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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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überzeugt, tust du so, als wolltest du dir die Pulsadern aufschneiden, eine Verletzung, die gerade tief genug ist, daß etwas Blut kommt. Sie werden nicht genau wissen, ob du dir den Schnitt absichtlich oder zufällig zugefügt hast, und ganz bestimmt kein Risiko eingehen wollen.«
    Amy schüttelte langsam den Kopf. »Das würde nicht funktionieren.«
    »Warum nicht?«
    »Ich bin keine gute Schauspielerin.«
    »Ich wette, du legst sie rein.«
    »Wenn ich das durchziehe und so tue, als ... Na ja, ich würde mir dumm vorkommen.«
    »Willst du dir lieber schwanger vorkommen?«
    »Es muß eine andere Möglichkeit geben.«
    »Zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sieh es ein, Kleine. Das ist deine beste Chance.«
    »Ich weiß nicht ...«
    »Ich aber.«
    Amy nippte an ihrer Coke. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie, nachdem sie eine Weile nachgedacht hatte.
    »Vielleicht versuche ich es mit der Selbstmordmasche.«
    »Es wird funktionieren. Ganz bestimmt. Du wirst schon sehen. Wann wirst du es ihnen sagen?«
    »Na ja, ich hatte vor, es ihnen nach meinem Abschluß  behutsam beizubringen, wenn ich bis dahin keinen anderen Ausweg gefunden habe.«
    »Das sind doch noch zwei Wochen! Hör zu, Kleine, je eher, desto besser.«
    »Zwei Wochen werden keinem schaden. Vielleicht habe ich bis dahin eine Möglichkeit gefunden, das Geld aufzutreiben.«
    »Das wirst du nicht.«
    »Vielleicht doch.«
    »Nein«, entgegnete Liz scharf. »Und du bist doch erst siebzehn. Wahrscheinlich kriegst du ohne die schriftliche Einwilligung deiner Eltern gar keine Abtreibung, nicht mal, wenn du das Geld hättest, um sie zu bezahlen. Ich wette, du mußt mindestens achtzehn sein, um das selbst entscheiden zu können.«
    An diese Möglichkeit hatte Amy gar nicht gedacht. Sie sah sich einfach nicht als Minderjährige; sie fühlte sich hundertundzehn Jahre alt.
    »Jetzt sei doch mal vernünftig, Kleine«, sagte Liz. »Auf meinen Rat mit der Pille wolltest du nicht hören. Dann reiß
    dich wenigstens diesmal zusammen, ja? Bitte, bitte, um Gottes willen, hör auf mich. Je früher, desto besser.«
    Amy sah ein, daß Liz recht hatte. Sie lehnte sich auf der Bank zurück, fort vom Tisch, und eine Welle der Resignation durchflutete sie. Sie sackte in sich zusammen wie eine Marionette, deren Fäden durchtrennt worden waren. »Na schön. Je früher, desto besser. Ich werde es ihnen heute abend oder morgen sagen.«
    »Heute abend.«
    »Ich glaube nicht, daß ich heute abend noch die Kraft dazu habe. Wenn ich die große Selbstmordmasche durchziehen will, maß ich auf Draht sein. Ausgeruht.«
    »Dann morgen«, sagte Liz. »Spätestens morgen! Bring es hinter dich. Hör zu, uns steht ein toller Sommer bevor.
    Wenn ich am Ende des Jahres nach Westen gehe, wie ich es geplant habe, wird es wahrscheinlich der letzte Sommer sein, den wir gemeinsam verbringen können. Also müssen wir es richtig anstellen. Wir müssen Dinge erleben, an die wir uns noch lange erinnern können. Jede Menge Sonne, gutes Dope rauchen, ein paar neue Jungs ... Da geht die Post ab. Aber es wird nicht ganz so toll werden, wenn du mit einem dicken Bauch und angebraten rumläufst.«
    Für Joey Harper erwies der Sonntag sich als schöner Tag.
    Der Morgen fing natürlich mit der Messe und der Sonntagsschule an, die so langweilig wie immer war, aber dann wurde es schnell besser. Als sein Vater am Kiosk von Royal City anhielt, um die Sonntagszeitungen zu kaufen, fand Joey einen Stapel neuer Comichefte im Regal und hatte genug Kleingeld in der Tasche, um sich die beiden besten zu kaufen. Dann machte seine Mutter zum Mittagessen Hähnchen (und Waffeln zum Dessert), und das war sein Lieblingsessen.
    Schließlich gab sein Vater ihm Geld, damit er ins Rialto gehen kotalte, ein Kino, ein Wiederaufführungstheater, in dem nur alte Filme gezeigt wurden. Es war sechs Blocks von ihrem Haus entfernt, und gerade so weit - aber nicht weiter - durfte er mit dem Fahrrad fahren. Das Rialto zeigte in der Nachmittagsvorstellung zwei Monsterfilme -  Das Ding aus einer anderen Welt und Gefahr aus dem Weltall .
    Beide Streifen waren super.
    Joey mochte unheimliche Geschichten. Warum, wußte er nicht genau. Wenn er in einem dunklen Kino saß und zusah, wie sich ein schleimiges Ding an den Helden heranschlich, machte er sich manchmal fast in die Hosen. Aber er genoß jede Minute davon.
    Nach den Filmen fuhr er zum Abendessen nach Hause, und seine Mutter machte Cheeseburger und gebackene Bohnen, was fast noch besser als

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