Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
Mikrokosmos entgegengebracht wird. Vielleicht war sogar ein Denkmal neben der wasserspuckenden Frau Rauscher aus der Klappergass drin.
    „Was issn des?“ Johnny hatte sich schon klarer artikuliert. Er starrte auf etwas in seiner Hand. Herr Schweitzer konnte es nicht erkennen. „Des iss doch …“
    Nun wurde auch Ludger Trinklein aufmerksam. Er erhob sich aus seinem ergonomisch gestylten Bürostuhl und begab sich zu Johnny. Als er erkannte, was es war, blieben ihm die Worte in der Kehle stecken.
    Der Abhörspezialist des Bundeskriminalamtes setzte seinen Kopfhörer ab. „Jetzt habe ich endlich mal Empfang und man kann die Leute in der Bank verstehen, aber ich kann mir da keinen Reim drauf machen …“
    „Dreh das Ding doch mal lauter“, befahl Oberkommissar Kaschtaschek.
    Der Techniker legte einen Schalter um und drehte an einem Knopf.
    Erst kam nur ein Knarren und Krächzen und dann rätselhafte Worte.
    Männliche salbungsvolle Stimme: „Und als Sie dann zu Ihrem Mann zurückkehrten, was empfanden Sie da?“
    Weibliche piepsige Stimme: „Ich will mal so sagen, das war dann schon eine ungewöhnliche Situation, ja, wie ich da wieder an der Tür stand, doch Sascha-Helmut hat sich da echt klasse verhalten.“
    Salbungsvoll: „Darf man sich das so vorstellen, daß Ihr Mann Sie wieder mit offenen Armen …“
    Piepsig: „Jajaja, genau. Und so einfühlsam …“
    Andere männliche Stimme, sehr devot: „Ich meine, ich war ja auch echt erleichtert, als mein Bienchen da wieder vor mir stand. Das können Sie sich gar nicht vorstellen, so was von erleichtert. Nachdem ich vorher so total down war, und von einem Moment auf den anderen stand da mein Bienchen wieder vor mir. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen, kann es eigentlich bis heute nicht. Ja, unbeschreiblich war das.“
    Piepsig: „Und nachher ist mir natürlich klar geworden, da hat man ja vorher gar nicht drüber nachgedacht, was mir Sascha-Helmut wirklich bedeutet. Ich habe immer nur das gesehen, was mich genervt hat, und die tollen Seiten von Sascha-Helmut so völlig außer acht gelassen. Ja, und erst als da der Abstand war, hab ich Sascha-Helmut mit ganz anderen Augen gesehen.“
    Devot: „Ach Bienchen …“
    Salbungsvoll: „Und was haben Sie, Herr Hartung, dann gedacht, als Bienchen, äh …, Frau Kowalski wieder zu ihrem Ehemann zurückgekehrt ist?“
    Herr Hartung, volltönende Stimme, eventuell Erweckungsprediger: „Ja mei, dös war schon a Schock. Logisch.“
    Bienchen, äh …, Frau Kowalski, weiterhin piepsig, vielleicht sogar noch eine Spur piepsiger: „Aber für dich war ich doch nur so was wie, ich meine, du hast doch schon immer viele Frauen …“
    Herr Hartung: „Ja mei, so Gspusis halt …“
    Weiter salbungsvoll, doch resolut unterbrechend: „Und wie haben das die Kinder aufgenommen? Haben die denn, sie sind ja noch recht jung, davon überhaupt was mitbekommen?“
    Und so weiter.
    Zum exakt gleichen Zeitpunkt im Inneren der Teutonischen Staatsbank am Schweizer Platz. Oma Hoffmann und Uzi lachten lautlos. Die Frohnatur Schweitzer preßte seinen rechten Arm auf den Mund. Er stand kurz vorm Losprusten, hier und da zeigten sich schon rote Flecken auf seinem Gesicht. Johnny haute sich vor lauter Spaß ebenfalls fast ohne ein Geräusch zu verursachen auf die Schenkel. Yoko und Kogyo grinsten aus traditioneller Höflichkeit mit. Der Filialleiterin war das alles egal und Dragoslav Popic fixierte die Szene für die Nachwelt.
    Der Bankräuber kniete vor den Geiseln und konnte sich vor Lachen gleichfalls kaum noch halten. Als findiges Kerlchen, das er war, hatte er nach der Entdeckung der Wanze umgehend reagiert und für Ruhe gesorgt. Dann hatte er tonlos im Fernseher die Programme durchsucht, bis er zur allseits bekannten Talkshow Christ und Liebesgeflüster kam, die den uralten Kampf der Geschlechter, das Ringen zwischen Licht und Finsternis zum Thema hatte und als Anschauungsunterricht für den Niedergang unserer Kulturnation recht gut zu gebrauchen war.
    Herr Schweitzer versuchte sich vorzustellen, wie die Polizei das Talkshowgeschwätz abhörte und den lächerlichen Versuch unternahm, das Gehörte irgendwie mit ihrem Erfahrungsschatz in der Sparte Banküberfall abzugleichen.
    „… und Frau Kowalski, was glauben Sie, wird Ihnen das noch mal passieren?“
    „Oh nein, ganz bestimmt nicht, das kann ich echt heute schon sagen, da bin ich jetzt geläutert. Sascha-Helmut und ich, wir sind für einander geschaffen, das spür ich jetzt so

Weitere Kostenlose Bücher