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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kuriositäten, die ihren Lebensunterhalt im Freak-orama verdienten, und sie schienen den Schaustellern, die unter ihnen arbeiteten, anzügliche Blicke zuzuwerfen oder zuzublinzeln, sie anzuknurren oder ihnen höhnisch zuzulächeln; eine vom Wind verursachte Täuschung, der mit der Leinwand spielte. Dann wurden die Taue gelöst, die Flaschenzüge ächzten, und die Transparente glitten an ihren Pfählen hinab auf die Plattform des Ausrufers, wo sie zusammengerollt und eingepackt wurden - Alpträume in großen Kartonröhren.
    Um halb sechs morgens begutachtete Conrad erschöpft die Stelle, auf der die Geisterbahn gestanden hatte. Jetzt würde er endlich zu Bett gehen-können. Alles war abge baut worden. Ein kleiner Stapel an Geräten mußte noch verladen werden, doch das würde nur eine halbe Stunde dauern und konnte Ghost, Gunther und einem oder zwei der anderen überlassen werden. Conrad bezahlte die Arbeiter aus dem Ort und die Roadies. Er wies Ghost an, den Abschluß der Arbeiten zu beaufsichtigen und sich Max Freeds Genehmigung zum Abtransport einzuholen; Gunther trug er auf, genau das zu tun, was Ghost von ihm verlangte. Er bezahlte den beiden Roadies einen Vorschuß, die gerade aufgestanden waren, sich noch den Schlaf aus den Augen rieben und darauf vorbereiteten, die Trucks nach Clearfield, Pennsylvania, zu fahren, ihrem nächsten Halt; Conrad würde ihnen später am Tag in seinem fast zwölf Meter langen Travelmaster folgen. Endlich trottete er -jeder Muskel in seinem Körper schmerzte - zu seinem Wohnmobil, das zwischen über zweihundert ähnlichen Fahrzeugen, Wohnwagen und Wohnmobilen stand - auf dem hinteren Parkplatz am westlichen Ende des Kirmesgeländes.
    Je näher er dem Travelmaster kam, desto langsamer bewegte er sich. Er trödelte. Es nahm sich ausgiebig Zeit, die Nacht zu genießen, die ruhig und klar war. Der Sturm hatte sich verzogen und blies nun in einem anderen Teil des Landes, und die Luft war unnatürlich still. Die Dämmerung zog auf, wenngleich noch kein Licht den östlichen Horizont berührte. Der Mond war gerade hinter den Bergen untergegangen. Nun jagten nur noch leicht phosphoreszierende Wolken über den Himmel; silberschwarz hoben sie sich vor dem dunkleren, blauschwarzen Firmament ab.
    Conrad stand an der Tür seines Wohnmobils und atmete die scharfe, erfrischende Luft tief ein; er war nicht besonders versessen darauf, den Wagen zu betreten, und hatte Angst davor, was er darin finden würde.
    Schließlich konnte er es nicht noch länger hinauszögern.
    Er bereitete sich auf das Schlimmste vor, öffnete die Tür, stieg in den Travelmaster hinauf und schaltete das Licht ein.
    Es war niemand im Fahrerhaus. Die Küche war verlassen, ebenso der vordere Schlafbereich.
    Conrad ging zum hinteren Teil des Hauptraums und blieb zitternd stehen. Er zögerte noch eine Weile, bevor er die Tür zum Hauptschlafzimmer aufschob. Er drückte auf den Lichtschalter.
    Das Bett war noch immer ordentlich gemacht, genau, wie er es gestern morgen zurückgelassen hatte. Auf der Matratze lag keine Tote; denn genau das hatte er vorzufinden erwartet.
    Er seufzte vor Erleichterung.
    Eine Woche war verstrichen, seit er die letzte Frau gefunden hatte. Er würde in Kürze eine weitere finden. Davon war er überzeugt, grimmig überzeugt. Der Drang, zu vergewaltigen, zu töten und zu verstümmeln, kam jetzt in wöchentlichen Abständen, weit häufiger, als es früher der Fall gewesen war. Aber offensichtlich nicht in dieser Nacht.
    Er trat in das kleine Badezimmer, wollte kurz heiß  duschen, bevor er zu Bett ging. Erschrocken wich er einen Schritt zurück. Das Waschbecken war blutverschmiert. Die durchnäßten Handtücher wiesen dunkle Flecke auf und lagen in einem Haufen auf dem Boden.
    Es war also doch passiert.
    In der Seifenschale schwamm ein Stück Ivory-Seife in einer schleimigen Pfütze; sie war rotbraun vor Blut.
    Fast eine Minute lang stand Conrad einfach auf der Schwelle und betrachtete besorgt die Duschkabine. Der Vorhang war zugezogen. Er wußte, er mußte ihn beiseite schieben und nachsehen, ob dahinter etwas auf ihn wartete, doch er scheute vor dieser Bewegung zurück.
    Er schloß die Augen und lehnte sich müde gegen den Türpfosten, ruhte sich aus, bis er wieder genügend Kraft für das gesammelt hatte, was getan werden mußte.
    Schon zweimal hatte in der Duschkabine etwas auf ihn gewartet. Etwas, das zerfetzt und zerschmettert, zerbrochen und angenagt worden war. Etwas, das früher ein Mensch gewesen

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