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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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beschäftigt. Tommy Culp, Joeys bester Freund aus der Schule, war mit seinen Eltern in Urlaub.
    Selbst Amy war dieser Tage kaum noch zu Hause. Sie arbeitete täglich außer Sonntag im Dive. Und während der vergangenen Woche war sie jeden Abend ausgegangen, hatte sich mit einem Burschen namens Buzz verabredet.
    Joey wußte nicht, wie Buzz mit Nachnamen hieß. Vielleicht Saw. Schließlich hieß buzz-saw ja Kreissäge.
    Joey wollte am Samstag, dem letzten Tag, zur Kirmes gehen, damit niemand herausfand, wo er war, bis der Jahrmarkt weit, weit weg in einem anderen Bundesstaat gastierte. Doch schon zu Beginn der Woche, am Montag, dem 30. Juni, fieberte er dem großen Ereignis so sehr entgegen, daß er seine Vorsätze vergaß. Er sagte seiner Mutter, er wolle zur Stadtbibliothek, stieg auf sein Fahrrad und strampelte die drei Kilometer zum Kirmesgelände. Zwar wollte er nach wie vor erst am Samstag von zu Hause ausreißen. Aber Montag war der Tag, da der Rummel aufgebaut wurde, und er mußte ja schließlich lernen, wie das gemacht wurde, wollte er jemals selbst Schausteller werden.
    Zwei Stunden lang wanderte er auf dem Mittelgang umher, achtete darauf, den Leuten nicht im Weg zu stehen, beobachtete die Arbeiten und war baff erstaunt, wie schnell das Riesenrad und die anderen Karussells Form annahmen. Ein paar Schausteller, große Männer mit mächtigen Muskeln und einer Menge lustiger Tätowierungen, zogen ihn freundlich auf, und er scherzte mit ihnen, und alle, die er kennenlernte, schienen ganz toll zu sein.
    Als er die Stelle erreichte, an der die Geisterbahn errichtet wurde, setzten die Arbeiter gerade ein riesiges Clownsgesicht auf das Dach des Gebäudes. Er sah einen Mann in einer Frankensteinmaske, und das brachte Joey zum Kichern. Einer der anderen war ein Albino; er schaute Joey an und nagelte ihn geradezu mit einem Blick aus farblosen, regenwasserklaren Augen fest, die so kalt wie Winterfenster waren.
    Diese Augen waren das erste auf dem Jahrmarkt, das Joey nicht gefiel. Sie schienen direkt durch ihn hindurch zu sehen, und er erinnerte sich verschwommen an eine alte Geschichte über eine Frau, deren Blicke Menschen in Stein verwandelten.
    Er erschauerte, wandte sich von dem Albino ab und schritt zur Mitte des Mittelgangs; dort wurde der Octopus aufgebaut, eins seiner Lieblingskarussels. Er hatte erst ein paar Schritte getan, als jemand ihn rief.
    »He, du da!«
    Er ging weiter, obwohl er genau wußte, daß der Mann ihn meinte.
    »He, Kleiner! Warte mal.«
    Seufzend schaute Joey zurück; er rechnete damit, des Mittelgangs verwiesen zu werden, und sah, wie ein Mann von der vorderen Plattform der Geisterbahn hinabsprang.
    Der Fremde war groß und schlank und vielleicht zehn Jahre älter als Joeys Vater. Er hatte pechschwarzes Haar, außer an den Schläfen; dort war es schneeweiß. Seine Augen waren so blau, daß sie Joey an die Gasflammen des Küchenherdes zu Hause erinnerten.
    »Du gehörst doch nicht zum Jahrmarkt, oder, mein Sohn?« fragte der Mann, als er näher kam.
    »Nein«, gestand Joey verdrossen ein. »Aber ich stehe niemandem im Weg. Wirklich nicht. Eines Tages würde ich ... vielleicht ... gern auf dem Jahrmarkt arbeiten. Ich will nur sehen, wie die Karussells aufgebaut werden.
    Wenn Sie mich bleiben und 'ne Weile zusehen lassen ... «
    »Immer mit der Ruhe«, sagte der Fremde. Er blieb vor dem Jungen stehen und ging in die Hocke. »Glaubst du etwa, ich würde dich rauswerfen?«
    »Wollen Sie das denn nicht?«
    »Du lieber Himmel, nein!«
    »Oh«, sagte Joey.
    »Ich hab' gesehen, daß du nicht nur ein Gaffer bist«, sagte der Mann. »Ich konnte sehen, daß du ein junger Mann bist, der sich wirklich für das Leben auf dem Jahrmarkt interessiert.«
    »Das konnten Sie?«
    »O ja. Es schimmert einfach durch«, sagte der Fremde.
    »Glauben Sie, ich könnte eines Tages ein ... Schausteller sein?« fragte Joey.
    »Du? Ja, klar. Du hast das Zeug dafür«, sagte der Fremde. »Du könntest Schausteller sein oder alles andere, was du sein willst. Deshalb habe ich dich ja gerufen. Ich hab' gesehen, daß du aus dem richtigen Holz geschnitzt bist. Selbst von der Plattform aus konnte ich das sehen.«
    »Na ja ... herrje«, sagte Joey verlegen.
    »Hier«, sagte der Fremde. »Die schenke ich dir.« Er griff in eine Tasche und zog zwei Rechtecke aus dünnem rosa Karton hervor.
    »Was ist das?« fragte Joey.
    »Zwei Freikarten für das Kirmesgelände.«
    »Sie machen Witze.«
    »Sehe ich aus, als würde ich Witze

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