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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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noch immer nicht klar darüber, was ich machen sollte. Allerdings - heute Abend meine Radioschicht einlegen wäre ein völliger Blödsinn. Da braucht der Killer nur das Radio einschalten um gleich zu merken, dass er noch mal zurückkommen muss. Und diesmal keine halbe Arbeit leisten. Also war Malochen schon mal Scheiße.
     
    Der Meinung war Curtchen verblüffenderweise auch. Er hatte eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen, die ich abhörte, als ich nach dreistündigem Surfen um halb zehn wieder nach Hause kam. Er wollte mich unbedingt treffen. Nicht im Büro, nicht bei mir, nicht in der Kneipe, nicht am Strand. Wir verabredeten uns also im Restaurant auf dem Pier in Avila. Da drängten sich immer die Touristen. Da würden wir zwei nicht weiter auffallen. Er wollte mit dem Motorboot hin. Ich würde den Cadillac nehmen und am Hafen parken.
     
    Er sah gehetzt aus. Kein anderer Ausdruck traf zu. Gehetzt. Der jagte mir Angst ein.
    „Was ist los, Chef? Mann könnte meinen, du siehst Geister.“
    „Sehe ich auch. Geister, von denen ich annahm, dass sie verbannt seien. Sind sie nicht. Geister, die Ihnen an den Kragen wollen.“ Er rollte mit den Augen und benahm sich überhaupt wie einer, der gleich zu toben anfängt. Von wegen unauffällig! Ich rückte etwas näher ran und legte meinen Arm über seine Schulter. Das half.
    „Also: Einer, den ich mal vor einem längeren Knastaufenthalt bewahrt habe, rief mich gestern Abend zu Hause an. Der sagt, eine Belohnung von zehntausend Dollar stünde auf Ihrem Kopf. Und wer mich umbringt, der kann fünftausend kassieren. Mein Informant sagt nicht, wer dahintersteckt, aber es habe etwas mit denen zu tun, die Ihnen kürzlich einen Besuch machten. Den drei Cops, also. Mehr war aus ihm nicht herauszuquetschen. Dass er allerdings im hiesigen Raum wieder aktiv Drogen dealt, das hat er mich durch die Blume wissen lassen. Wies darauf hin, dass ich ihm jetzt einen Gefallen schulde.“
    Curtie war mit den Nerven völlig runter. Der Fettsack tropfte aus sämtlichen Poren. Die Leute schauten schon von ihren Tassen hoch, so gequält sah er aus. Ich zahlte, griff ihn freundlich unterm Arm und führte ihn vor die Kneipe, die Treppe hinab zum Landesteg. Dort setzten wir uns erst mal neben einen ordentlich dicken, rostigen Eisenpoller. Scheißkalt und feucht war das Ding. Ich nahm schnell den Arm wieder runter.
     
    Das Meer war spiegelglatt. Kein Wind, keine Dünung bewegte es. Die Sonne stach schon flott glühend herunter. Bald war es Mittag, und bis fünf, halb sechs würde die Hitze nicht nachlassen. Ich hätte im Wasser bleiben sollen. Scheißtag.
     
    „Ich habe einen Anhaltspunkt – viel ist es nicht, aber vielleicht fällt dir was ein, Boss.“ Ich erzählte ihm haarklein, was mir widerfahren war. Und was ich bei meiner Schnüffelei im Santa Maria Valley und der Hinterherfahrerei erfahren hatte.
     
    Curtie wurde immer nervöser. Immer bleicher und immer fahriger.
     
    Wir hatten beide erzählt, was uns bewegte. Weder Curt noch ich wussten, was nun zu tun sei. Das uns etwas einfallen musste, war klar, aber was? Man konnte doch nicht einfach so tun, als sei nichts, wenn man einen Preis auf seinem Kopf hatte.
    “Ich werde einen Freund anrufen, der sich in solchen Dingen auskennt”, versprach Curt. “Sie sollten auf alle Fälle ein paar Tage verschwinden. Fahren Sie irgendwo hin, bleiben Sie möglichst im Hotel oder Motel, nehmen Sie etwas zu lesen mit und sprechen Sie mit niemandem. Rufen Sie morgen Florence an und geben Sie ihr eine Telefonnummer, unter der ich Sie erreichen kann.”
    Hörte sich nach einem Plan an. Ich versprach, mich noch heute zu verkrümeln.
    Curt stieg in sein Motorboot und rauschte ab. Ich schlenderte den Pier entlang zu meinem Auto, das mit hochgeklapptem und verschlossenem Verdeck Heiterkeit erregte. „Mann“, staunte ein kurz behostes, schmerbäuchiges Sonnenbrandopfer, als ich die Caddytür aufschloss, „wozu hamse denn ´n Cabrio, wennses nicht aufmachen?“ Ich grinste ihn an und drückte aufs Knöpfchen am Armaturenbrett. Die Mühle wackelte, als das schwere Faltgestell ächzend aufstand und sich schüttelte. Ist immer ´ne Schau, wenn sich der Caddy öffnet. Fast sexuell, falls man gern Elefanten beim Koitus zuschaut.
     
    Erst mal nach San Luis. Die zehn Meilen Nebenstraße waren verlassen. Wie Kalifornien in den Sechzigern. Alles frei, viel Platz, keine Hektik. Ich kurvte um die Irish Hills, donnerte durch die Apfelfarmen und

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