Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
Vom Netzwerk:
doch.
    Sie wollte es mir zeigen – bog auf freier Strecke mit Volldampf von der Straße ab und donnerte einen grasbewachsenen, eichenbeschatteten Hang hinauf. Ich hielt mich mit beiden Händen am mickrigen Sitz fest. Die Kiste, breiter als lang und höher als breit, zögerte keinen Augenblick.
    Im Nu waren wir auf der Hügelkuppe und sausten auf einer Wiese ins Tal. Eine Kuh flog staunend an meiner Seitenscheibe vorbei, eine ihrer Weidegenossinnen lief euterschwingend dem verrückt gewordenen Kamikazekarren aus der Schussbahn. Der Dreizylinder jubelte zufrieden vor sich hin, Cherie lachte aus vollem Hals, und ich verfluchte meine Geilheit.
    Stellte sich heraus, dass sie jeden Tag die gleiche Strecke fährt. Über den Hügel zur Messstation, von dort aus zur nächsten, den ganzen Vormittag. Man glaubt nicht, wie viele Laservorrichtungen, Sonaranlagen und hundsgewöhnliche Optiken die hier im zivilisatorischen Niemandsland aufgestellt haben. Sie zeigte mir wie ein Geodimeter funktioniert – ein zweifarbiger Laserstrahl, der auf einer Messstrecke von neun Kilometern eine Abweichung von einem Millimeter zeigt.
    Die Blockhütten, in denen die Anlagen untergebracht waren, standen auf Feldern, in Wiesen, im Wald und an der Straße. Ganz, als ob nicht Präzisionsinstrumente im Wert von vielen Millionen Dollar darin untergebracht seien. Unbewacht. Nicht zu fassen.
    Sie hatte gegen halb eins ihre Runde fertig und fragte, ob ich Lust habe, bei ihr im Garten ein Steak zu grillen.
     
    Wir waren beide ausgehungert. Ich wunderte mich über mich selbst - ich hatte in den letzten Wochen mehr Zeit in fremden Betten verbracht als im ganzen Jahr zuvor. Aber der Appetit kommt wohl wirklich beim Essen.
     
    Sie ließ nichts anbrennen. Sobald ich richtig schlapp war, ließ sie mich einschlafen, nur um zehn Minuten später meine Messvorrichtung erneut zu justieren. „Dich hat Gott geschickt“, meinte sie, was ungemein schmeichelte. Normalerweise höre ich nur: „Was? Das war´s schon?” Aber nicht unsere Cherry.
    „Die Bauern hier lassen mich kalt, und das einzige Wackeln, das die Mehrzahl der hiesigen Herren Kollegen noch aufrichtet, ist das vom San Andreas. Hier kommt selten mal so einer wie du hin. Was meinst du, wie ich mich gefreut habe, als du heute Morgen so zielstrebig ins Café marschiertest.“
    Nach solch einer Feststellung darf man als Mann ruhig mal schlappmachen. Sie verstand, dass momentan nichts mehr zu machen war. Also duschten wir, zogen uns an und gingen in den Garten, wo die Grillkohle ebenfalls ihren Höhepunkt hinter sich hatte.
     
    Die Sonne stand schon sehr schräg über den Hügeln im Westen, als unser Mittagessen endlich auf dem Grill brutzelte. Sie hatte mich doch tatsächlich noch mal im Gras verführt. Etwas schlaff meinerseits, muss ich zugeben, aber als Ingenieurin verstand sie die Grundzüge der Statik. Und als Genießerin konnte sie auch mit kleineren Portionen noch etwas anfangen. Ein allseits befriedigendes Nachmittagserlebnis.
    Wir machten uns nicht die Mühe, noch mal Kleidung drüberzustreifen. „Komm nur nicht zu nah an den Grill“, warnte sie. Ich sah mich schon vor.
    Erstaunlich, wie attraktiv ein paar Extrapfunde sein können. Cherie sah aus, als genieße sie jeden Augenblick ihres Lebens. In ihrer Nacktheit bewegte sie sich völlig natürlich durch den Garten, brachte Geschirr und Besteck, holte Fleisch und Soßen, deckte den Picknicktisch, den Mittelpunkt ihrer weitläufigen Wiese.
    Ich schaute gelegentlich ängstlich nach irgendwelchen imaginären Leuten, aber sie kümmerte sich weder um Nachbarn noch Tiefflieger. „Beide gibt´s hier nicht“, lachte sie, als ich, Hand wieder mal vorm Gerät, entsprechend befürchtete. „Und wenn – meinst du, die würden mich stören? Ich bin ich, und die Dörfler haben gelernt, damit zu leben.“
    Wir zogen uns dann doch wieder an. Nach dem Essen gingen wir Hand in Hand die Dorfstraße hoch, hielten vor Häusern und unterhielten uns kurz mit Menschen, die in ihren Gärten arbeiteten oder auch grillten, und streichelten mehr Hunde als ich je auf einem Haufen gesehen hatte.
    Ein dicklicher Herr mit Stirnglatze und einer knielangen Hose schaute uns zwar böse an und knallte seine Haustür hinter sich zu, als er sah, dass wir an seinem Garten vorbeigehen würden, aber Cherie rief: „Hello, Bob – schöner Abend, was?“ hinter ihm her und lachte befreit.
    „Du hast mich davor gerettet, ihm die lächerlichen Surfershorts herunterzureißen“, sagte

Weitere Kostenlose Bücher