Geht's noch?
jetzt auf einmal nicht mehr hörte.
Er tastete nach ihr in der Annahme, dass sie sich auf die andere Seite des großen Doppelbetts gedreht hatte, griff aber ins Leere. Er zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah, dass er allein war. Es war erst neun Uhr vormittags, wie ihm ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, und er beschloss, darauf zu vertrauen, dass Amy nur aufgestanden und nicht am Morgen danach aus Reue abgehauen war.
Er legte einen Arm unter seinen Kopf und starrte an
die Decke. Die vergangene Nacht Revue passieren lassend, wurde ihm klar, dass er eine Seite an Amy kennengelernt hatte, die er ihr in dieser Wildheit nicht zugetraut hatte, die ihm aber durchaus gefiel, wie er zugeben musste. Die ihm sogar sehr gefiel. Und die Tatsache, dass sie ihr kleines Abenteuer im Wintergarten nicht sofort wieder bedauert hatte, bestärkte ihn in dem Gefühl, dass sie nicht zu denen zählte, deren er rasch überdrüssig wurde. Sie tat ihm in professioneller wie in privater Hinsicht gut, wie er fand, und im Augenblick brauchte er mehr gar nicht zu wissen.
Da sein Tagesprogramm um zehn begann, kehrte er wenig später in sein Zimmer zurück und duschte kurz. Dann legte er einen Zwischenstopp an der Rezeption ein, wo er seinen ersten Auftrag für die Concierge hatte. Sein Plan? Er wollte das Versprechen einlösen, das er Amy gegeben hatte, und ihr all die Möglichkeiten zeigen, auf welche er sie auch dauerhaft glücklich machen konnte, nicht nur im Bett, obwohl sie seiner Meinung nach in dieser Beziehung einen fantastischen Start hingelegt hatten.
Amy hatte es gefallen, neben Roper aufzuwachen. Es hatte ihr viel zu gut gefallen, weshalb sie leise aufstand, eine Dusche nahm und sich dann mit Hannah am Frühstücksbüfett traf. Sie schritten gemeinsam die lange Tafel ab, und Amy häufte sich von jeder Sache mindestens ein Teil auf ihren Teller.
»Ich habe einen Bärenhunger«, sagte sie, als der Duft von Pancakes ihr in die Nase stieg.
»Den bekommt man halt vom Sex«, sagte Hannah.
Amy stockte der Atem. »Woher weißt du, was passiert ist?«, fragte sie und betete darum, dass die andere Frau nichts von den Geschehnissen im Wintergarten gesehen oder gehört hatte.
Hannah lachte. »Bis eben war es nur eine Vermutung. Eine Vermutung, die auf der Tatsache beruhte, dass ich selbst einen Mordsappetit habe und genau weiß, was ich die ganze Nacht getrieben habe«, meinte sie grinsend.
Jetzt war Amy auch klar, wie Hannah die Nacht verbracht hatte. »Mit anderen Worten, zwischen Mike und dir hat alles geklappt?« Amy nahm sich ein letztes kleines Stück Gebäck, bevor sie ein Tischchen in der Ecke des Restaurants ansteuerte.
Hannah folgte ihr. »Sagen wir lieber, wir haben immerhin einen Anfang gewagt. Richtig funktionieren kann die Sache nur, wenn er Big Mamas Segen bekommt. Sein einziger großer Wunsch war jemals seine Karriere, und Big Mama kann da den Daumen heben oder senken.«
Sie setzten sich an das Tischchen und machten sich sofort über ihr Essen her. Amy gönnte sich zuerst eine halbe, dick mit Ahornsirup bestrichene Waffel. Vielleicht lag es ja wirklich am Sex, aber sie fühlte sich wirklich völlig ausgehungert.
Während Hannah und sie aßen, tauschten sie ihre
Lebensgeschichten aus. Amy erzählte davon, ohne Vater aufzuwachsen und dabei die einzige Vernünftige neben zwei kindischen alten Schwestern zu sein. Sie vertraute ihr sogar die Lady-Godiva-Episode an und was sie Amy nicht nur in Bezug auf den Jobverlust gekostet hatte, sondern auch hinsichtlich eines eigenen Lebens unter Gleichaltrigen, ein Aspekt, den sie erst jetzt richtig begriff und in Worte fassen konnte.
Hannah ihrerseits beschrieb ihre Kindheit mit einer Mutter, die ihre eigenen unerfüllten Träume durch ihre talentierte Tochter auszuleben versuchte. Aus diesem Grund hatte die Mutter auch die Aufgabe als ihre Managerin übernommen und lenkte Hannahs Leben so, dass allein die Musik und nicht etwa eine störende Beziehung in dessen Mittelpunkt stand.
»Du musst deine Mutter unbedingt in den Griff bekommen, weißt du?«, sagte Amy, rammte ihre Gabel in ein weiteres Waffelstück und redete mit Hannah in einem Ton, als würden sie sich schon eine Ewigkeit kennen.
Doch wenn man bedachte, dass sie einander bereits einiges über ihr Sexleben und ihre Männer anvertraut hatten, war die Beziehung in Amys Augen wirklich schon recht eng. Sie selbst fand schnell einen Draht zu anderen Leuten, hatte dies immer schon, weshalb diese rasche Freundschaft mit
Weitere Kostenlose Bücher