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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Santa Maria Valley.
     
    Wie am Tag zuvor begann der Betrieb im Schuppen zeitgleich mit dem Restaurantbusiness. Ich saß von halb drei bis kurz nach fünf im Gebüsch am Hang, ohne dass sich unter mir etwas rührte. Und nachdem die ersten Essensgäste eingetroffen waren, ging das Scheunentor auf, ein Auto bog von der Straße ab, fuhr quer über den Hof und verschwand im Schuppen.
     
    Ich folgte, als das Auto den Schuppen verließ und auf die Straße bog. Wie gehabt fuhr auch dieses mit mäßiger Geschwindigkeit bis zum Freeway, bog dort auf die nördliche Fahrspur ab und blieb zwanzig Minuten unauffällig rechts, bis es in Arroyo Grande die Autobahn verließ.
    Der Fahrer hielt vor einem der kleinen Holzhäuser am Hang, die dem winzigen, alten Stadtteil Arroyo Grandes den Namen Dorf verschafften. Wie Küken um die Main-Street-Henne drückten sich die Hütten um die paar Läden an der Straße nach Pozo. Hier wohnte, wer entweder noch völlig in den Hippie-Sechzigern lebte oder einfach nicht das Einkommen hatte, auf der anderen Freewayseite etwas zu mieten. Ein ziemlich heruntergekommenes Viertel mit den entsprechenden Symptomen – tote Autos, verschmierte Wände, kläffende Köter und wild wuchernde oder abgestorbene Rasen in winzigen Vorgärtchen.
    Der Mann, der aus dem Auto stieg und durch ein windschiefes Holztor in den Vorgarten eines dieser Häuschen ging, sah aus, als gehöre er hierher. Ich schaute im Vorbeifahren aus dem Augenwinkel auf ihn, aber er kam mir nicht bekannt vor. Als ich um die Ecke bog, sah ich im Rückspiegel, dass er das Haus betrat.
     
    Im Laufe des Abends folgte ich zwei weiteren Scheunenbesuchern. Sie lieferten Drogen aus – keine Frage. Einer hielt sogar vorm Pismo Shores Hotel und brachte irgendwas hinein. Keine Ahnung, wem, aber es schockte mich doch. Dass überall gekifft und geschnieft wird ist nun mal ein Teil des Lebens. Dass ich selber dabei mal einen ordentlichen Batzen verdiente, habe ich ja schon erwähnt. Also bin ich kein Moralapostel, der Abstinenz predigt. Aber ich staune immer wieder wenn ich mitkriege, wer da alles seine schwer verdienten Dollars ausgibt, sich Nasenbonbons kauft, zwei Jahre Knast riskiert.
     
    Patty war nicht zu Hause, oder sie tat so. Das Telefon klingelte durch, beim zweiten Mal schaltete sich ihr Anrufbeantworter ein, der mich wissen ließ, dass sie zurückrufen würde, „falls du nicht zufällig ein hier bekannter Radioschwätzer bist – in dem Fall solltest du endlich kapieren, dass ich mit dir nichts mehr zu tun haben will.“ Meinte die mich? Ich staunte. Fuhr rüber zu ihrem Laden, aber der war natürlich um diese Zeit längst abgeschlossen, nur die Nachtbeleuchtung war eingeschaltet und das Büro im hinteren Teil der Halle war dunkel.
     
    Also lenkte ich die Harley nach Hause. Kam auf meinen Hof, schnüffelte in meinem eigenen Schuppen und hinter meiner Bude herum, untersuchte das Türschloss, fand nichts daran auszusetzen und schloss auf. Es stank. Ich band erst mal den Müllbeutel zu und trug ihn hinaus. Dann wusch ich das Geschirr, das sich seit Tagen stapelte. Wie lange war ich denn nicht mehr hier gewesen? Freitagabend. Am Donnerstagmorgen bin ich weg, nachdem Rick Cavanaugh gegangen war. Na ja. Kam mir länger vor.
    Das rote Meldebirnchen an meinem Anrufbeantworter blinkte. Im Vorbeigehen haute ich ihm die Faust auf den Startknopf. Ich hörte Curtie, als ich über der Schüssel stand und reinpinkelte. Irgendwas von der Drogenbehörde, die er angerufen habe. Sie würden nachfragen und ihm Bescheid geben. Dann war´s ja gut.
     
    Eigentlich hätte ich noch kurz an meiner bevorstehenden Sendung basteln sollen, aber ich hatte keine Lust. Ich griff mir ein paar Bierdosen und setzte mich auf die Veranda, hörte mir das Donnern der Brandung und das Gekeife der weißblonden, chirurgisch auf zickig-dürr getrimmten Nachbarin an und überlegte, was denn noch alles schiefgehen konnte.
     

7 Ballermann und Blaue Bohnen
     
     
    Von mir aus dürfte die Woche nur aus Sonnabenden bestehen. Mein Lieblingstag, obwohl dieser nicht zu den erinnerungswerten Samstagen zählen würde. Bei Sonnenaufgang war ich schon wach, hatte die Three Esses – Shit, Shower and Shave – hinter mir und trabte mit dem Brett unterm Arm zum Meer. Das verdammte Loch mitten im Herstellerlogo störte mich zwar, aber was soll man machen? Die Bullen interessierten sich nicht, der Schießer war hundertprozentig der Meinung, er habe mich erwischt, und ich war mir in meinem Tran

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