Geisel der Leidenschaft
ausgezeichnete Maurer beschäftigt und einen guten Grundstein für einen weiteren Ausbau des Schlosses gelegt - für ein Heim.
Er wählte ein Pferd, das er wegen seiner dunklen Farbe Rye - Roggen - genannt hatte, eines der großen, starken Rösser, die englische Ritter für den Krieg züchteten. Auf einen Sattel verzichtete er. Als er aus dem Stall ritt, kamen ihm zu seiner Verblüffung Soldaten und Bauern, Frauen und Kinder entgegen.
»Sir Brendan!«, jubelten sie und er starrte sie verwirrt an.
»Aye, Sir, jetzt seid Ihr unser Laird!«, rief ein junger Bursche und lief neben dem Pferd her.
»Werdet Ihr uns ausbilden?«, fragte ein anderer. »Für die nächsten Schlachten?«
Ein Waffenstillstand. Nur die Ruhe vor einem weiteren Sturm. Das wussten sie alle.
»Erst mal haben wir was anderes zu tun«, erwiderte er lächelnd. »Wir müssen die Felder aufteilen und bepflanzen, das Vieh zurückholen, das mit den armen Leuten in die Berge geflohen ist.«
»Und danach beginnen wir mit den Waffenübun-gen!«, beharrte der Bursche, der ihn zuerst angesprochen hatte.
»Aye, danach«, bestätigte Brendan und winkte der Menge zu.
Dann ritt er zum Tor hinaus, das offen stand, seit der Wächter den Boten eingelassen hatte. Seltsam, wie schnell die Menschen die Neuigkeit erfahren hatten ... Bald würden die Flüchtlinge aus den Wäldern zurückkehren. Er spornte den Hengst an, ließ ihm die Zügel schießen und genoss den Wind, der sein Haar flattern ließ. Obwohl er in schnellem Tempo über das Land ritt, betrachtete er aufmerksam die Felder und das Moorgebiet, den Fluss am Fuß des Hügels, auf dem die Festung stand.
Sein Land. Mit der Kraft seines Schwertes gewonnen. Das Land eines Mannes, der einen Sohn bekommen würde.
Bedrückt dachte er an sein letztes Gespräch mit Eleanor. Noch herrschte kein Friede zwischen ihnen. Es ärgerte ihn maßlos, dass sie mit aller Macht nach Clarin zurückkehren wollte - nachdem er so viel für sie riskiert hatte. Gewiss, sie war eine reiche Erbin - und eifrig bestrebt, ihren guten Ruf wiederherzustellen, die Zukunft ihres ungeborenen Kindes zu sichern. Aber jetzt hatte auch er diesem Kind eine Zukunft zu bieten, ein Zuhause.
Und er liebte Eleanor immer noch - obwohl sie den Comte geheiratet hatte. So viel war inzwischen geschehen. Nun sah die Welt anders aus. Nie mehr würde sie Schottland verlassen. Das hatte er ernst gemeint.
Zwischen den mächtigen Eichen auf dem Gipfel eines Hügels zügelte er das Pferd und betrachtete die schöne Umgebung. Etwas langsamer ritt er zur Festung zurück und schmiedete Pläne. An den Hängen dort drüben würden Schafe weiden. Aye, hunderte von
Schafen. Aus der Wolle würden die fachkundigen Flamen ihre schönen Stoffe weben. Und in den dichten Wäldern hausten Wild und Geflügel.
In der Halle traf er den Boten an, der neugierige Zuhörer um sich versammelt hatte, darunter auch Eric, Hagar, Collum, de Longueville und Gregory.
Brendan setzte sich zu ihnen an den Tisch und stieß Gregory an. »Wie war's heute Nacht, mein Junge?«, flüsterte er.
»Noch nie fand ich einen Heuhaufen so gemütlich, Sir Brendan«, erwiderte Gregory grinsend.
»Das freut mich.« Brendan beugte sich vor und hörte dem Boten zu, einem schlanken jungen Mann, der leicht errötete. Wie ein kraftvoller, tapferer Krieger sah er nicht aus. Aber er würde seine Aufgabe gut genug erfüllen, indem er in Windeseile durch Schottlands Sümpfe und über unwegsame Hügel ritt.
»Da der König nicht genug Streitkräfte sammeln konnte, kam ihm der Waffenstillstand sicher gelegen«, meinte der Bote. »Gewiss, Edward hat seinen Frieden mit Robert de Bruce geschlossen. Aber er kann nicht erwarten, alle Schotten von Carrick und Annandale würden für das englische Banner kämpfen.«
Eric wandte sich zu Brendan. »Wie unser junger Freund Griffin erklärt hat, weiß man in Bruces Gebiet noch nichts von deinem Triumph.«
»Natürlich ist es zu früh.« Brendan ergriff einen Krug mit kaltem, klarem Wasser und fragte den Boten: »Würdet Ihr Lord Bruce einen Brief von mir überbringen?«
»Aye, Sir.«
»Wann reitet Ihr zurück?«
»So bald wie möglich«, antwortete Griffin.
»Dann will ich sogleich den Brief schreiben.«
Während Brendan die Stufen hinaufstieg, besann er sich, dass er - im Gegensatz zu den englischen >Gästen< -noch kein Quartier in der Festung bezogen hatte.
Am Treppenabsatz traf er eine junge Dienerin, die das Geländer polierte. Lächelnd knickste sie. »Laird
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