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Geisterbahn

Geisterbahn

Titel: Geisterbahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sein?« fragte Liz. »Reich oder berühmt oder beides?«
    Madame Zena schloß kurz die Augen, schüttelte langsam den Kopf und schaute dann wieder in die Kristallkugel. »Mein Gott ... ich ... ich ...«
    Wir sollten von hier verschwinden, dachte Amy unbehaglich. Wir sollten hier gehen, bevor diese Frau uns etwas sagt, das wir nicht hören wollen. Wir sollten aufstehen und das Zelt verlassen und um unser Leben laufen.
    Madame Zena schaute von der Kristallkugel auf. Alles Blut war aus ihrem Gesicht gewichen.
    »Was für eine Schauspielerin!« sagte Richie leise.
    »So ein Hokuspokus«, sagte Buzz verdrossen.
    Madame Zena ignorierte das Geraune und wandte sich an Liz. Ach ... ichwürdeIhnen ...lieber nicht wahrsagen ...
    noch nicht ... Ich brauche ... Zeit. Zeit, um zu interpretieren, was ich gerade im Kristall gesehen habe. Ich sage zuerst Ihrer Freundin die Zukunft, und dann ... dann wende ich mich wieder Ihnen zu, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Sicher doch«, sagte Liz, die die Sache für einen Schwindel hielt, eine Methode, den Kunden auf einen Scherz vorzubereiten oder ihm so zuzusetzen, daß sie dann Geld für eine genauere Deutung verlangen konnte. »Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.«
    Madame Zena wandte sich an Amy. Die Augen der Wahrsagerin nahmen wieder einen anderen Ausdruck an: jetzt wirkten sie gehetzt.
    Amy wollte aufstehen und das Zelt verlassen. Sie nahm eine ähnliche übersinnliche Energie wahr wie die, die ihr bei der Show des Zauberers Marco so sehr zu schaffen gemacht hatte. Ein kaltes, unheimliches Gefühl durch drang sie, und sie sah stroboskopische Bilder von Gräbern und verfaulten Leichen und grinsenden Skeletten, alptraumhafte Blitze, als würden Filmausschnitte auf eine Leinwand hinter ihren Augen projiziert.
    Sie versuchte aufzustehen. Es gelang ihr nicht.
    Ihr Herz hämmerte.
    Es waren wieder die Drogen. Das war alles. Nur die Drogen. Das Zeug, das Liz unter das Gras gemischt hatte.
    Amy Harper wünschte sich, sie hätte nichts mehr von dem Stoff geraucht; sie wünschte sich, sie hätte sich Liz widersetzt und geweigert.
    »Ich muß Ihnen ein paar Fragen ... über Sie und Ihre Familie stellen«, sagte Madame Zena stockend, ohne den theatralischen Glamour, mit dem sie ihre Show bei Liz abgezogen hatte. »Es ist genau so, wie ich es Ihrer Freundin hier gesagt habe ... Ich brauche die Informationen, um meine übersinnlichen Kräfte zu konzentrieren.« Sie klang, als wolle sie aufspringen und das Zelt genauso schnell verlassen, wie Amy es wollte.
    »Machen Sie weiter«, flüsterte Amy. »Ich will es nicht wissen ... aber ich muß es erfahren.«
    »He, was geht hier vor?« fragte Richie, der die neuen, bösen Schwingungen erfaßte, die das Zelt nun ausfüllten.
    »Psst, Richie!« sagte Liz, die noch immer nichts von der plötzlichen Ernsthaftigkeit im Benehmen der Wahrsagerin mitbekommen hatte. »Verderb ihr nicht die Show!«
    »Ihr Name?« sagte Madame Zena, an Amy gewandt.
    »Amy Harper.«
    »Ihr Alter?«
    »Siebzehn.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Hier in Royal City.«
    »Haben Sie Schwestern?«
    »Nein.«
    »Brüder?«
    »Einen.«
    »Sein Name?«
    »Joey Harper.«
    »Sein Alter?«
    »Zehn.«
    »Lebt Ihre Mutter noch?«
    »Ja.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Fünfundvierzig, glaube ich.«
    Madame Zena blinzelte und fuhr mit der Zunge über ihre Lippen.
    »Welche Haarfarbe hat Ihre Mutter?«
    »Dunkelbraun, fast schwarz, genau wie ich.«
    »Welche Farbe haben ihre Augen?«
    »Sehr dunkel, wie die meinen.«
    »Wie ...« Madame Zena räusperte sich.
    Der Rabe schlug mit den Schwingen.
    Schließlich fuhr Madame Zena fort. »Wie heißt Ihre Mutter?«
    »Ellen Harper.«
    Der Name schreckte die Wahrsagerin eindeutig auf.
    Kleine Schweißtropfen erschienen an ihrem Haaransatz.
    »Kennen Sie den Mädchennamen Ihrer Mutter?«
    »Giavenetto«, sagte Amy.
    Madame Zenas Gesicht wurde noch blasser, und sie begann sichtbar zu zittern.
    »Verdammt, was ...?« sagte Richie, der von der ungekünstelt wirkenden Furcht der  falschen Zigeunerin völlig verwirrt wurde. »Psst!« sagte Liz. »Was für eine Scheiße«, sagte Buzz. Madame Zena zögerte offensichtlich, in die Kristallkugel zu schauen, zwang sich  dann aber doch dazu. Sie kniff die Augen zusammen, schnappte nach Luft und schrie auf. Sie stieß den Stuhl vom Tisch zurück und erhob sich. Dann fegte sie die Kristallkugel vom Tisch; das Gebilde knallte auf den Erdboden, zerbrach jedoch nicht.
    »Sie müssen hier weg«, sagte sie eindringlich.

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