Geisel der Leidenschaft
Risiko ab, das er mit seinen Gefährten bei einem Angriff eingehen würde.
Um diese Zeit hielt sich seine Truppe allein im Grenzland auf. Bruces Stellungen gehörten jetzt dem englischen König, Comyns Männer besetzten Heberts Festung. Und Wallace war nach Edinburgh geritten, um sich mit dem Bischof von Lamberton zu beraten, der jener seltenen Spezies militärisch interessierter Kirchenmänner angehörte und den schmalen Grat zwischen der englischen Präsenz in seiner Stadt und dem schottischen Freiheitskampf entlangwanderte.
Unauffällig bewegten sich Brendans Gefährten im Grenzgebiet, belauschten Gespräche und befragten zahlreiche Personen, sogar englische Wachtposten.
An einem Montagmorgen Anfang Mai saß Brendan am Ufer eines Bachs auf der abgeschiedenen Lichtung, wo sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, und rasierte sich. Verblüfft blickte er auf, als Eric atemlos zu ihm stürmte, soeben von einem Erkundungsritt mit Collum und Thomas zurückgekehrt. »Bewaffnete Ritter in Rüstungen durchqueren den Wald!«
»Wer sind sie?«
»Ich glaube, sie kommen aus der Festung weiter oben im Norden. Und sie tragen die Farben des Königs. Offenbar sind sie in einer besonderen Mission unterwegs.«
»Zusammen mit dem König?«
»Natürlich nicht.« Angewidert zuckte Eric die Schultern. »Er ist doch kein Narr. Wenn er mit einer so kleinen Truppe nach Schottland käme, würden jeder Mann, jede Frau und jedes Kind den Tod riskieren, um ihm das Gesicht zu zerkratzen!«
»In welche Richtung reiten sie?«
»Nach Süden. Schwer bewaffnet, zum Kampf gerüstet - und trotzdem entfernen sie sich von uns. Vielleicht sollten wir sie einfach ziehen lassen. Wir wissen nicht, was sie Vorhaben.«
»Genau das ist der Grund, warum wir sie aufhalten müssen.«
»Sie tragen keine Kettenhemden, sondern Brustpanzer.«
»Umso listiger werden wir sie angreifen.«
Eric verstand, was Brendan meinte. »Also gut, stellen wir Fallen auf der Straße auf. Aber wir müssen uns beeilen.«
»Aye.«
Belustigt musterte Eric seinen Vetter. »Da hast du ein paar Barthaare übersehen. Ach nein, du hast einfach nur ein hässliches Kinn. Nicht genug Norwegerblut in deinen Adern, mein Junge.«
»Dafür eine ganze Menge gutes schottisches Blut.«
»Idiotenblut! Eine Hand voll Männer gegen schwer bewaffnete, gut ausgebildete Ritter!« Ihre Schwerter lehnten an einer Eiche, deren Zweige ins Wasser hingen, und Brendan warf Eric seine Waffe zu. »Wer will schon ewig leben?«
Geschickt fing Eric das Schwert auf. »Wenigstens werde ich in Walhall landen. Und du musst jahrelang im Fegefeuer schmoren.«
»Lüg nicht! Du bist christlich getauft. Deshalb wirst du viel länger im Kreis der Sünder leiden als ich.« »Vielleicht sollten wir besser vorerst nicht sterben«, schlug Eric grinsend vor.
»Ganz meine Meinung.«
Die Tage schleppten sich langsam dahin. Einmal versuchte Eleanor ihr Zimmer zu verlassen. Vor ihrer Tür stand ein hoch gewachsener, kräftig gebauter Wachtposten. »Meine Zofe soll zu mir kommen.«
»So sehr ich es bedauere, Mylady, das ist unmöglich.«
»Warum?«
»Ihr seid angeklagt ...«
»Nur angeklagt, nicht verurteilt.«
»Tut mir Leid. Eine andere Frau könnte ...«
Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, warf sie die Tür ins Schloss.
Etwas später klopfte es leise und sie öffnete die Tür. Zu ihrer Überraschung stand Corbin auf der Schwelle, aschfahl im Gesicht. »Darf ich eintreten, Eleanor?«
»Natürlich.«
Seufzend sank er in einen Sessel vor dem Kamin und sie nahm ihm gegenüber Platz. »Mein Gott, Eleanor, das alles ist so schrecklich! Ich weiß, du bist unschuldig. Aber niemand hört auf mich. Und gegen die Männer des Königs ist Clarin machtlos.«
»Wieso sind sie überhaupt hier?«
»Der Duke of York hat Fitzgerald hergeschickt. Zunächst nahm ich an, er wolle sich nur den Tod des Comte bestätigen lassen.«
»Und warum werde ich des Mordes an meinem Mann beschuldigt?«
»Weil unser guter Doktor nach York geritten ist. Als er in jener Nacht die Festung verließ, dachte ich mir nichts dabei. Jedenfalls war er wütend auf dich, Eleanor, und behauptete, du hättest ihn daran gehindert, den
Comte zu kurieren. Schließlich hättest du ihn sogar hinausgeworfen.«
»Unentwegt wollte er den armen Alain zur Ader lassen - obwohl kaum noch Blut übrig war. Ich habe den Bastard nur davon abgehalten, meinen Gemahl umzubringen. Und jetzt wirft man mir vor, ich hätte Alain vergiftet!«
»Inzwischen wurde die Leiche
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