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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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Inn geht zwar ein besserer Feldweg von der Straße ab und mäandert durch ein trockenes Flußbett und über Weinberge nach Süden, in Richtung Foxen Canyon, von wo aus man auch nach Santa Maria gelangt, aber nur nach zeitraubendem Umweg.
    Das Auto ließ die einzige Abzweigung rechts liegen und fuhr weiter zum Berg. Es würde hier vorbeikommen müssen, falls es nicht vorher irgendwo in eines der Waldverstecke gefahren wurde. Also schnappte ich meine inzwischen leeren Tüten, meine paar Coladosen und das Kissen, das meinen Hintern vorm Einschlafen bewahrt hatte, und stieg vom Baum.
    Ich hörte das Auto herankommen. Es war erst auf halber Höhe, aber der Motor des schweren Wagens strengte sich ordentlich an. Ich lief geduckt hinters Gebüsch zum Cadillac, warf alles auf den Rücksitz und kauerte mich hinter einen ausladenden, graugrünen Manzanitastrauch, durch dessen Ruten ich die Straße sah.
    Ein schwerer, schwarzer BMW mit tiefdunklen Scheiben ringsum kam ins Blickfeld und verschwand sofort wieder. Nur sein Reifengeräusch verriet, daß er noch auf der Straße war. Er fuhr mit viel zu hoher Geschwindigkeit über diese schmale, kurvenreiche Strecke, auf der Familien ihre Sonntagsausflüge machen. Wenn da einer entgegenkam, gab´s Tote.
    Ich lief zum Caddy und folgte. Nicht zu schnell, denn das arme alte Auto hätte das Tempo nie durchgehalten, ohne zu kochen. Und gelegentlich anhaltend und horchend. Der Rennstil verriet, wo sich der BMW gerade befand. Wer fuhr, hatte keine Angst vor Verfolgern. Umso besser.
    Ich fuhr mein Bergauf-stop-and-go bis es vor mir still wurde. Irgendwo war er abgebogen. Im Touristentempo fuhr ich weiter, etwa eine halbe Meile, und sah den Rest einer fast verflüchtigten Staubwolke über einer Einfahrt stehen, als ich kurz vor dem Gipfel um eine Haarnadelkurve fuhr. Dort hinein war er gefahren.
    Ich schaute weiter geradeaus, fuhr in gleichbleibendem Tempo an der Einfahrt vorbei und merkte mir, wo sie war. Über den Gipfel und die ersten Meter bergab. Dort stellte ich das Auto wieder etwas abseits, warf meinen Rucksack auf den Buckel und machte mich auf den Fußmarsch zurück.
     
    Sämtliche Sinne waren angespannt, ich horchte, roch, ließ den Blick in die Runde schweifen und war darauf gefaßt, angerufen zu werden. Jemand mußte doch spitzkriegen, daß ich hier herumschnüffelte. Schon der Instinkt sagt einem, daß was im Busch ist. Aber niemand rief, keiner griff mich, ich wurde weder beschossen noch angefallen.
    Die Geräusche, die so ein Wald macht, kamen mir überlaut vor. Kleingetier trampelte, windbewegte Blätter knallten gegeneinander, sogar die Überreste weit entfernten Verkehrslärmes drangen bis auf die Bergspitze, und der Linienflug von Los Angeles nach San Francisco hörte sich zehntausend Fuß niedriger an als er war. Irgendwo stieß Metall auf Stein.
    Ich schreckte zusammen, als sich das Geräusch wiederholte. Irgendwer arbeitete da. Eigentlich logisch, dachte ich. Hier oben wohnen ein Haufen Leute am Wochenende, und einige sind sicher auch unter der Woche hier. Da wird einer seinen Garten umgraben.
    Im Juli?
    Also nicht. Ich war auf der Kuppe und ging lieber nach links in den Wald als weiter an der Straße. Die Einfahrt musste in der Nähe sein. Ich strich immer wieder Spinnweben und Laub aus dem Gesicht und war bei jedem Schritt verdammt vorsichtig. Als die Arbeitsgeräusche deutlicher wurden, konnte ich mich einfacher orientieren. Ich ging nur den dumpfen Schlägen nach.
     
    Unvermittelt stand ich im Freien. Einen Schritt noch, und ich wäre einen grasbewachsenen Hang hinuntergepurzelt und dem in den Rücken gefallen, der so hingebungsvoll eine Hacke schwang. Ich verzog mich sofort ins Gebüsch, zumal ganz in der Nähe ein Köter furchtbar zu bellen anfing.
    „Halt´s Maul, Jake“, rief der Mann. Der Köter dachte nicht daran. Im Gegenteil – er geiferte und kläffte, knallte gegen irgendwas, denn einem metallischen Schlag folgte ein spitzes Jaulen, um dann wieder ins Stakkato heiseren Bellens zu verfallen.
    Der Mann warf die Hacke vor sich hin, ging zum Auto, das vor dem stationären Wohnanhänger parkte, riß die Tür auf und klatschte dem Hund eine. Der jaulte wieder jämmerlich, aber er ließ das Bellen. „Shut the fuck up!“ drohte der Hundefreund nochmal und warf die Tür wieder zu.
    Er kam zurück in den Gemüsegarten, blieb stehen, schaute in die Runde und marschierte langsam zum Rand der Lichtung. Dann inspizierte er sorgfältig den Waldrand. Er machte einen

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