Geister-Dämmerung
Sinclair-Teams befand und in den Panzerschränken des Yard auf seinen Einsatz wartete.
Ihn musste Suko holen!
Als er sich darüber im klaren war, spürte er die Gänsehaut auf seinem Körper, und er warf noch einige Blicke gegen die Wände und die Decke. Dabei hoffte er, dass dieses Haus noch lange halten würde, bis er wieder zurückgekehrt war. Laut Aussagen der beiden Quades sollte es ja erst zusammenbrechen, wenn die Geisterdämmerung vorüber war.
»Okay, John!« flüsterte Suko und schaute in die Halbkugel. »Solltest du da unten irgendwo sein, dann, verdammt noch mal, halte dich tapfer. Packe es, ich komme wieder.« Er nahm die obere Hälfte und setzte sie wieder auf die untere.
Wenig später schon hatte er das Haus verlassen. Dicht, schwer und feucht lag der Nebel. Eine Watte ohne Streifen, zusammengesetzt aus feinen Wassertropfen, die sich auf Sukos Haut legten. In den Nachbarhäusern schien niemand etwas von den Vorgängen bemerkt zu haben. Ihre Fronten lagen wie dünne Schatten innerhalb der unheimlichen Nebelwand. Nur manchmal schimmerte als verschwommener Fleck ein einsames Licht oder erleuchtetes Fenster durch.
Suko fand seine Maschine unbeschadet vor. Er setzte seinen Helm auf, schnallte ihn fest, und wenig später begann für den Inspektor eine regelrechte Horrortour.
Bei normalem Wetter wäre dies alles kein Problem gewesen, aber Suko hatte mit der Tücke des Nebels zu kämpfen. Sie verdrei-oder vervierfachte die Zeit, die er benötigte, um sein Ziel zu erreichen. Zudem musste er wieder zurück. Er hatte trotzdem keine andere Möglichkeit gesehen und ergab sich in sein Schicksal.
Obwohl ihm die Minuten davonliefen, fuhr Suko nicht wie ein Selbstmörder. Zwar schneller als die Autos, an denen er schattenhaft vorbeihuschte, aber er passte genau auf, und der Strahl seiner Lampe fuhr wie ein dicker Finger in die grauen, kreisenden Wände hinein, wo er auch aufgesaugt wurde.
Irgendwann, Suko hatte nicht auf die Uhr geschaut, erreichte er sein Ziel. Im Gebäude herrschte eine gewisse Hektik. Suko erfuhr im Vorbeigehen von einigen Überfällen, die im Schutz des Nebels abgelaufen waren. Dieses Wetter war für manche Gangster ideal.
Am Empfang erkundigte er sich nach seinem Chef, Superintendent Sir James Powell. »Der ist noch im Haus.«
»Gut, ich rufe ihn an.« Suko ging in die Loge und telefonierte.
Sir James war ein Mensch, der, wenn es darauf ankam, kaum Fragen stellte. Am Klang der Stimme musste er erkannt haben, dass es Suko verdammt eilig hatte. »Warten Sie unten, ich komme.«
»Danke, Sir.«
»Ist was passiert?« fragte der Portier und nahm einen Schluck aus der hohen Kaffeetasse.
»Ja.«
»Und was?«
Suko lächelte. »Kein Überfall.« Weitere Auskünfte gab Suko nicht, der Portier hätte sie sowieso nicht verstanden. Der Inspektor verließ die gläserne Empfangsbude und wartete auf seinen Chef.
Sir James kam sehr schnell. Er hatte seinen grauen Mantel übergestreift, blieb dicht vor dem Chinesen stehen und fragte: »Um was geht es?«
»Ich brauche den Würfel!«
Sir James ging einen halben Schritt zurück. Er wusste genau, das der Würfel des Unheils nur dann eingesetzt wurde, wenn es keine andere Möglichkeit gab.
»Ist es so ernst?« fragte er.
Suko lachte heiser auf. »Vielleicht sogar noch schlimmer. John Sinclair ist entweder tot oder verschollen.«
Plötzlich bildeten sich Schweißperlen auf der Stirn des Superintendenten. Er fragte nur: »Wo?«
»Im Pandämonium.«
Auch damit konnte Sir James etwas anfangen. »Kommen Sie mit, Suko. Sie können mir auf dem Weg in den Keller weitere Informationen geben.«
Das tat der Chinese auch. Er berichtete in Kurzform, was er wusste, und sprach auch von der Geisterdämmerung.
Der Superintendent verstand. »Dann kann es sein, dass die Welt dort völlig zusammenbricht.«
»Ja, sie wird grausam zerstört. Auch alles, was sich in ihr befindet, stirbt.« Suko ließ seinem Chef beim Verlassen des Fahrstuhls den Vortritt.
Rasch eilten sie den langen, kahlen Gang entlang, der zu dem Komplex führte, in dem sich die Sicherheitszone des Yard befand. Sir James gehörte zu den wenigen Personen, die keine große Kontrolle zu durchlaufen hatten. Schon bald waren Sir James und Suko allein in dem Raum, in dem sich der Würfel in einem der gesicherten Fächer befand. Suko erinnerte sich daran, dass er schon einmal hier gesessen hatte. Damals hatte er Diablita und ihre Mördertrolle kennen gelernt und war gezwungen gewesen, gegen das
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