Geht's noch?
wahrnehmen würde. Roper sah sie voll Bewunderung und Dankbarkeit an
Sie zuckte mit den Achseln. »Das macht die jahrelange
Erfahrung in einer Seniorenanlage, schätze ich. Ich habe nur gespürt, dass sie das Gefühl haben muss, alles im Griff zu haben in ihrem Leben und ihrer Familie.«
»Tja, es hat funktioniert.« Roper kannte noch einen weiteren Grund, weshalb es Amy gelungen war, seine Mutter zumindest für heute zum Einlenken zu bewegen.
Dem Scharfsinn seiner Mutter war nämlich nicht verborgen geblieben, dass die Beziehung von Roper zu Amy mehr als nur geschäftlicher Natur war. Dies hatte sie nach ihrer ersten Begegnung mit Amy in seiner Wohnung bei einem kürzlichen Telefongespräch durchblicken lassen. Cassandra glaubte, ihr Sohn hätte eine Schwäche für Amy, und da seine Mutter sich mit Ropers Freundinnen stets gut zu stehen versuchte, wirkte sich dies zu Amys Vorteil aus.
Als er das einzige Mal mit einer Freundin nach L.A. gekommen war, hatte sie ihm die Gründe hierfür erklärt. Die Frau war von ihrer Intelligenz her nicht auf einem Level mit Amy gewesen und sie war seiner Mutter auf die Nerven gefallen, dennoch hatte Cassandra ganz die liebenswürdige Gastgeberin gegeben und war auf alle Wünsche der Frau, ob es sich um eine Shoppingtour auf dem Rodeo Drive oder um einen Besuch der Paramount Studios handelte, eingegangen und das alles nur, weil sie – wie sie später Roper erklärte – wusste, dass er schon bald die Lust an ihr verlieren würde.
Und das hatte er tatsächlich. Das hatte er immer.
Die Frauen, denen er bislang begegnet und mit denen er eine Weile ausgegangen war, hatten alle über nicht genug Tiefe oder Substanz verfügt, um bei ihm den Wunsch nach einer längeren Beziehung zu wecken.
»Zeit für den Arzt«, sagte Amy.
Er verdrehte die Augen angesichts ihres herrischen Tons. Er wollte ihr schon sagen, dass sie hier nicht das Kommando führte. Dass er seine Entscheidungen immer noch alleine traf. Das er sein eigener Herr war.
Bis ihm bewusst wurde, dass er ohne ihr Eingreifen seinen Arzttermin verschoben und sich nur noch weiter um seine Familie gekümmert hätte. Sie hatte ganze Arbeit geleistet und ihn auf Kurs gehalten. Verdammt noch mal, ihm gefiel ihr resolute, zupackende Art.
»Amy, hätten Sie nicht Lust, sich mit uns zu einem späten Lunch an diesem Nachmittag zu treffen?«, rief Sabrina aus, als sie zusammen mit ihrer Mutter ins Zimmer zurückkehrte.
Amy zögerte kurz und meinte dann: »Liebend gerne.« Sie warf ihm ein zufriedenes Grinsen zu.
So wie er Amy kannte, glaubte sie bestimmt, sie könnte ihm ein störungsfreies Arbeiten ermöglichen, wenn sie seine Mutter und Schwester besser kennenlernte und diese ablenken konnte.
Und sie hatte recht.
Das lachende Ende würde er allerdings für sich haben, denn während er den Orthopäden und den Physiotherapeuten besuchte, würde sie von seiner wissbegierigen Familie in die Mangel genommen werden.
Er sollte sie warnen, entschied sich jedoch dagegen. Amy wusste sich schon zu behaupten.
»Könnte ich dich noch kurz sprechen, bevor du gehst?«, fragte Amy.
Er nickte, und sie begleitete ihn zur Tür.
»Bist du bereit, dir das mit dem Gästehaus noch einmal zu überlegen?«, fragte sie.
Er schüttelte seinen Kopf. »Bis jetzt hast du die Dinge doch ganz gut unter Kontrolle. Wenn dem nicht mehr so ist, reden wir noch einmal.« Er spielte ihr den Ball zu, da er wusste, dass sie mit doppelter Kraft arbeiten würde, um ihm zu demonstrieren, wie sie seine Familie im Zaum halten konnte, während er ungestört trainierte.
Keine Flucht notwendig, zumindest hoffte er das.
»Versprochen?«
Er nickte.
»Sag es.«
»Ich verspreche es.« Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Ich werde dich daran erinnern«, sagte sie und deutete mit dem Finger nachdrücklich auf ihn.
»Alles andere würde mich bei dir auch wundern.« Er packte ihren Finger lange genug, um sie innehalten zu lassen, und betrachtete ihr zufriedenes Lächeln.
Ihm fiel nur ein Mittel ein, diesem selbstgefälligen Grinsen ein Ende zu bereiten, und so beugte er sich vor und drückte ihr einen langen, innigen Kuss auf die Lippen, bevor er sich umdrehte und davonging. Und sie beide sehnten sich nach mehr.
Als Roper aus der Tür des Teamorthopäden, des führenden Spezialisten auf diesem Gebiet in der Stadt, trat, spürte er kaum die eisige Winterluft. Eben noch das euphorische Hochgefühl, nachdem er Amy geküsst und sie mit diesem völlig verblüfften
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