Geisterbahn
zwei vorn, zwei hinten. Liz und Richie nahmen die vorderen Sitze, Amy und Buzz die hinteren.
Sie fuhren mit einem Ruck los, der Liz erst aufschreien und dann lachen ließ. Die falschen Schloßtore öffneten sich, verschluckten sie und schlossen sich hinter ihnen.
Zuerst bewegte die Gondel sich schnell in die pechschwarze Dunkelheit, aber dann wurde sie langsamer.
Eine Lampe leuchtete links vom Gleis und darüber auf, und ein grinsender, grauhaariger Pirat lachte und stieß mit einem Schwert in ihre Richtung. Liz schrie auf, und Buzz nutzte die Gelegenheit, den Arm um Amy zu legen.
Rechts von ihnen, direkt hinter dem Piraten, hockte ein sehr realistisch aussehender Werwolf auf einem Vorsprung und wurde plötzlich von einem Mond erhellt, der hinter ihm aufleuchtete. Seine Augen funkelten rot; an seinen riesigen Zähnen klebte Blut; und seine Klauen, mit denen er nach der Gondel schlug, schimmerten wie Splitter eines Spiegels.
»Oh, beschütze mich, Richie!« rief Liz mit gespieltem Entsetzen. »Beschütze meinen jungfräulichen Körper vor diesem schrecklichen Ungeheuer!« Sie lachte über ihre eigene schauspielerische Leistung.
Der Waggon wurde noch langsamer, und sie gelangten im Schneckentempo zu einem Schaubild, in dem ein Axtmörder über seinem Opfer stand. Das Beil steckte tief im Schädel des Toten und spaltete seine Stirn.
Jetzt kam die Gondel vollständig zum Stehen.
»Was ist los?« fragte Liz.
»Das Ding muß wieder kaputtgegangen sein«, sagte Richie.
Sie saßen in undurchdringlicher Dunkelheit. Nur das Axtmörder-Schaubild an ihrer Seite spendete etwas Licht - einen unheimlichen grünlichen Schimmer. »He!« rief Liz in die Dunkelheit und die Wellen der unheimlichen Musik, die über ihnen zusammenbrach. »He, bringt die Show auf die Reihe!«
»ja!« rief Buzz. »He, Sie da draußen!« Eine oder zwei Minuten lang versuchten sie, die Aufmerksamkeit des Ausrufers zu erlangen, der hinter den geschlossenen Toren der Geisterbahn stand, keine zehn oder zwölf Meter von ihnen entfernt. Aber niemand antwortete ihnen, und schließlich gaben sie auf.
»Scheiße«, sagte Liz.
»Was sollen wir jetzt tun?« fragte Amy.
»Sitzenbleiben«, sagte Richie. »Irgendwann wird's schon weitergehen.«
»Vielleicht sollten wir aussteigen und zur Tür zurückgehen«, schlug Buzz vor.
»Auf keinen Fall«, erwiderte Richie. »Wenn wir das täten, und dann ginge es weiter, würde unsere Gondel ohne uns weiterfahren. Und wenn dann eine weitere Gondel durch das Tor kommt, wird sie uns über den Haufen fahren.«
»Hoffentlich müssen wir nicht allzulange hier warten«, sagte Amy, der einfiel, wie der Ausrufer sie angestarrt hatte. »Es ist unheimlich.«
»Was für ein Pech«, stöhnte Liz. »Habt Geduld«, sagte Richie. »Wir fahren gleich weiter.«
»Wenn wir schon hier sitzen müssen«, meinte Liz, »sollten sie wenigstens die verdammte Musik ausschalten. Die ist doch viel zu laut.« Etwas knackte laut über ihnen. »Was war das?« fragte Amy. Sie alle schauten in die Dunkelheit hinauf. »Nichts«, sagte Buzz. »Nur der Wind draußen.«
»Heute abend geht gar kein Wind«, stellte Amy fest.
Das Knacken erklang erneut. Diesmal wurde es von anderen lauten Geräuschen begleitet; einem Schnarren, einem dumpfen Schlag und einem tierhaften Grunzen. »Ich glaube, wir sollten ... «, begann Richie. Etwas blitzte in der Dunkelheit auf und packte ihn an der Kehle. Ein Arm stieß von der niedrigen, unbeleuchteten Decke über der Gondel hinab, ein Arm, der in einer großen, langfingrigen, fellbedeckten Hand endete, die mit mörderisch scharfen Klauen versehen war. Obwohl der Arm sich schnell bewegte, sahen sie ihn alle im grünen Licht des Axtmörder-Schaubilds; aber sie konnten nicht sehen, was in der Dunkelheit über ihnen war, am anderen Ende des Arms. Was immer es sein mochte, die Klauen durchdrangen Richies Kehle, schlugen tief in sein Fleisch; und dann zerrte das Ding ihn von seinem Sitz hoch. Richie trat hektisch um sich, und seine Schuhe trommelten eine oder zwei Sekunden lang auf den Bug der Gondel. Schon war er aus dem Wagen, wurde immer höher und schließlich durch ein Loch gezogen, als würde er nur ein paar Pfund wiegen.
Über ihnen schlug eine Falltür zu.
Der Überfall hatte höchstens drei oder vier Sekunden gedauert.
Einen Augenblick lang war Amy zu fassungslos, um sich zu bewegen oder zu sprechen. Sie starrte in die Dunkelheit über ihnen, in der Richie verschwunden war, und konnte einfach
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