Geht's noch?
den Weg zu laufen, und sie hatte ganz bestimmt geglaubt, bei ihrem ersten Wiedersehen wenig mitgenommen auszusehen. Aber so waren ihre Nasenflügel noch immer rot, ihre Augen eingefallen und müde, und sie hatte einen einteiligen Badeanzug getragen, der auf Bequemlichkeit nicht auf Sex Appeal zugeschnitten war.
Sie trat aus der Dusche und rieb ihre Haare erst mit einem Handtuch trocken, bevor sie die Locken mit einem Diffusoraufsatz fönte. Ein Vorteil hatte New York ja, das Fehlen einer konstant hohen Luftfeuchtigkeit, aber auch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie weder die schlanke Figur eines Models noch das seidenglänzende Haar eines Filmsternchens besaß. Sie wählte ein Outfit, das zu Amy Stone passte, doch in Momenten wie diesen wollte sich die Überzeugung, dass sie mit ihrer eigenen Art schon ganz zufrieden war, nur schwer einstellen.
Sie atmete noch einmal tief durch und machte sich dann auf den Weg zu der Suite, in der Hannah abgestiegen war. Mit Roper hatte sie vereinbart, ihn dort zu treffen, da sie noch etwas Zeit brauchte, um sich zu sammeln, bevor sie ihn wiedersah.
Stimmen, Gelächter und leise Musik klangen nach draußen. Auf ihr erstes Klopfen hin schwang die Tür schon ein Stück auf, und so ließ Amy sich selbst hinein. Sie sah eine kleine Gruppe von Leuten und bemerkte sofort, dass die Anwesenden ebenso leger gekleidet waren wie sie in ihren Jeans und dem weiten,
langärmligen Baumwoll-T-Shirt. Die erste Hürde genommen, entkrampfte sie ein wenig.
Ihr Blick fiel auf Roper, der mit ein paar Jungs zusammensaß, die herumalberten und redeten, während Hannah daneben auf ihrer Gitarre spielte. Roper lachte und amüsierte sich mit den anderen und machte nicht den Eindruck, als hätte ihm die schöne Musikerin den Kopf verdreht. Im Gegenteil, er wirkte ruhiger und entspannter, als sie ihn je zuvor erlebt hatte.
Amy wusste jetzt, dass es richtig gewesen war, ihn hierherzubringen, und fühlte plötzlich alle Spannung von sich abfallen. In diesem Moment schien er ihre Anwesenheit zu spüren. Er wandte sich zu ihr um und ihre Blicke begegneten einander. Das herzliche Begrüßungslächeln, zu dem sich seine Mundwinkel verzogen, bewies ihr, wie aufrichtig er sich freute, sie zu sehen.
Sie ging zu der Gruppe hinüber.
»Grüß dich«, sagte Roper, und seine Augen funkelten.
»Hi«, erwiderte Amy, die das laufende Gespräch nicht unterbrechen wollte.
»Setz dich doch zu uns«, meinte Hannah und verfiel sofort in ein ungezwungenes Duzen.
»Wir hören gerade Hannah zu, die uns mit ihren schönsten Stücken zum Relaxen erfreut«, sagte einer der Jungs.
Die Sängerin verdrehte die Augen. »Tun sie gar nicht. Sie führen sich wie typische Kerle auf, reißen
ihre fiesen Witze und beachten mich im Grunde überhaupt nicht«, sagte Hannah.
»Wer ist denn diese hübsche Lady?«, erkundigte sich ein großer, dunkelhaariger und mit Tattoos übersäter Mann. Sein freundliches Lachen stand in deutlichem Kontrast zu seinem wilden Aussehen, und Amy war klar, dass in der Böse-Wolf-Hülle ein herzensguter Teddybär stecken musste.
»Ich kann mir Namen so schlecht merken.« Hannah lief rot an. »Aber deinen Vornamen weiß ich noch. Der ist Amy. Amy …?«
»Stone«, erklärte Roper, erhob sich, trat zu Amy und legte einen schützenden, besitzergreifenden Arm um ihre Schultern. »Amy Stone, darf ich dir Mike Morris vorstellen, den Drummer.«
»Hey, uns nicht einfach übergehen«, sagte ein anderes Bandmitglied.
Amy blickte hinüber. Die völlig identisch aussehenden Gesichter zweier blonder Männer betrachteten sie interessiert.
»Joe und John Glover, Amy Stone.« Hannah gestikulierte zwischen allen Anwesenden. »Siehst du schon, wie ich ständig von Kerlen umgeben bin? Ich bin froh, dass endlich mal noch ein weibliches Wesen hier ist.« Sie legte die Gitarre neben sich und sprang auf. »Die Jungs und ich, wir touren gemeinsam, und jetzt sind wir auf diesem Erholungstrip, aber manchmal wird es ein wenig zu viel, wenn du verstehst, was ich meine.«
Amy musterte lachend die Männer, von denen sie
sich plötzlich umgeben fand. »Ich kann es mir vorstellen. «
»Hör nicht auf sie«, sagte Mike. »Sie liebt uns.« Sein Blick begegnete sekundenlang den Augen Hannahs, bevor er sich rasch wieder den anderen Männern zuwandte.
»Wie ein Bruder, Baby.« Sie schnitt ihrem Drummer eine Grimasse. Der Blick und die stumme Verbindung waren deutlich genug, um Amy zu zeigen, dass zwischen den beiden etwas los
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