramatische Szenen bieten. Amy fühlte die Sache ihrer Kontrolle entgleiten, und ihre Besorgnis wuchs, je länger sie darüber
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