Geisel der Leidenschaft
Frau.«
»Ja, wir sind verwandt. Und deshalb will ich dich warnen.«
»Wovor?«
»Nun ja - vor einem Gerücht«, erklärte Isobel scheinbar zögernd.
»Oh ... Und wie kam dir dieses Gerücht zu Ohren?«
»Dein Gatte wurde von einigen seiner Ritter und Diener nach England begleitet. Ich sprach mit mehreren Männern und erfuhr, dass Alain ein paar Leute nach Liverpool geschickt hat, die Nachforschungen anstellen und die Wahrheit über den Angriff auf dein Schiff herausfinden sollen.«
Schweigend starrte Eleanor vor sich hin. Warum hatte Alain ihr nichts davon erzählt?
»In Liverpool erwähnten gewisse Schurken, auf Clarin seist du sicher«, fuhr Isobel fort, »weil die Schotten Clarin nie mehr angreifen würden.«
»Ich war Wallaces Gefangene. Selbst wenn sein Heer bei Falkirk dezimiert wurde - sein Wort gilt immer noch sehr viel.«
»Ja, das habe ich gehört. Und da gibt es noch einen Gesetzlosen, seinen Gefolgsmann. Immer wieder attackiert er die Engländer in den südlichen Wäldern und fügt ihnen großen Schaden zu. Seine Stimme hat ebenfalls ziemliches Gewicht.«
»Tatsächlich?«
»Man munkelt, du seist seine Geliebte gewesen. O du Ärmste ... Womöglich hast du dich nur mit ihm eingelassen, um dein Leben zu retten.«
»Aber die Schotten haben mein Leben nie bedroht. Und für unsinnige Gerüchte interessiere ich mich nicht.« Eleanor holte tief Atem. »Wie kommt es, dass du solche Gespräche mit den Franzosen führst? Besuchst du sie im Schutz der Nacht? Fürchtest du, mein Vetter Corbin wäre nicht zeugungsfähig? Würdest du den Sohn eines fremden Mannes als Erben von Clarin ausgeben - falls ich auf die Mutterschaft verzichten muss?«
Statt erbost zu protestieren, lächelte Isobel sanft. »Und du, meine tugendhafte Kusine? Würdest du deinem Gemahl den Bastard eines schottischen Rebellen unterschieben?«
»Wie ich bereits sagte - vorerst habe ich keine Neuigkeiten zu verkünden.«
»Ich auch nicht. Verzeih mir, Eleanor, ich wollte dich nur vor den Gerüchten warnen.«
»Wie nett von dir ... Bitte, entschuldige mich jetzt. Für alberne Klatschgeschichten fehlt mir die Zeit. Da will ich lieber meinen Vettern helfen, die jungen Männer auszubilden.« Eleanor spornte ihr Pferd an und ritt auf den Exerzierplatz. Erstaunt wandte sich Alfred zu ihr, als sie sich aus dem Sattel schwang und ihn um sein Schwert bat.
Bis zur Abenddämmerung zeigte sie den Schülern, wie man die Waffe möglichst wirkungsvoll schwang. Danach war sie todmüde und immer noch wütend. Erfolglos versuchte sie, ein wachsendes Unbehagen zu verdrängen.
Brendan zeichnete mit einem Zweig seinen Angriffsplan ins Erdreich. Aufmerksam lauschten die Gefährten seinen Anweisungen. Am Vorabend der Attacke auf Heberts Festung wussten sie alle, wo sich ihre spärlichen Streitkräfte postieren und wann und in welche Richtung sie vorrücken würden.
Am Donnerstag waren sie so nahe wie möglich an das Schloss herangekommen. Das hatten sie mit Gregory besprochen.
Nur warteten sie. Am Freitagmorgen geschah nichts und Erics Miene verriet deutlich seinen Argwohn gegen den neuen Freund. Aber dann beobachteten sie ein lebhaftes Treiben im Schlosshof. Etwa fünfzig Mann schützten Heberts Festung. Eine Stunde später ritten dreißig zum Tor hinaus, nach Nordwesten.
Nachdem der letzte Reiter aus dem Blickfeld verschwunden war, schickte Brendan den jungen Engländer in einem Straßenhändlerwagen zum Eingang. Auf dem Kutschbock saß Garth, der den nordenglischen Akzent perfekt beherrschte. Beim Wachtposten angelangt, fragte er, ob er ein paar Nähnadeln verkaufen dürfe. Inzwischen schlich Gregory zum Tor.
In wenigen Minuten würde sich heraussteilen, ob er den Schotten eine Falle gestellt hatte. Aber als die Schotten über das freie Feld zu den Mauern rannten, erfüllte er seine Aufgabe, öffnete das Tor und sie konnten die Festung stürmen.
Innerhalb von zwei Stunden hatten sie das Schloss erobert und die verbliebenen Verteidiger im Verlies eingesperrt. Hebert gehörte nicht dazu.
Wie Brendan feststellte, glich Lady Hebert tatsächlich einer Bulldogge. Und sie sah auch so aus, als würde sie jeden Augenblick zubeißen. Diese Gelegenheit erhielt sie nicht. Stattdessen wurde sie sofort nach Norden gebracht, wo sie gefangen gehalten werden sollte. Sobald das geforderte Lösegeld eintraf, würde sie nach England zurückkehren. Allerdings bezweifelte Eric, dass irgendjemand für ihre Freiheit zahlen würde. Brendan postierte Wachen im ganzen
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