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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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großen Kreis um das offene Gelände. Ich holte sicherheitshalber meine Digitalkamera aus dem Backpack und steckte das 100-300mm Zoomobjektiv drauf.
     
    Groß war er, und stark. Das war mein erster Eindruck. Wie ein Basketballspieler, dieser Riesenwuchs, der Millionen garantiert. Ein Weißer, bärtig, mit sehr kurzer Frisur und einer ausgesprochen gesunden Gesichtsfarbe. Ein Oberkörper, den es nur gibt, wenn täglich mehrere Stunden lang Gewichte gehoben werden. Kein Schwerarbeiteroberkörper, sondern ein Mister-Universum-Gestell. Schmale Hüften, gewaltige Oberarme, riesige Schenkel und Einzelkämpferwaden.
    Die ganze Pracht war so gut zu bewundern, weil der Kerl splitternackt war. Völlig blank. Kein Fetzen an ihm, nichtmal Sandalen gegen den Giftsumach, der hier oben überall wächst. Ein Schwengelchen, das im Vergleich zum durchtrainierten Rest eher mickrig aussah. Männer sehen sowas auf Anhieb. Ich freute mich, daß ich in der Abteilung einiges mehr zu bieten hatte.
     
    Er beugte sich wieder – hoppla! Meine Klonachbarn von vorhin hätten sich aber gefreut! – nahm die Hacke auf und schlug weiter auf den harten, ausgetrockneten Boden ein.
    Der Köter begann erneut zu winseln. Mich fröstelte trotz der Nachmittagswärme.
     
     
     
     

24 Verbuddeltes Vermögen
     
     
    Er grub wohl eine gute Stunde. Ruhte sich immer wieder kurz aus und machte dann mit Hacke und Spaten weiter. Das Loch, das er aushob, wurde immer tiefer, bis er sich hineinstellen musste. Bis zur Hüfte war er drin, buddelte fleißig, schwitzte wie ein Schwein und legte ein unglaubliches Tempo vor.
    Der Boden war nicht nur furztrocken und hart, sondern auch steinig. Immer wieder klirrte Metall auf Stein, und er musste sich wiederholt bücken und kindskopfgroße Brocken herauswuchten, ehe er weitergraben konnte. Ich hob gelegentlich die Kamera vors Auge und fotografierte ihn bei der Arbeit.
    Es war kurz nach sieben, als er aus dem nun eineinhalb Meter tiefen Loch stieg. Ich war gespannt, wen er darin beerdigen wollte. Das Loch war einen guten Quadratmeter breit, wahrscheinlich noch etwas mehr. Eine Leiche würde bequem dort Platz haben. Besonders wenn sie in der Indianerstellung begraben wurde, mit angezogenen Knien und über der Brust gekreuzten Armen.
     
    Er ging zum Wohnanhänger, schloss ihn auf und holte sich etwas zu trinken. Währenddessen rückte ich nach rechts, damit ich Heck und Rückscheibe des Autos sehen konnte. Der Köter sah mich und bekam wieder einen Tobsuchtsanfall. Ich zog mich weiter ins Gebüsch zurück, was Bello nicht im geringsten beruhigte.
    Der Muskelprotz öffnete den Kofferraum des BMW und hievte zwei Metallkisten heraus. Sie waren schwer – das Auto seufzte förmlich, als er die erste Kiste hob, und es stand lange nicht so tief wie vorher, als er den Kofferraumdeckel schloss.
     
    Ich hätte ja an seiner Stelle die schweren Kisten gezogen, aber nicht Mister Universum; er schnappte eine, sagte „uff“ als er sie vor den Bauch hob, und wankte zum Loch. Er stellte sie an den Rand und holte die zweite. Dann ging er wieder methodisch den Rand der Lichtung ab, in der sich Wohnwagen, Auto, Geräteschuppen und Gemüsegarten befanden. Er schaute in den Wald, richtete den Blick in Bäume, trabte plötzlich hinter eine Reihe Sträucher und kam auf der anderen Seite wieder hervor. Zwischendrin pinkelte er einen ordentlichen Strahl – muss ich auf Cola auch immer – und kehrte offenbar zufrieden zu seinem Loch und seinen Kisten zurück.
    Er ging vor den Metallbehältern in die Hocke und öffnete sie nacheinander. Ich schwöre, so was habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Beide Kisten waren randvoll mit Geldscheinen. Nicht halb voll, nicht durcheinandergeworfene Kohle, sondern sorgfältig gebündelte, sauber aufgeschichtete Scheine. Mit Banderole, wie ich von hier oben aus durch das Teleobjektiv der Kamera sah.
    Der Typ schaute auf sein vieles Geld. Zwischen seinen Beinen tat sich etwas. Er setzte sich mit einem ordentlichen violetten Ständer ins Gras und holte sich erst mal einen runter. Dann stand er auf, griff die erste Kiste und stellte sie vorsichtig auf die schwarze Kunststoffplane, mit der er das Loch ausgelegt hatte. Die zweite kam daneben. Er legte die Enden der Plane übereinander, setze einen der schweren Steine darauf und begann, das Loch wieder aufzufüllen.
     
    Eine halbe Stunde später war er fertig. Hatte das Loch dichtgemacht, den überschüssigen Aushub in schwarze Abfallbeutel geschaufelt und

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