Geisel der Leidenschaft
Dann hätte sie ihr Leben verwirkt.«
»Was redet Ihr da?«, rief Corbin empört. »Meine Kusine will sich vor Gericht verantworten!«
»Was Ihr beabsichtigt, wäre nicht im Sinn des Königs, Sir Fitzgerald!«, beschwerte sich Eleanor.
»Sicher nicht, Lady. Und deshalb rate ich Euch, keine Dummheiten zu machen.«
Brendan stieg ab und erweckte den Eindruck, er würde sein Schlachtross zum Fluss führen. Inständig hoffte er, Eleanor würde seinem Beispiel nicht folgen. Langsam näherte er sich dem Grafschaftsrichter und spürte die prüfenden Blicke der Engländer. »Was Ihr soeben erklärt habt, widerspricht dem Befehl, den ich erhielt.«
»Hier untersteht Ihr meinem Kommando und ich sage Euch: Reitet nach Schottland zurück!«
Um Zeit zu gewinnen, erwiderte Brendan gedehnt:
»Euer Verhalten erregt meinen Argwohn, Sir. Irgendwie fürchte ich, die Countess wird London nicht erreichen - und keine Gelegenheit finden, sich vor Gericht zu verteidigen.«
»Das geht Euch nichts an.«
»O doch.«
»An diesem Ufer werden wir uns trennen!«, stieß Fitzgerald wütend hervor.
»Wie Ihr wünscht, Sir.«
Mittlerweile war Eric hinter Fitzgerald getreten und hielt ihm ein Messer an die Kehle. Die Männer des Grafschaftsrichters griffen zu ihren Waffen, erkannten aber rechtzeitig, dass sie sich im Nachteil befanden. Nur einer sprang vor. »Halt, verdammter Narr!«, schrie Fitzgerald. »Mein Leben liegt in der Hand dieses Schurken!«
»Ganz recht«, bestätigte Brendan. »Lasst die Waffen fallen!«
Zögernd wandten sich die Engländer zu ihrem Kommandanten. Irgendetwas stimmt hier nicht, dachte Brendan. Aber im Augenblick fehlte ihm die Zeit, um Fitzgeralds Absichten zu erforschen.
»Ihr widersetzt Euch dem König, Sir Humphry!« Fitzgerald blickte zur Seite und versuchte den Mann zu erspähen, der sein Leben bedrohte. »Auf Edwards Wunsch soll Lady Eleanor vor Gericht erscheinen.«
»Habt Ihr Euch nicht eben selbst zu ihrem Richter ernannt?«, fragte Brendan. »Oder wollt Ihr Sie tatsächlich nach London bringen?«
»Redet keinen Unsinn! Ich führe den Befehl des Königs aus!«
»Aber ich nicht! Sagt Euren Männern, sie sollen die Waffen fallen lassen. Oder sie sterben, bevor ein Kampf ausbricht.«
Unter Erics Messer quoll ein Blutstropfen aus Fitzgeralds Hals. »Streckt die Waffen!«, donnerte er.
Langsam wurden die Schwerter aus den Scheiden gezogen und landeten am Boden.
»Auch die Messer!«, forderte Brendan.
»Humphry, sagt Eurem Berserker, er soll mich loslassen, oder ich schwöre - Ihr werdet hängen!«, warnte Fitzgerald.
Brendan ignorierte ihn. »Haben wir Stricke für diese Burschen, Hagar? Liam, sammle die Waffen ein! Offensichtlich erbeuten wir ein paar erstklassige Klingen.«
»Jetzt geht Ihr zu weit, Humphry!«, kreischte Fitzgerald. »Das ist Hochverrat ...«
»Collum, hilf Hagar!«, befahl Brendan. »Verknotet die Stricke möglichst fest. Unsere Freunde sollen noch eine Weile dieses idyllische Ufer genießen. Heb die Messer auf, Gregory!«
»Dafür werdet Ihr am Galgen baumeln!«, fauchte Fitzgerald. »Und wenn Ihr halb tot seid, wird man Euch ins Leben zurückholen, kastrieren, Euch die Eingeweide aus dem Bauch reißen und dann mit einer Axt den Kopf abhacken!«
»Aye, diese Methoden kenne ich. Vielleicht solltest du ein bisschen fester zustechen, Eric, Sir Miles' Zunge hat zu viel Bewegungsfreiheit.«
»Mit Vergnügen!«, entgegnete Eric und Fitzgerald verstummte umgehend.
Immer noch verwirrt, ließen sich seine Männer widerstandslos fesseln.
Erst jetzt fand der völlig verblüffte Corbin seine Sprache wieder. »Wenn ich auch an Eleanors Unschuld glaube, Sir Humphry - der Zorn des Königs wird Euch treffen ...«
»Was machen wir mit ihm?«, fragte Liam.
»Lassen wir ihn hier«, schlug Collum vor. »Sir, steigt ab ...«
»Nein!«, fiel Eleanor ihm ins Wort. Obwohl sie die Beweggründe des Grafschaftsrichters ebenso wenig verstand wie Brendan, erkannte sie, dass die englische Eskorte sie nicht nach London bringen würde. »Diesen Männern dürft Ihr Corbin nicht ausliefern!«
»Wer immer Ihr seid - er gehört zu uns ...« Erschrocken schnappte Fitzgerald nach Luft, als Erics Messer seine Haut aufritzte.
»Wagt bloß nicht, meinen Vetter hier zu lassen!« Eleanors graublaue Augen schienen Brendan zu durchbohren.
»O Gott«, stöhnte Liam, »wir belasten uns ohnehin schon mit einer Frau - pardon, Lady Eleanor -, und ihrer mageren Zofe ...«
»Verdammter Rüpel!«, unterbrach ihn
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