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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gelebt, Tag und Nacht, Nacht und Tag, ohne Erleichterung.
    Die Tür am Bug des Travelmasters wurde geöffnet, und das Wohnmobil schaukelte, als es seinen anderen Untermieter aufnahm. Die Tür wurde mit einem Knall geschlossen.
    »Ich bin hier hinten!« rief Conrad, der sich nicht die Mühe machte, vom Bett aufzustehen.
    Es erfolgte keine Antwort, doch er wußte, wer dort war.
    »Du hast das Bad wie einen Schweinestall hinterlassen, als du aufgeräumt hast«, rief Conrad.
    Schwere Schritte näherten sich ihm.
    Am Sonntag darauf wanderte ein Mann namens David Clippert mit seinem Hund, den er Moose rief, drei Kilometer vom Kirmesplatz entfernt über die frühlingsfrischen Hügeln des Coal County.
    Als sie kurz vor vier Uhr einen Grashügel überquerten, stieß Moose, der seinem Herrn vorauslief, in einem kleinen Unterholz auf etwas, das seine Sinne gefangennahm. Er lief im Kreis herum und blieb auf dem Gras, drang nicht in das Gebüsch ein, war aber von dem fasziniert, was er darin erblickt hatte. Er bellte mehrmals, hielt inne, um zu schnüffeln, lief dann wieder im Kreis herum und meldete laut bellend seinen Fund.
    David war zwanzig Meter hinter dem Hund und hatte keine Ahnung, was es mit dem ganzen Theater auf sich hatte. Er konnte es sich aber vorstellen. Höchstwahrscheinlich war es eine Schar Schmetterlinge, die zwischen den Gräsern hin und her flogen. Oder vielleicht eine winzige Eidechse, die auf einem Blatt erstarrt, aber nicht Mooses scharfen Augen entgangen war. Im äußersten Fall war es eine Feldmaus. Bei einem größeren Tier würde Moose nicht bleiben. Er war ein großer Irish Setter mit seidigem Fell, stark, freundlich und gutherzig, aber er war ein Feigling. Wäre er auf eine Schlange, einen Fuchs oder sogar ein Kaninchen gestoßen, wäre er mit eingeklemmtem Schwanz verduftet.
    Als David sich dem hüfthohen Gebüsch näherte -  hauptsächlich Gänsedisteln und Brombeersträucher -, wich Moose leise jaulend zurück.
    »Was ist los, Junge?«
    Der Hund blieb fünf Meter von seinem Fund entfernt stehen, sah seinen Herrn flehentlich an und winselte.
    Seltsames Verhalten, dachte David stirnrunzelnd.
    Es sah Moose nicht ähnlich, sich von einem Schmetterling oder einer Eidechse verscheuchen zu lassen. Sobald der große Hund eine solche Beute gestellt hatte, war er ein beeindruckender Gegner, absolut wild und unbeugsam.
    Als David ein paar Sekunden später das Unterholz erreichte und sah, was die Aufmerksamkeit des Hundes erregt hatte, blieb er stehen, als wäre er gegen eine Ziegelsteinmauer geprallt.
    »O Gott.«
    Ein großer Strom arktischer Luft mußte im Himmel eine andere Richtung eingeschlagen haben, denn die warme Maibrise war plötzlich kalt, so kalt, daß einem das Blut in den Adern gefrieren konnte.
    Zwei Leichen, die eines Mannes und einer Frau, lagen in dem Unterholz ausgebreitet; von den miteinander verflochtenen Zweigen der Brombeersträucher wurden sie in einer teilweise aufrechten Position gehalten. Beide Leichen lagen mit gespreizten Armen auf dem Rücken, fast, als wären sie an diesen Dornenzweigen gekreuzigt worden.
    Der Bauch des Mannes war aufgeschlitzt worden.
    David erschauerte, wandte sich aber nicht von diesem scheußlichen Anblick ab. Ende der sechziger Jahre war er als Sanitäter zwei Jahre lang in Vietnam stationiert gewesen, bis er verwundet und nach Hause geschickt worden war; er hatte alle möglichen Darmwunden gesehen, Bäuche, die von Kugeln, Bajonetten, von Granatsplittern oder Tretminen aufgerissen worden waren. Er war nicht zimperlich.
    Doch als er sich die Frau näher anschaute, als er sah, was man mit ihr gemacht hatte, schrie er unwillkürlich auf, wandte sich schnell von ihr ab, stolperte ein paar Schritte zurück ins Gras, fiel auf die Knie und übergab sich heftig und unter Krämpfen.

5
    The Dive - die >Spelunke< - war der Teenagertreff in Royal City. Es lag an der Main Street, vier Häuserblocks von der High School entfernt. Soweit Amy es sah, war nichts Besonderes daran. Ein Barbereich, in dem es hauptsächlich Erfrischungsgetränke gab. Ein Schnellgrill. Zehn Tische mit Wachstüchern. Acht Uförmige Eckbänke mit leuchtend roten Polstern. Ein halbes Dutzend Flipperautomaten in einem Hinterraum. Eine Jukebox. Das war's. Etwas ganz Schlichtes. Amy vermutete, daß es eine Million solcher Schuppen überall im ganzen Land gab. Sie kannte vier davon allein im kleinen alten Royal City. Aber aus einem geheimnisvollen Grund - vielleicht der Herdentrieb, vielleicht, weil

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