Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
Vom Netzwerk:
besitzen die Fähigkeit, ihr Innerstes komplett abzuschirmen. Zum Beispiel Druiden und dergleichen.«
    »Druiden?« Ich studierte die Manschette. »Mikaela sagte, dass Tibolt ein Druide ist.«
    »Trotzdem würdest du es wissen, wenn er Tesla entführt hätte«, meinte Soren und schlug nach einer Stechmücke auf seinem Arm.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn noch nie ohne Handschuhe berührt.« Das zog eine andere Überlegung nach sich. »Na fabelhaft. Dasselbe trifft auf eine ganze Reihe weiterer Personen zu. Das heißt, ich werde mit jedem Einzelnen auf Tuchfühlung gehen müssen. Wie ich das verabscheue!«
    »Vielleicht ist es gar nicht nötig.« Bens Miene war seltsam zerstreut. »Unter den Marktleuten ist doch bestimmt ein Wahrsager, oder?«
    »Ein Wahrsager? Nicht dass ich wüsste.«
    »Hmm. Oder es gibt irgendwo einen in der Nähe, den wir um Hilfe bitten können.«
    »Keine Ahnung.« Das Einzige, was mich interessierte, war, Tesla wiederzufinden. »Jedenfalls bringt es uns nicht weiter, hier rumzustehen und zu lamentieren. Er könnte irgendwo dort draußen allein herumirren oder misshandelt werden oder sonst was. Können wir uns jetzt bitte auf die Suche machen, Ben?«
    »Absolut. Ich hole mein Motorrad und nehm dich mit.« Er warf die Fußfessel neben den Wassereimer und sprintete los.
    »Ich würde dir auch helfen, aber die Vorführung beginnt gleich«, sagte Soren bedauernd und spähte besorgt über seine Schulter zum Hauptzelt. »Ich befürchte sogar –«
    »Ab mit dir.« Ich scheuchte ihn mit einer Handbewegung weg. »Verspäte dich nicht mit Bruno, sonst macht dein Vater Hackfleisch aus dir.«
    Er düste los, und ich blieb allein auf der leeren Koppel zurück. Ich versuchte, mein Bewusstsein zu öffnen. Laut meiner Mutter konnte man auf diese Weise mit fremden Wesen und derlei absonderlichen Dingen in Kontakt treten, aber offenbar fehlte mir das zur Bewusstseinsöffnung erforderliche Gen, denn das Einzige, was ich fühlte, waren die nächtliche Brise und mehrere noch immer juckende Stellen.
    »Bist du bereit?«, rief Ben. Ich gab auf und lief zum Parkplatz. Er hatte seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf zusammengebunden und saß bereits auf seinem Motorrad, wo er geschäftig an den Hebeln herumfummelte (das musste irgendein männlicher Tick sein, denn dem Geknatter nach war mit der Maschine alles in bester Ordnung).
    »Ich bin bereit, allerdings habe ich nicht den leisesten Anhaltspunkt, wo wir unsere Suche starten sollen. Ich schätze, wir müssen einfach die ganze Gegend abklappern. – Oje. Bitte nicht!«
    Ich schnitt dem Helm in Bens Hand eine Grimasse.
    »Deine Mutter besteht darauf«, erklärte er und gab mir das Ding. Ich starrte es voller Verachtung an. Es widerstrebte mir, den Helm aufzusetzen, aber meine Mutter hatte ein Machtwort gesprochen, nachdem sie mich einmal dabei ertappt hatte, wie ich »oben ohne« mit Ben Motorrad gefahren war.
    »Aber du trägst doch auch keinen«, moserte ich. Schmollen brachte nichts, das wusste ich, aber ich kam nicht dagegen an.
    »Weil ich unsterblich bin.« Er zog den Reißverschluss seiner Lederjacke zu und streckte mir die Hand entgegen. »Sollten wir einen Unfall haben und ich mir den Schädel einschlagen, hat das keine weiteren Folgen, außer dass ich hinterher eine Weile mies drauf bin. Du dagegen bist ein wenig fragiler.«
    »Du behauptest doch ständig, ich sei deine Auserwählte. Sind die denn nicht auch unsterblich, so wie Imogen?«
    »Doch, Auserwählte sind genauso unsterblich wie Mährinnen, aber noch bist du keine. Zumindest nicht offiziell. Es sei denn, du möchtest den Blutaustausch mit mir vollziehen?«
    Eine Sekunde lang dachte ich, er würde mich ernsthaft zu dieser Seelenrettungskiste drängen, doch dann sah ich, wie seine dunklen Augen im Schatten der Hutkrempe amüsiert funkelten.
    »Ein andermal, Vampir-Junge.« Ich knuffte ihn sachte in den Arm, nur um ihm zu zeigen, dass er mir wichtig war. Lachend rutschte er ein Stück nach vorn, damit ich auf den Sitz hinter ihm klettern konnte. Ich war froh, Shorts anstelle eines Rocks angezogen zu haben.
    Er warf einen Blick auf meine nackten Knie, dann schob er sich so weit nach hinten, bis ich mich eng an seinen Rücken schmiegte. »Ich hoffe, dir wird nicht allzu kalt.«
    »Du wirst mich schon warm halten.« Ich lehnte den Kopf an seine Schulter und schlang ihm die Arme um die Taille, als er den Motor aufheulen ließ und losbrauste. Ich brauchte mehrere Minuten, bis ich meine

Weitere Kostenlose Bücher