Geisterbahn
und Richie?«
»Die sind beide scharf drauf.«
»Du meinst ... wir vier in einem Bett?«
»Klar«, sagte Liz, steckte ihren Lippenstift weg und ließ die Handtasche zuschnappen. »Das wird echt gut!«
»Ach, Liz, ich weiß nicht. Ich will nicht ... «
»Laß dich mal gehen, Kleine.«
»Ich hab' das College und ... «
»Und du hast die Pille. Du wirst dir nicht noch mal 'nen Braten in die Röhre schieben lassen. Sei doch nicht so verdammt prüde. Fließe mit dem Strom, Kleine. Sei, was du bist. Hör auf, so zu tun, als wärest du die keusche Nonne.«
»Ich könnte nie ... «
»Natürlich kannst du«, sagte Liz. »Und du wirst. Du bist genau wie ich. Sieh den Tatsachen ins Auge und gönn dir etwas Spaß.«
Amy legte die Hand auf das Waschbecken, um sich zu stützen. Es war nicht nur das Dope, das ihr zu schaffen machte. Ihr war auch ganz schwindlig von der Vorstellung, sich einfach gehenzulassen, wie Liz zu leben, die Zukunft zu vergessen, nur den Augenblick zu genießen, ohne jemals Schuld oder Reue zu verspüren. Es mußte schön sein, so zu leben. So locker und frei.
Liz trat näher an ihre Freundin heran. »Wir fahren zu mir. Sobald wir den Jahrmarkt verlassen. Wir vier. Meine Eltern haben ein riesiges Ehebett. Stell dir das mal vor, Kleine. Du kannst beide Jungs gleichzeitig haben. Die können es kaum noch abwarten, dir ihr Ding reinzustecken.
Das wird 'ne heiße Nummer, sag' ich dir. Du wirst dich riesig amüsieren. Ich weiß es, denn ich werde mich ebenfalls riesig amüsieren.«
Liz' melodische fröhliche Stimme drohte alle Widerstände und Einwände in Amy hinwegzuschwemmen.
Amy lehnte sich gegen das Becken, schloß die Augen und spürte, wie diese warme, verführerische Stimme sie hinabzog, an einen Ort, von dem sie nicht genau wußte, ob sie sich überhaupt dorthin begeben wollte.
Dann fühlte Amy eine Hand auf ihrem Busen. Verblüfft öffnete sie die Augen.
Liz streichelte sie und lächelte versonnen.
Amy wollte die lüstern tastende Hand ihrer Freundin wegstoßen, fand aber nicht die Kraft, Liz auch nur diesen geringen Widerstand entgegenzubringen.
»Ich hab' mich schon immer gefragt, wie es sein würde, du und ich, nur wir beide«, sagte Liz.
»Du bist völlig hinüber«, sagte Amy. »Du bist so high, daß du nicht weißt, was du sagst.«
»Ich weiß genau, was ich sage, Kleine. Ich habe es mich immer gefragt ... und heute abend kann ich es herausfinden. Das werden wir nie vergessen, Kleine.« Sie beugte sich zu Amy hinüber und küßte sie leicht auf den Mund, wobei ihre Zunge so schnell wie die einer Schlange vorschnellte. Einen Augenblick später verließ sie die Toilette und wackelte dabei übertrieben mit dem Hintern.
Amy kam sich schmutzig vor, empfand aber auch ein Vergnügen, eine Erregung, die jeden Zentimeter ihres Körpers durchdrang.
Sie schaute wieder in den Spiegel, blinzelte, weil das helle Neonlicht in ihren trüben Augen brannte. Ihr Gesicht sah ganz weich aus, als würde es gleich von den Knochen schmelzen. Sie starrte in ihre Augen und suchte erneut nach der Verderbtheit, die andere in ihrem Blick lesen konnten. Ihr ganzes Leben lang hatte Mama ihr eingebleut, in ihr stecke etwas Böses, das unter allen Umständen unterdrückt werden müsse. Nachdem sie jahrelang diese haßerfüllten Worte gehört hatte, konnte sie sich selbst nicht besonders gut leiden. Ihre Selbstachtung war soweit beschnitten worden, daß nur noch ein zerbrechlicher Stock übriggeblieben war; Mama hatte das Schnitzmesser geschwungen. Nun glaubte Amy, endlich einen Hinweis auf das Böse erkennen zu können, das Mama und Liz in ihr zu finden glaubten. Es war ein seltsamer Schatten, eine sich windende Dunkelheit tief in ihren Augen.
Nein! dachte sie verzweifelt, verängstigt von der Schnelligkeit, mit der ihre Entschlossenheit sich auflöste.
Ich bin nicht so ein Mensch. Ich habe Pläne, Ehrgeiz, Träume. Ich will wunderschöne Bilder malen und die Leute glücklich machen.
Aber sie konnte sich lebhaft an die Erregung erinnern, die sie wie ein Stromschlag durchzuckt hatte, als Liz' Zunge über ihre Lippen geglitten war.
Sie dachte daran, mit Richie und Buzz im Bett zu liegen, und die beiden nahmen sie gleichzeitig, und plötzlich war es ihr nicht mehr unmöglich, sich vorzustellen, bei einer Orgie mitzumachen.
Als sie in dem grellen Licht des Toilettenhäuschens stand, wo der Gestank des Schimmels und Urins und der verrottenden Hoffnung heftiges Unbehagen in ihr auslösten, kam Amy sich vor,
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