Geht's noch?
hatte, der sich inzwischen aber keineswegs mehr sicher war, richtig gehandelt zu haben.
Was für ein Glück, dass sie keinen Sekt vertrug. »Du
bist ein netter Kerl, John«, sagte sie und nannte ihn bei seinem Vornamen.
»Ich mag es, wenn du mich so nennst.« Sein Gesicht errötete sogar ein wenig. »Und was den netten Kerl betrifft, so bin ich mir ziemlich sicher, dass dies zum ersten Mal passiert ist.«
Sie schlängelte sich aus der Decke, die er über sie gelegt hatte. »Ich sollte jetzt wirklich nach Hause gehen. Der Tagesportier wird mich ohne große Probleme reinlassen.« Hoffte sie zumindest. Sie stand auf, legte die Decke zusammen und ließ sie ordentlich gefaltet auf der Couch zurück. »Ich zieh mich nur rasch an und gebe dir die Sachen deiner Schwester zurück.«
»Kein Grund zur Eile. Warum trägst du sie nicht bis nach Hause und gibst sie mir zurück, wenn wir uns das nächste Mal sehen …«
Was bedeutete, dass er ein nächstes Mal wollte. Das tat sie auch, aber sie hatte immerhin einen Plan für ihr Leben aufgestellt. Gestern Abend hätte sie sich zwar fast, nicht zuletzt bedingt durch den Alkohol, von der Situation mitreißen lassen, aber jetzt musste sie auf die Bremse treten. Selbst wenn er wirklich der Mann war, den sie gestern kennengelernt hatte, und nicht der Showtyp von der Hochzeit, brauchte sie Zeit und Raum, um sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden, bevor sie eine Beziehung eingehen konnte.
Aber sie würde nun keinen riesigen Aufstand wegen einer großzügigen Geste machen. »Bist du sicher, dass es deiner Schwester nichts ausmacht?«
»Seit ihrer Verlobung ist sie nicht mehr über Nacht geblieben, und selbst wenn sie es wollte, sind noch reichlich Klamotten im Schrank. Glaub mir, es macht ihr nichts aus, wenn du dir ein paar Sachen ausleihst.« Er grinste zum Abschluss, ein sexy Lächeln, das sie umstimmen sollte und das funktionierte.
»Okay, aber ich werde ziemlich bescheuert aussehen, wenn ich diese Sweats zusammen mit meinen Stöckelschuhen von gestern Abend anziehe.«
»Du wirst süß darin aussehen, nicht bescheuert.« Er streifte mit dem Finger ihren Nasenrücken hinunter, direkt über die Sommersprossen, die ihr immer so peinlich waren, da sie ihr ein so jugendliches Aussehen verliehen. Er tat dies nicht zum ersten Mal, und die Geste fühlte sich mittlerweile unglaublich vertraut und sinnlich an.
»Entschuldige mich eine Minute, ja?«, sagte sie und schlüpfte rasch an ihm vorbei in Richtung Badezimmer, bevor ihr allzu bewusst wurde, wie attraktiv er mit nacktem Oberkörper und nur mit einer tief geschnittenen, nicht zugeknöpften Jeans bekleidet wirkte.
Seine Haare waren verwuschelt, entweder vom Schlaf oder weil er nur mit der Hand statt mit einem Kamm oder einer Bürste hindurchgefahren war. Schon früh am Morgen sah er umwerfend sexy aus, und sie musste sich einreden, es nicht zu bemerken, wenn sie hier schnell und ohne weitere Verwicklungen verschwinden wollte. Sie würde ihren Morgens-nachdem-nichts-passiert-ist-Abgang
nehmen und Tschüss auch.
»Amy, alles okay bei dir da drinnen?« Roper klopfte an die Badezimmertür und riss sie mit seiner besorgten Nachfrage in die Wirklichkeit zurück.
»Alles prima! Bin gleich draußen.« Sie putzte sich die Zähne mit einem Finger und irgendeiner pfefferminzhaltigen Paste, atmete tief durch und trat aus der Tür, um sich ihm wieder zu stellen.
Er hatte sich ein dunkelblaues Renegades-Sweatshirt und ein Paar Nike-Sneakers angezogen.
Kein bisschen weniger hübsch, dachte sie und verkniff sich ein frustriertes Stirnrunzeln.
Er schnappte sich die Schlüssel aus der Schüssel neben der Tür.
»Wohin gehst du?«, fragte sie.
Er zog die Augenbrauen zusammen. »Na, wohin wohl? Ich bring dich nach Hause.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich komm schon zurecht. Es ist ja jetzt helllichter Tag.«
»Und ich fühl mich wohler, wenn ich weiß, dass dein Portier dich wirklich ohne Schlüssel in dein Apartment lässt.« Sein Ton verbot jede Widerrede. Das Gleiche galt für die Tatsache, dass er einen Kleidersack aufnahm, in dem er offensichtlich ihr Kleid verstaut hatte. Er reichte ihr ihre Schuhe und wartete, während sie hineinschlüpfte.
»Ich komm mir albern vor«, zischte sie, als sie in den Flur hinaustraten.
»Eher hinreißend«, verbesserte er sie. Eine Hand auf ihren Rücken legend führte er sie zu einem der Fahrstühle, den sie rasch bestiegen.
Auf den verschiedenen Stockwerken kamen immer mehr Leute hinzu, sodass
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