Geisel der Leidenschaft
Heimat gibt es
Menschen, die Wert auf die Wahrheit legen. Irgendwie muss ich einen Boten zu jemandem schicken, der dem König nahe steht...«
»Nein! Vorerst möchte ich nicht mehr darüber diskutieren. Kommen wir auf meine ursprüngliche Frage zurück. Hast du mir nichts zu sagen?«
Doch, sehr viel. Aber nicht jetzt, so kurz nach den schrecklichen Ereignissen. Sie brauchte Zeit. Außerdem hatte sie den Eindruck, sie würde Brendan nicht mehr kennen. Monatelang waren sie getrennt gewesen - und vorher nur wenige Tage zusammen. Bis dahin hatte sie ein anderes Leben geführt - und er lebte immer noch für seinen Freiheitskampf.
Ärgerlich schüttelte er den Kopf und trat näher zu ihr. »Würdest du endlich den Mund aufmachen? Sicher gibt es etwas, das du mir erzählen solltest.«
Da erkannte sie, dass er Bescheid wusste. Unwillkürlich berührte sie ihren Bauch und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Merkte man ihr schon an, in welchem Zustand sie sich befand? »Ich ... ich ...«
»Warum zögerst du, Lady? Sonst fehlt es dir niemals an Worten. Sprich doch weiter! >Ich ... ich ... erwarte ein Kind!<«
Reglos stand sie vor ihm. Den Augenblick, in dem er von ihrer Schwangerschaft erfahren würde, hatte sie sich anders vorgestellt. Nicht so ... Wie Fremde schauten sie sich an, beide von hellem Zorn erfüllt.
»Also bist du guter Hoffnung«, fuhr er fort. »Und mein Freund Alain war zu alt, um ein Kind zu zeugen -was die Gemahlin deines Vetters Corbin mehrmals betont hat.«
»Du hast mit Isobel gesprochen?«, fauchte sie entrüstet.
»Zunächst hörte ich ihr nur zu. Eine tückische kleine Intrigantin ...«
»Zweifellos hat sie gelogen.«
»Das glaube ich nicht.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Sie sprach nicht mit mir, sondern mit Alfred und Corbin. Sie erzählte ihnen, deine Ehe mit Alain sei nicht vollzogen worden und du würdest ein Kind von deinem schottischen Liebhaber erwarten, das du deinem Mann unterschieben wolltest.«
»Von meinem Eheleben wusste sie nichts.«
»Offenbar hat sie sich informiert.«
»Dieses Biest!« Wütend ballte Eleanor die Hände.
»Vermutlich schätzt du sie richtig ein - aber das spielt vorerst keine Rolle. Sie sagte, du hättest den Comte ermordet, weil er die Wahrheit über dein ungeborenes Kind nicht verraten sollte.«
»Dir ist doch völlig klar, dass ich Alain nicht getötet habe.«
»Wusste er von deinem Zustand?«
»Ja! Nein - ich habe niemandem mitgeteilt, dass ich ein Kind ...«
»Aber es stimmt, nicht wahr?«
»Darüber sollten wir jetzt nicht reden«, erwiderte sie kühl. »Du hast zu viel getrunken.«
Lächelnd hob er die Brauen. »Zu viel? Wohl kaum. Nur ein bisschen Ale. Immerhin mussten wir unseren Erfolg feiern. War es nicht großartig, dass wir eine Engländerin im Feindesland gerettet haben - eine Countess, die des Mordes beschuldigt wurde und dem Tod ins Auge blickte? Natürlich sind meine Gefährten sehr stolz und freuen sich unbändig.«
»Wenn du auf dem Richtblock endest, werden sie sich gewiss nicht freuen.«
»Schweifen wir nicht vom Thema ab.«
»Dieses Gespräch sollten wir ein andermal führen. Ich bin müde.«
»Schade! Sobald wir alles erörtert haben, darfst du dich ausruhen.«
»Deine Leute warten unten.«
»Und ich warte auf deine Erklärung.« Trotz ihrer Gegenwehr ergriff er ihre Hand, führte sie zum Kamin und drückte sie in einen Sessel. »Verdammt, Eleanor, sprich endlich!«
»Wie ich bereits sagte, Isobel ist eine notorische Lügnerin ...«
»Aber du sagst immer die Wahrheit!« Die Hände auf die Armlehnen ihres Sessels gestützt, neigte er sich zu ihr hinab.
»Also gut, ich erwarte ein Kind!«
»Meines?«
»Ich ...«
»Wann wirst du's zur Welt bringen?«
»Da bin ich mir nicht sicher ...«
»Doch, ich glaube schon. Wann?«
»Im November.«
»Ich frage dich noch einmal. Ist es mein Kind?«
»Angenommen, ich wüsste es - könntest du jemals sicher sein?«
»Ja, weil ich deinen Mann kannte. Und ich kenne dich. Antworte! Ist das Kind von mir?«
»Wahrscheinlich hast du schon längst deine eigenen Schlüsse gezogen.«
»Aber ich will es von dir hören.«
Zürnte er ihr wegen der Schwangerschaft? Oder musste sie Alain Recht geben? Würde ein Mann wie Brendan sein Kind für sich beanspruchen? Um jeden Preis? »Aye!«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Nun entstand ein langes Schweigen. Dann fragte er: »Wolltest du meinem Kind den Namen eines anderen Mannes geben?«
»Was sollte ich
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