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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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den langen, klauenähnlichen Zehen nach ihr. Es versuchte, ihre Brüste und den Bauch aufzuschlitzen. Sie wollte zurückweichen, doch das Ding hielt sie fest, hielt sie mit dämonischer Kraft und Beharrlichkeit gepackt.
    Ellen war benommen, durcheinander. Ihr war schlecht vom Whiskey und vor Entsetzen, und ihr verschwamm alles vor den Augen, und ihre Ohren waren mit dem tosenden Soggeräusch ihres eigenen Atems erfüllt, aber sie schien nicht schnell genug atmen zu können; ihr wurde schwindlig. Schweiß floß von ihrer Stirn und spritzte auf das Kind, während sie mit ihm rang.
    Das Ding grinste, als spürte es seinen bevorstehenden Triumph.
    Ich verliere, dachte sie verzweifelt. Wie kann das sein?
    Mein Gott, es wird mich umbringen.
    Donner schlug auf den Himmel ein, und ein Blitz entfuhr der zerrissenen Nacht. Ein Hammer aus Wind traf den Wohnwagen mit voller Breitseite.
    Die Lampen erloschen erneut.
    Und diesmal blieb es dunkel.
    Das Kind kämpfte mit erneutem Zorn.
    Es war nicht schwach wie ein menschliches Kleinkind.
    Bei der Geburt hatte es fast zehn Pfund gewogen und, so unglaublich es klang, in den letzten sechs Wochen mehr als zwölf Pfund zugenommen. Jetzt wog es fast dreiundzwanzig Pfund. Und kein Fett. Nur Muskeln. Ein hartes, sehniges, knorpeliges Kleinkind, wie ein junger Gorilla. Es war so stark und lebhaft wie der sechs Monate alte Schimpanse, der in einer der beliebteren Nebenattraktionen des Jahrmarkts auftrat.
    Die Korbwiege kippte mit einem Krachen um, und Ellen stolperte über sie. Sie stürzte. Mit dem Kind. Jetzt war es ganz nah bei ihr. Nicht mehr eine sichere Armeslänge entfernt. Es war über ihr. Gurgelte. Schnaubte. Seine klauenbewehrten Füße fanden an ihren Hüften Halt, und es versuchte, den Stoff der schweren Jeans zu erreichen, die sie trug.
    »Nein!« rief sie.
    Ein Gedanke ging ihr durch den Kopf: Ich muß aufwachen!
    Aber sie wußte, daß sie schon wach war.
    Das Ding hielt weiterhin ihren rechten Arm fest, seine Nägel schienen sich in ihrem Fleisch verhakt zu haben, aber den linken Arm ließ es los. In der Dunkelheit spürte sie, daß die mit Haken versehene Klaue nach ihrer Kehle griff, nach ihrer verletzbaren Drosselvene. Sie drehte den Kopf zur Seite. Die kleine, aber trotzdem unglaublich langfingrigre, tödliche Hand streifte an ihrer Kehle vorbei und verfehlte sie knapp.
    Sie rollte sich herum, und nun lag das Kind-Ding unten.
    Wimmernd, schwankend, am Rand der Hysterie stehend, befreite Ellen Straker ihren rechten Arm aus dem stählernen Griff des Geschöpfs und tastete in der Dunkelheit nach seinen Armen, fand die Handgelenke, drückte seine Hände von ihrem Gesicht zurück.
    Das Ding wollte ihr wieder in den Magen treten, aber sie wich seinen kurzen, starken Beinen aus. Es gelang ihr, ein Knie auf seine Brust zu setzen und es einzuklemmen. Sie drückte mit all ihrem Gewicht; die Rippen und das Brustbein des Geschöpfs gaben unter ihr nach. Sie hörte, wie in dem Ding etwas zerbrach. Es jaulte klagend wie ein irischer Totengeist. Ellen wußte nun, daß sie eine Chance hatte, diesen Kampf zu gewinnen. Es knirschte widerwärtig, ein nasses Geräusch, und ihr Gegner gab alle Gegenwehr auf. Seine Arme erschlafften und leisteten ihr keinen Widerstand mehr. Das Geschöpf verstummte abrupt und fiel zurück.
    Ellen hatte Angst, das Knie von seiner Brust zu nehmen.
    Sie war überzeugt, daß es den Tod nur vortäuschte. Wenn sie ihr Gewicht verlagerte, wenn sie ihm nur die geringste Möglichkeit gab, würde das Ding sich so schnell wie eine Schlange bewegen, ihre Kehle zerfetzen und ihr dann mit den stachligen Füßen den Bauch aufschneiden.
    Ein paar Sekunden verstrichen.
    Dann Minuten.
    In der Dunkelheit begann sie ein dringliches, geflüstertes Gebet: »Gott, steh mir bei. Heilige Elena, meine Schutzpatronin, Schutzheilige, tritt für mich ein. Maria, Mutter Gottes, hör mich, hilf mir. Bitte, bitte, bitte. Maria, hilf mir, Maria, bitte ... «
    Der Strom kam zurück, und Ellen schrie auf, als es völlig unerwartet hell wurde.
    Unter ihr lag das Kind-Ding auf dem Rücken; Blut floß noch aus seinen Nasenöffnungen und dem Mund, und es starrte sie mit glitzernden, hervortretenden, blutunterlaufenen Augen an. Aber es konnte sie nicht sehen.
    Es schaute in eine andere Welt, in die Hölle, in die sie seine Seele geschickt hatte falls es überhaupt eine Seele hatte.
    Es war viel Blut geflossen. Das meiste davon stammte nicht von Ellen.
    Sie ließ das Kind-Ding los.
    Es kehrte nicht

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