Geht's noch?
Tausend in Schönheitsoperation und Botox gesteckten Dollar rechtfertigen, dass sie weiter die junge Unschuld verkörpert.« Verärgert und frustriert schüttelte er den Kopf. »Das Traurige an der Sache ist, sie redet sich das inzwischen schon so lange ein, dass sie selbst daran glaubt.«
Auf der Suche nach ein wenig Verständnis blickte er zu Amy hinüber. Weiß der Kuckuck, warum er es ausgerechnet von ihr brauchte, wenn es ihm bei jedem sonst unwichtig war. Immerhin bemerkte sie seinen
Blick nicht, da sie zu sehr mit dem Anfertigen von Notizen beschäftigt war.
»Okay, erzähl mir mehr von deinem Bruder.«
Der Hilfskellner hatte ihre Teller abgeräumt, und nun servierte die Kellnerin ihnen die Hauptgänge. Das Reden über seine Familie hatte ihm gehörig den Appetit verdorben. »Ben braucht einen Job und ein eigenes Leben.«
»Kenn ich«, sagte sie und zeigte dabei mehr Mitgefühl, als er es seinem Bruder in letzter Zeit entgegengebracht hatte. »Ich habe so lange zu Hause gewohnt, es wurde einfach zu bequem. Vielleicht läuft das ja bei Ben schief, und ihm fehlt bloß der richtige Anstoß, um wieder in Schwung zu kommen.«
Das Gleiche hatte Roper auch gedacht.
»Hat er denn irgendwelche Joboptionen? Ich meine jetzt nicht als Investor, sondern seriöse Arbeitsplatzangebote, von denen du etwas weißt.«
Roper trank einen großen Schluck Wasser, bevor er bereit war, über Ben zu sprechen. »Ihn treiben so viele Hirngespinste um, er würde eine Chance nicht einmal erkennen, wenn sie ihm auf dem Goldteller präsentiert würde. Ich habe ja angeboten, mich ein wenig umzuhören, wo in einem passenden Umfeld etwa Stellen als Baseballcoach an einer Highschool offen sind. Er hat sicherlich genug drauf, um als Trainer zu arbeiten, er war bloß nicht konstant genug, um es als Profi zu schaffen. Ben war nicht einmal bereit, es in Betracht zu ziehen.«
»Wenn ihm das Geld ausgeht, wird ihm nichts anderes übrig bleiben. Warum gibst du mir nicht ein paar Adressen, und ich werde sehen, ob ich etwas für ihn finden kann.«
Roper sah sie zweifelnd an.
»Das ist schließlich mein Job, denk dran. Also los.«
Er rasselte die Namen einiger ehemaliger Spieler herunter, die inzwischen als Coaches arbeiteten und die eine offene Stelle für Ben haben könnten. Obwohl er seinen Bruder liebte, wurmte es ihn, seinetwegen um eine Gefälligkeit zu bitten, wenn er doch zugleich wusste, dass Ben derlei Bemühungen gar nicht zu schätzen verstand und wahrscheinlich selbst handfeste Angebote ablehnen würde, weil er sich dafür zu schade war.
»Sei auf allerlei gefasst. Ben wird es dir nicht leicht machen. Er wird auf der Ungerechtigkeitsnummer reiten, weil ich von meinem Vater das Talent erben konnte, während seiner keines besaß. Er liebt es, sich vorzumachen, was das Leben ihm alles noch schuldet, statt sich zu überlegen, wie er es sich verdienen kann.«
Amy schrieb noch immer. »Größenwahn«, sagte sie, ohne aufzublicken. Ihre Brauen hatten sich beim Schreiben vor Konzentration in Falten gelegt und ihre Lippen gespitzt. Diese Lippen zu küssen, wünschte er sich noch immer sehnlicher als zu atmen, aber er sagte sich, dass jetzt, da sie mit ihm arbeitete, der richtige Moment schon kommen würde.
Keiner von ihnen hatte bislang viel gegessen, aber
er spürte, dass ihr der Sinn nicht nach Essen stehen würde, solange sie die beabsichtigte Analyse seiner Familie nicht zu Ende geführt hatte.
»Bist du bereit, über Sabrina zu reden?«, erkundigte sie sich schließlich nach seiner Schwester.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dehnte sich. »Klaro. Bei ihr ist’s am einfachsten. Meine kleine Schwester heiratet einen anständigen Kerl. Einen stinknormalen Buchhalter. Im nächsten Herbst nach meiner Saison soll es so weit sein. Ich komme zwar für die Hochzeit auf, aber darin liegt das Problem nicht. Ich möchte ja zahlen. Sie hat das Beste verdient. Das Problem ist vielmehr, dass nicht sie über die Gestaltung ihrer eigenen Hochzeit entscheidet, sondern unsere Mutter. Oder zumindest bemüht sich Mom nach Kräften darum.«
»Ferngespräche?«
Er nickte.
»Jede Stunde ruft Sabrina mich an, weil Mom wieder so eine extravagante Idee hat, die Sabrina gar nicht will, die Mom aber für das Richtige hält. Sabrina möchte, dass ich vermittle, doch ich will ehrlich gesagt im Grunde nicht mehr, als am Ende diesen verdammten Scheck ausstellen.«
Amy kicherte. »Typisch Mann.«
Er grinste. »Ich versuch sie zu ignorieren, so gut
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