Geht's noch?
sich das Telefon ans Ohr und formte mit den Lippen eine stumme Entschuldigung für Hannah.
»Cassandra Lee hat sich in meinem Büro häuslich eingerichtet und weigert sich zu gehen, bis ich ihr sage, wo Roper steckt. Ich konnte gar nicht glauben, wie abhängig sie von ihm ist, bis ich den wahren Grund dafür erfuhr, dass sie sich hier bei Hot Zone eingenistet hat.« Micki seufzte.
»Was etwas mit Harrison Smith zu tun haben dürfte, stimmt’s?« Keine sonderlich schwierige Schlussfolgerung, dachte Amy.
»Er ist ihr hierhergefolgt, und jetzt hocken sie beide bei mir auf der Couch. Beide tragen lange Pelzmäntel. Cassandra hat sogar einen passenden Hut.«
»Oh Gott.« Amy legte die Stirn in ihre Hand. Sie konnte sich das Bild lebhaft vorstellen. »Hast du schon einen Plan? Abgesehen davon, ihr unseren Aufenthaltsort zu verraten, meine ich.«
»Hab ich tatsächlich.« Bei Mickis Lachen entspannte sich Amy ein wenig. »Onkel Yank wird sie zum Mittagessen einladen. Genauer gesagt, Onkel Yank und
sein Blindenhund Noodle werden sie zum Essen ausführen. Cassandra glaubt, er wolle ihr erklären, warum wir Roper rausgebracht und von seiner Familie getrennt haben, und das wird er ja auch, woraufhin sie bestimmt darauf baut, mit ihrem Charme die Telefonnummer aus ihm herauskitzeln zu können.«
Mickis Lachen deutete an, dass ihr Plan keineswegs so simpel war, wie Cassandra es offenbar vermutete.
»Aber …?«, fragte Amy.
»Aber sobald sie ihren Nachtisch bestellen, wird Onkel Yank den Vorschlag unterbreiten, jemand anderes könne ja die Rolle übernehmen, die Harrison für Cassandra gedacht hatte. Eine Frau, die sie eher verdient hat. Eine Frau, die weniger Gage kosten würde. Eine Frau namens Lola.« Micki kicherte.
Amy schüttelte den Kopf und war froh darüber, so weit weg von New York City zu sein, wenn dieses Mittagessen stattfand. »Und weiter?«
»Harrison, der sich eindeutig vernünftiger und geschickter verhält als Ropers Mutter und dem natürlich an einem erfolgreichen Verlauf dieses Treffens liegt, hat sich bereiterklärt, Onkel Yanks Vorschlag zuzustimmen. An diesem Punkt rechnen wir mit einem Schreianfall Cassandras, die darüber beleidigt sein wird, dass Harrison ihre Rolle so einfach einer anderen gibt, die noch dazu nicht einmal Schauspielerin ist, und aus lauter Trotz wird sie dann hoffentlich die Rolle selbst akzeptieren«, sagte Micki, die zufrieden mit sich und dem Plan klang.
»Aber sobald Cassandra wieder bei klarem Verstand ist, wird sie doch einen Rückzieher machen.« Amy massierte ihre plötzlich schmerzende Schläfe.
»Immer langsam«, sagte Micki. »Harrisons Sekretärin wartet nur auf den Anruf, dass die Sache in trockenen Tüchern ist, woraufhin sie sofort die Nachricht von Cassandra Lees Comeback an die Presse durchsickern lassen wird, was es ihr unmöglich machen wird, es abzustreiten oder zu widerrufen, ohne sich lächerlich zu machen. Insbesondere wenn Onkel Yank die Aussage von Harrison bestätigen kann, dass sie die Rolle akzeptiert hat.« Atemlos beendete Micki ihre raschen Ausführungen.
Amy musste über die Absurdität des Ganzen lachen. »Weißt du, das klingt derart verrückt, das könnte glatt funktionieren. Sonst noch etwas, was ich wissen müsste?«
Micki schnaufte hörbar in den Hörer. »Tja, wenn die Rolle Cassandra so beschäftigt, wie wir das hoffen, dann wird sie vielleicht damit aufhören, zwölfköpfige Tanzkapellen zu buchen, und stattdessen ihre Tochter und ihren Schwiegersohn in spe ihre eigene Hochzeit in kleinem Rahmen organisieren lassen.«
»Zwölfköpfig?«, rief Amy laut aus, bevor Hannah einen Finger auf den Mund legen und sie daran erinnern konnte, dass sie sich in der Ruhezone eines Restaurants befanden.
»Zwölf Mann und Barry Manilow, wobei Cassandra allerdings behauptet, der würde umsonst auftreten,
um einer alten Liebe einen Gefallen zu tun«, sagte Micki.
Amy verzog das Gesicht. »Ihhh. Bitte nicht ins Detail gehen.«
»Harrison meinte, dass sie ganz besessen von der Idee gewesen wäre und dass Barry besser die Finger von ihr lassen würde, wenn er wüsste, was gut für ihn ist. Und Sabrina geht nicht mehr ans Telefon und hat ihren Anrufbeantworter ausgeschaltet, bis ihre Mutter endlich zur Vernunft kommt«, sagte Micki.
Amy signalisierte Hannah mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger, dass es nur noch eine Minute dauern würde. »Hör mal, ihr müsst wirklich alles dafür tun, dass dieser Plan gelingt, denn sonst bekommt Roper hier einen
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