Geisel der Leidenschaft
der Menge zu: »Sorgt euch nicht um mich, die Gerechtigkeit wird siegen. Diese Männer tun nur ihre Pflicht. Macht ihnen keine Schwierigkeiten.«
Fitzgerald führte Eleanor zu einem Pferd. Statt aufzusteigen, redete sie leise mit ihm.
»Was, zum Teufel, geht da vor?«, fragte Eric.
»Keine Ahnung«, erwiderte Brendan.
Eleanor schien auf irgendeinem Wunsch zu beharren. Energisch schüttelte sie den Kopf.
»Darum muss ich mich kümmern«, murmelte Brendan.
»Nein, du darfst nicht hinüberreiten!«, protestierte Liam.
Ohne ihn zu beachten, lenkte Brendan sein englisches Schlachtross zu Fitzgerald. »Warum brechen wir nicht auf?«
»Weil die Lady darauf besteht, ihre Zofe mitzunehmen.«
Brendan starrte Eleanor an, das Gesicht bis auf die Augen hinter dem Visier verborgen. »Mylady, es gibt andere Zofen.«
»Bridie muss mich begleiten.«
Zu Fitzgerald gewandt, seufzte er: »Lasst die verdammte Frau holen und dann reiten wir endlich los.«
»Aber sie hat Lady Eleanor nach Frankreich begleitet. Am Ende ist sie eine Komplizin.«
»Vor Gericht wird sie für mich aussagen«, erklärte Eleanor. »Darf ich nicht auf einen gerechten Prozess hoffen?«
»Und wenn sie gefährlich ist?«, murmelte Fitzgerald.
»Was kann Euch ein so schwaches, zartes Mädchen schon antun?« Reglos stand Eleanor da. Nur ihr Schleier bewegte sich im Wind. »Ohne Bridie reise ich nicht ab.«
»Sir Fitzgerald, wir müssen in Schottland für den König kämpfen«, betonte Brendan, »und wir haben keine weitere Zeit zu verlieren. Bitte gestattet der Frau, ihre Herrin zu begleiten. Ich übernehme die Verantwortung.«
»Nun - wie Ihr wünscht.«
Brendan kehrte zu seinen Männern zurück, und sie beobachteten, wie eine sichtlich verängstigte Bridie in den Hof geführt wurde. Beruhigend sprach Eleanor auf ihre Zofe ein, dann ignorierte sie Fitzgeralds hilfreiche Hand und schwang sich in den Sattel. Hinter dem Grafschaftsrichter und von seinen Männern flankiert, ritt sie zum Tor in der Außenmauer. Corbin folgte ihr, in Clarins Farben.
»Gott mit Euch, Mylady!«, rief eine Frau, die einen Säugling im Arm hielt.
»Fürchtet Euch nicht, der Allmächtige kennt die Wahrheit!«, erklang die tiefe Stimme eines Hufschmieds. »Aus dem Weg!«, schrie Fitzgerald einen alten Mann an. »Geht beiseite oder ihr werdet zertrampelt!«
Lächelnd schaute Eleanor in die Runde. »Möge der liebe Gott euch alle segnen! Betet für mich! Ich lege mein Schicksal in seine Hände. Und er wird mir beistehen!«
Brendan galoppierte voraus und sorgte dafür, dass die Leute, die sich zu ihrer Herrin drängten, von Fitzgeralds Männern nicht niedergeritten wurden. Schließlich verließen sie die Festung und der Grafschaftsrichter spornte seine Truppe an.
Immer wieder drehte sich Eleanor um. Bald verschwand der steinerne Turm von Clarin aus ihrem Blickfeld.
Wie vereinbart, bildeten die Schotten die Nachhut. Am Fluss, den sie durchqueren mussten, um die Straße nach Süden zu erreichen, würden sie zuschlagen.
Thomas de Longueville schien sich einen Spaß daraus zu machen, Fitzgerald in Gespräche zu verwickeln. Dazu trug Hagar nur ein gelegentliches Räuspern bei. Offenbar hatte er sich die Warnung des Franzosen vor seinem ausgeprägten schottischen Akzent zu Herzen genommen. Eleanor wechselte hin und wieder ein paar Worte mit ihrem Vetter. Nur ihre Augen verrieten die Angst, die ihr Herz erfüllte.
»Am Fluss halten wir an!«, befahl Fitzgerald, womit er Brendans Plan begünstigte.
Kurz danach zügelten sie die Pferde am Ufer. Die Engländer stiegen ab und Brendans Truppe bereitete sich auf den Angriff vor. Als er sich vom Pferderücken schwingen wollte, hob der Grafschaftsrichter eine Hand. »Nicht nötig, Sir Humphry, Eure Leute können im Sattel bleiben.«
»Aber meine Männer und die Pferde sind durstig.«
»Wie Ihr meint. Hier werden sich unsere Wege trennen.«
»Wie bitte, Sir?«
»Inzwischen haben wir uns weit genug vom Abschaum aus dem Dorf entfernt. Wir brauchen Eure Eskorte nicht mehr. Kehrt in die schottischen Wälder zurück und bekämpft die Feinde des Königs!«
»Habt Ihr nicht behauptet, Ihr müsst eine gefährliche Gefangene nach London bringen?«
»Jetzt werden wir nicht mehr von diesen Narren bedroht, die uns womöglich angegriffen hätten. Dabei wären sie zweifellos erstochen worden.«
»Trotzdem wagen wir Euch nicht zu verlassen.«
»Glaubt mir, Sir, die Gefahr ist gebannt. Falls die Lady flieht, werden wir sie jagen und einfangen.
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