Geier (German Edition)
Nussplantagen vor der Stadt und stand gegen Viertel vor Eins auf der Monterey Street.
Wer nach San Luis fährt, sollte entweder im geklauten Auto hin oder jede Menge Münzen in der Tasche haben. Denn die Stadt lebt von Parkgroschen. Und den saftigen Strafbescheiden, die sie allzu gern denen an die Scheibe hängen lässt, die sich auch nur um eine Minute verspäten. Ich fütterte den Automaten mit drei Quarters für eine Dreiviertelstunde. Kein Wunder, dass San Luis Obispo als Geheimparadies Reicher gilt – bei den unverschämten Preisen.
Wong´s Gun and Ammo muss sich unbeschildert über Wasser halten, weil die politisch korrekte Stadtverwaltung dem Waffenhändler zwar die Ausübung seines Gewerbes nicht verbieten kann, sehr wohl aber jeden Antrag auf Beschilderung ablehnen darf – und es auch munter tut. Aber Wong überlebt. Der lacht nur über die „Big Noses“ im Stadtrat.
Sein Laden ist weit über die Stadt hinaus bekannt. Wahrscheinlich, weil er einer der wenigen ist, die alles in prima Qualität liefern können. Und der, weil auf ständigem Kriegsfuß mit der Staatsgewalt, völlig verschwiegen ist. Deshalb geht man zu Wong, wenn man etwas Ausgefallenes braucht.
Ich brauchte unbedingt einen Ballermann. Nichts riesiges, nichts schweres, aber ich fühlte mich derart bedroht, dass ich in der Lage sein wollte, im Notfall zurückschießen zu können. Wong freute sich – der hörte schon lange meine Sendungen und war ganz begeistert, dass er nun behilflich sein konnte.
„Nimm die NAA Guardian, ich habe eine wunderschöne.“
Er holte ein Kistchen mit einer goldigen, gar nicht furchterregenden Miniknarre vom Regal. Liebevoll steckte Wong die Waffe in das Lederhalfter, das in der Kiste lag, und schob das Ganze in seine Hosentasche. Nicht zu sehen, das Ding – wer ihm auf die Hosentasche guckte, der sah zwar, dass sie ausgebeult war, aber sie zeigte nicht den typischen Pistolenumriss. Eher so was wie ein Handy, ein Portemonnaie oder einfach ein Haufen Mist, wie ihn viele Männer seit ihrer Jugend in der Hose mit herumtragen.
Wow! Ich war ganz begeistert.
„Und schießen tut das Ding – einwandfrei! Das Lederhalfter und ein Wadenholster sind dabei, du bekommst noch eine Laserzieleinrichtung dazu, damit du nachts was triffst, und in der Kiste liegt noch eine Menge Kleinzeug.“
Er hatte die Knarre von einem in Zahlung genommen, erzählte er, der mehr Dampf wollte. Dem habe er eine Glock 20C verscherbelt, die schon ewig hier herumlag und die außer Junggangstern keiner kaufen würde. An Drogentypen verkaufe er grundsätzlich nicht, weil er schön lange leben möchte, grinste er.
Als ich fragte, wie er sich denn gegen Gangster schützt, erschien blitzschnell ein doppelläufiges Pistölchen in seiner Hand, nicht größer als ein Kinderspielzeug. „Sprungfeder am Handgelenk,“ zeigte Wong stolz, „saust auf Knopfdruck unter der Hemdmanschette vor, direkt in die aufgehaltene Hand. Eine .22er, aber giftig. Wer das jemals im Ernst erlebt hat macht ganz schnell die Tür zu und stört mich nie wieder.“
Ich freute mich. Er war nicht ohne, dieser durch und durch amerikanische Sohn des Himmels. Von so einem kauft man gern.
Achthundert Dollar sind ja ganz schön happig für einen kleinen Freund in der Not, aber ich gab Wong doch meine Kreditkarte. Die Guardian war genau das Richtige, davon war ich nun überzeugt. Eine .32er, für die es an jeder Ecke Munition des Kalibers .32ACP oder 7.65Browning zu kaufen gab, ein einheimisches Fabrikat, das mit äußerster Sorgfalt hergestellt war.
Der ursprüngliche Besitzer hatte die Pistole noch im Werk nach eigenen Angaben tunen lassen; Kimme und Korn waren abgefeilt worden, gezielt wurde durch eine optisch-elektronische Dreieckseinrichtung am Lauf, die Vernickelung war einer tiefdunklen Bläue gewichen, Kanten waren gebrochen. Die Guardian wirkte fast lebendig.
Ich bekam noch eine Art Minirucksack dazugeschenkt, in dem ich alles fein säuberlich verstaute. Dann ging ich über die Straße zum Sportsman´s Paradise, wo es ausrangierte Army-GPS-Empfänger gab, die auf wenige Meter genau sind – im Gegensatz zu ihren zivilen Gegenstücken, die sich gelegentlich um hundert Meter verhauen. Wozu der gut sein würde, wusste ich nicht so genau, aber ich hatte eine Ahnung, dass ich in die Lage kommen könnte, meinen Standort genau bestimmen zu müssen. Und so ein Militärding wollte ich schon lange. Spielzeug für Erwachsene. Zweihundert, mit Umsatzsteuer
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