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Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition)

Titel: Geist und Kosmos: Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Nagel
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irgendwelche mysteriösen »Sondereigenschaften« in der Welt erfordern, sondern irreduzibelnormative Tatsachen oder Wahrheiten sind. Das ist die Art von Realismus, die ich oben beschrieben habe.
    Street weist darauf hin, dass es dann, wenn die Reaktionen und Fähigkeiten, welche unsere Werturteile hervorbringen, in erheblichem Umfang die Folge natürlicher Auslese sind, keinen Grund zu der Erwartung gibt, dass sie uns in die Lage versetzen würden, irgendeine geistunabhängige moralische oder evaluative Wahrheit zu entdecken, falls es so etwas geben sollte. Denn die Befähigung, solche Wahrheit zu entdecken, würde anders als die Befähigung, geistunabhängige Wahrheit über die physikalische Welt zu entdecken, keinen Beitrag zur reproduktiven Fitness leisten. Es ist überhaupt nicht unplausibel, dass sich die charakteristischerweise evaluativen motivationalen Dispositionen beim Menschen und dessen Fähigkeiten zum praktischen Denken und zur zwischenmenschlichen Annäherung bei Praktiken und Formen der Rechtfertigung in einem beträchtlichen Umfang entweder direkt oder indirekt durch die Darwinsche natürliche Auslese erklären lassen. Aber für diese Erklärung ist es vollkommen irrelevant, ob uns diese Fähigkeiten in die Lage versetzen, geistunabhängige moralische Wahrheit zu entdecken, sollte es so etwas geben, oder ob sie uns total in die Irre führen.
    Street stellt fest, dass die natürliche darwinistische Erklärung für die Motive und Dispositionen, welche die Ausgangspunkte für unsere Werturteile bilden, die wir dann durch den Prozess des Überlegungsgleichgewichts verändern können, darin besteht, dass sie zur reproduktiven Fitness beigetragen haben, und zwar nicht nur, indem sie das individuelle Überleben begünstigten, sondern indem sie die Pflege und Betreuung von Kindern verbesserten, Aggression bannten und soziale Kooperation ermöglichten. Die geistunabhängige Wahrheit der daraus hervorgehenden Urteile spielt für die darwinistische Schilderung keine Rolle: Soweit es die natürliche Auslese betrifft, könnten diese Urteile systematisch falsch sein, falls es so etwas wie geistunabhängige moralische Wahrheit geben sollte.
    Dasselbe ließe sich von unseren tatsachenbezogenen Urteilen nicht sagen. Wenn es eine geistunabhängige physikalische Welt gibt, wäre die systematische Unfähigkeit, die grundlegende Wahrheit über unsere Umgebung herauszufinden (die anspruchsvollere wissenschaftliche Wahrheit einmal beiseite gelassen), für unsere reproduktive Fitness katastrophal. Realismus bezogen auf die physikalische Welt ist ein fundamentaler Aspekt jeder darwinistischen Erklärung unserer perzeptiven und kognitiven Vermögen wie auch unserer Motive und Handlungsfähigkeiten. Ein Realismus bezogen auf Werte ist jedoch irrelevant.
    Das zwingt mich, auf etwas zurückzukommen, was ich im vorangegangenen Kapitel sagte. Dort schlug ich einen Weg vor, wie der moralische Realismus mit einer darwinistischen Darstellung unserer kognitiven Vermögen, einschließlich des Vermögens der praktischen Vernunft, zusammengebracht werden könnte. Ich sagte, wenn wir unsere vorreflexiven Eindrücke von Werten – instinktive Anziehung und Abwehr, Neigungen und Hemmungen – als Erscheinungen eines realen Werts verstehen können, dann könne man sich den kognitiven Prozess der Entdeckung einer systematischen und stimmigen Struktur allgemeiner Gründe sowie praktischer und moralischer Prinzipien als eine Methode denken, um im normativen Bereich vom Anschein zur Realität zu gelangen. Realistisch gedeutet würde der kognitive Prozess in diesem Punkt derdarwinistischen Darstellung wissenschaftlicher Vernunft entsprechen. Als Nächstes brachte ich dann ein anders geartetes Argument gegen die Annehmbarkeit einer darwinistischen Darstellung der Vernunft vor; das möchte ich an dieser Stelle beiseitelassen, weil ich mich auf ein Problem konzentrieren will, das speziell für den Werterealismus besteht und einem Unterschied zwischen den vorrationalen Sinneseindrücken zuzuschreiben ist, von denen das tatsachenbezogene Denken und das praktische Denken ihren Ausgang nehmen. Der Zweckmäßigkeit halber werde ich die Erörterung auf Lust und Schmerz begrenzen, obwohl es auch andere Beispiele gibt.
    Die große Disanalogie zwischen den beiden Fällen besteht von einem darwinistischen Standpunkt aus zwischen den präreflexiven Erscheinungen des Werts und den präreflexiven Erscheinungen der physikalischen Welt. [7] Eine realistische

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