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Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition)

Titel: Geiseldrama in Dribbdebach (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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verdammt gut weggesteckt.
    Bei dem Traveller sei Hopfen und Malz verloren, hätte Herr Schweitzer fast über den Traveller gesagt, dessen Augen auf der Suche nach Rotwein die Gegend durchsuchten, doch dann deuchte ihm, daß gerade bei Johnny Hopfen und Malz sehr wohl gut aufgehoben waren, vorausgesetzt die Rezeptur stimmte und es kam Bier dabei heraus.
    Irgendwie tat ihm der Weltenbummler leid, doch Uzi war da weniger zimperlich: „Du willst dir wohl wieder einen in die Birne ballern. Leider ist nix mehr da.“
    „Nein, wieso?“ verteidigte sich Johnny lahm.
    Herr Schweitzer wunderte sich immer wieder, daß andere Menschen ebenso scharf wie er selbst die Dinge, die um sie herum geschahen, beobachteten. Zwar war ihm das schon öfters aufgefallen, doch gewöhnen daran konnte er sich nicht. Seit seiner Zeit als Straßenbahnfahrer war er ein geradezu außergewöhnlich guter Beobachter. Speziell in den späten Nachtstunden war es immer wieder spannend zu tippen, wer unter den wartenden Fahrgästen an der Haltestelle als potentieller Randalierer in Frage kam oder bis zur Endstation durchschlief. Klar, daß er dachte, der einzig Sensible auf Gottes geweihter Erde zu sein. So staunte er wieder einmal über Uzis Scharfsinn.
    Johnny klemmte die Hände unter die Oberschenkel, damit man das Zittern nicht bemerkte. Er sah elend aus.
    Oma Hofmann hatte wieder zu stricken begonnen. Der Topflappen hatte inzwischen Putzlappengröße angenommen, doch Herr Schweitzer mochte nicht daran glauben, daß ein Putzlappen das Ziel all ihren Strebens sein sollte. Wer hatte je von einem gestrickten Putzlappen gehört? Er jedenfalls nicht.
    Derweil fuhrwerkte der Geiselnehmer, offenbar im Einklang mit sich selbst, wie sein Gesichtsausdruck bezeugte, im Container herum und brachte allerlei merkwürdige Dinge zum Vorschein, die vordergründig erst mal keinen Sinn ergaben, als da wären: Klebeband, Teppichmesser, grüne Plastikgießkanne, Papiertaschentücher, Heftpflaster und eine Literflasche mit transparenter Flüssigkeit.
    Dann bat er die Geiseln, die Hände auf den Rücken zu halten, damit er ihnen bequemer die Handschellen anlegen konnte. Herr Schweitzer interpretierte das dahingehend, daß sich so langsam das Ende der Geiselschaft abzeichnete. Augenblicklich erhöhte sich sein Adrenalinausstoß, denn viel Phantasie war nicht vonnöten, sich vorzustellen, wen sich dieser Trinklein als Geisel, die ihn auf der Flucht begleiten sollte, auserkoren hatte. Darauf würde Herr Schweitzer seinen Arsch verwetten, daß er wieder den Schwarzen Peter ziehen würde. Einzig die Filialleiterin bekam keine Handschellen angelegt. Die Lage war ernst, aber nicht hoffnungslos, zumal Herr Schweitzer sich selbst als Berufsoptimisten bezeichnete.
    In aller Seelenruhe holte Trinklein einen Bürostuhl, kletterte auf die Sitzfläche und schlang ein Seil um die Säule in der Nähe der Schaufensterscheibe, die gestern abend – mein Gott, wie die Zeit vergeht – von den Befreiungskriegern nicht hatte durchbrochen werden können. Auf der Rückseite befestigte er das Seil gewissenhaft mit mehreren Lagen Klebeband. Mit einem Fleischerhaken hängte er die Gießkanne an das Seil, überprüfte die Haltbarkeit der Konstruktion, indem er kurz daran zog, band eine Kordel an die Tülle und goß den Inhalt der Flasche in die Kanne.
    Natürlich war es ihm gelungen, die Geiseln damit in Bann zu ziehen. Eine meditative Stille erfüllte den Raum. Herrn Schweitzer war als raste sein Herz. Er hatte nicht die geringste Idee, worauf das alles hinauslaufen sollte.
    Dann ging Trinklein ohne große Umschweife zu seiner Exfrau, verpaßte ihr mit aller Kraft eine Ohrfeige, zerrte sie an den Haaren hoch und bugsierte sie auf den Bürostuhl. Theresa Trinklein-Sparwasser war viel zu überrascht, so wie alle anderen auch, um überhaupt etwas zu sagen, geschweige denn sich zu wehren. Im Nu hatte er ihr mit dem Klebeband den Mund verschlossen und sie samt Stuhl an die Säule gebunden, so daß sie sich so gut wie nicht mehr bewegen konnte.
    „Was soll denn der Scheiß, spinnst du?“ Es war Uzi, die sich erneut in der Wortwahl vergriff. Doch Herr Schweitzer bewunderte ihre Chuzpe. Er hätte es sich nicht gewagt, nicht jetzt, damit verbesserte man sein Schicksal nicht.
    Und Herr Schweitzer sollte recht behalten. Der Bankräuber drehte sich nämlich um und sagte eiskalt, daß es einem in derselben Temperatur den Rücken runterlief: „Dem Nächsten, der hier unqualifiziert dazwischenquatscht, brat

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