Geht's noch?
Zusammenstoß mit der Presse am Neujahrsmorgen konnte Roper das Sehnen nach Ruhe und Ungestörtheit nur zu gut nachvollziehen.
»Vielleicht sollte ich mir auch eine Insel kaufen«, murmelte er vor sich hin. »Ach, stimmt ja, kann ich gar nicht. Schließlich bin ich scheiß blank und abgebrannt. « Na gut, er wusste, das war eine Übertreibung.
Sofort nach seinem ersten hochdotierten Vertrag hatte er sein Geld verdammt gut angelegt und für die Zukunft vorgesorgt. Er hatte nie zu jenen Sportlern zählen wollen, die ihr Geld aus dem Fenster warfen und die trotz einer erfolgreichen Karriere am Ende mit leeren Händen dastanden. Aber seiner Familie zerrann das Geld derzeit zwischen den Fingern, und er bildete die Quelle. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als besser aufzupassen – vor allem für den Fall, dass seine Karriere früher als geplant zu Ende ging. Er massierte seine Schulter und hoffte, die Reha und die Physiotherapie würden endlich greifen.
Nachdem er seinen Cappuccino – zubereitet in einer hochmodernen Maschine, die er vergangenes Jahr gekauft hatte – ausgetrunken hatte, entschied er, nicht bis zu seinem Treffen mit Micki am späten Vormittag warten zu können. Er griff nach seinem Handy, er musste jetzt sofort mit seiner besten Freundin sprechen.
Roper wollte lediglich ein paar grundsätzliche Informationen darüber, wie er Amy für sich gewinnen konnte. Wer sollte ihn da besser beraten können als Micki, die ihre Wohnung doch an Amy untervermietet hatte?
Ein Mädchen aus Florida, das nicht an Kameras und Scheinwerferlicht gewöhnt war, musste sein Status und sein Bekanntheitsgrad wahrscheinlich verschrecken, soviel war Roper bereits klar. Allerdings hatte er sich letzte Nacht auch gefragt, ob es wirklich so clever war, sich mit Amy einzulassen, wenn sie entgegen seiner ersten Annahme doch in New York wohnte und arbeitete. Ein Abend in ihrer Gesellschaft hatte ihm indes gezeigt, wie sehr sie sich von den Frauen unterschied, mit denen er normalerweise ausging. Er konnte nicht länger einfach weglaufen. Er war entschlossen, ihr zu beweisen, dass er all das nervige Theater, das ihn umgab, wert war, denn sie würden sich prima miteinander amüsieren können, das hatte er inzwischen erkannt.
Und Roper amüsierte sich gerne. Mann, genau das konnte er jetzt gebrauchen, und er wollte es gemeinsam mit Amy erleben.
Die Frau machte einen völlig verschreckten Eindruck, dachte er, während er beobachtete, wie sie vor den Fotografen und Journalisten, denen er telefonisch den Tipp gegeben hatte, fortlief und sich in das nächstbeste Taxi flüchtete. Sie trug eine Trainingshose, ein Sweatshirt und Stöckelschuhe. Eine lächerliche Kombination, dachte er. Ebenso lächerlich wie ihr Kleid von gestern Abend, das an Ropers Hand baumelte. Er kicherte. Es wurde auch Zeit, dass Roper sich in der Öffentlichkeit lächerlich machte.
Er würde dafür Sorge tragen, dass die Aasgeier auch in Zukunft genau wussten, wo Roper sich wann aufhielt, damit er in den Nachrichten blieb und die negativen Schlagzeilen kein Ende nahmen.
Die Hände in seine Manteltaschen schiebend wandte er sich ab und ging die Straße hinunter, fort von dem exklusiven Apartmenthaus und dem Schwarm von Paparazzi, der John Roper umzingelte und in Schwierigkeiten brachte.
4
NEUJAHRSTAG IN EINER neuen Stadt war ein ziemlicher Mist, dachte Amy und starrte die Wände ihrer kleinen Wohnung an. Sie konnte den Tag allein zu Hause eingepfercht verbringen, oder sie konnte mutig der Kälte trotzen und shoppen gehen. Zwar hatte sie sich unter Anleitung von Sophie und Annabelle bereits eine neue Arbeitsgarderobe besorgt, aber sie brauchte angesichts der anderen klimatischen Verhältnisse noch immer ein paar dicke Pullover und wärmere Sachen. Und selbst wenn diese Einkäufe nicht sonderlich dringlich waren, sich irgendwie zu beschäftigen, war es zweifellos. Was auch immer sie davon abhalten konnte, an John Roper und diesen Medienzirkus, der sein Leben begleitete, denken zu müssen.
Sie hätte sich heftig in den Mann verlieben können, soviel war ihr klar. Nicht nur, dass er einen erregenden Körper besaß und ihr mit seinen Küssen eingeheizt hatte, bis sie dahinschmolz und nach mehr lechzte, er war darüber hinaus rücksichtsvoll, kümmerte sich um seine Familie, Herrgott noch mal, er kochte sogar, und er hatte seine Wohnung selbst eingerichtet. Aber was der perfekte Anfang einer möglichen
Beziehung schien, war es nicht. Alles an John Roper und seinem
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