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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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Aufmerksamkeit von dem köstlichen Geruch nach Lederjacke und Ben (er musste irgendein aromatisches Rasierwasser benutzt haben) losreißen konnte, doch schließlich hörte ich auf, seinen Nacken und seinen Pferdeschwanz zu beschnuppern, und hielt stattdessen die Augen auf, während wir durch die Landschaft kurvten.
    Bis zwei Uhr morgens suchten wir nach Tesla. Dank der Mitternachtssonne war es kein Problem, nach einem gekidnappten Pferd Ausschau zu halten, doch leider versteckte sein Entführer ihn gut. Als wir zum Markt zurückkehrten, war ich unglücklich, wütend und frustriert.
    »Es tut mir leid, Fran«, sagte Ben, als ich vom Sozius kletterte. Ich hätte am liebsten losgeheult, aber das wäre kindisch gewesen – Tesla war nichts zugestoßen (zumindest glaubte ich das nicht); er war nur gestohlen worden. »Ich werde weiter nach ihm suchen.«
    »Wo denn? Wir haben die letzten zwei Stunden alles abgeklappert. Falls der Kidnapper sofort mit ihm weggefahren und seither nonstop unterwegs ist, werden wir ihn nie finden.«
    Ben stieg vom Motorrad und zog mich in seine Arme. »Wir finden ihn, Fran. Das verspreche ich dir.« Ich spürte, wie sein Atem meine Haare zauste.
    Ich kuschelte mich an ihn, dabei überkam mich ein seltsames Gefühl von Zugehörigkeit, das mich für einen Augenblick von Tesla ablenkte. Ich hatte vergangenen Monat eingewilligt, uns als Pärchen eine Chance zu geben, allerdings hatte ich das nur gesagt, weil ich Ben so sehr mochte. Die Sache mit der Auserwählten kaufte ich ihm nicht wirklich ab – auch wenn mir die Vorstellung ein warmes Kribbeln verursachte. Als wir von Ungarn nach Frankreich weitergezogen waren, war Ben dann einfach verschwunden, um diese mysteriöse Angelegenheit, in die er mich nicht einweihen konnte, zu regeln. Deshalb hatten wir noch nicht sehr viel Zeit miteinander verbracht.
    Doch jetzt schmiegte ich mich hier in seine Arme und fühlte mich ungeachtet meiner großen Sorge um Tesla glücklich und geborgen. Ich konnte nicht anders, als mein Leben wundervoll zu finden, weil wir zusammen waren. Gleichzeitig war ich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, mehr als nur ein bisschen stolz darauf, dass er unter all den Mädchen auf diesem Planeten ausgerechnet
mich
erwählt hatte.
    Das Leben ist eben immer wieder für eine Überraschung gut.
    »Fran, bist du bereit für deine Reinkarnationssitzung? Oh, hallo, Ben. Wir sind uns ja noch gar nicht richtig vorgestellt worden. Allerdings hat Imogen mir schon so viel von dir erzählt, dass ich das Gefühl habe, als würde ich dich kennen. Ich bin Desdemona, die Zeitreise-Beraterin. Wusstest du, dass Fran in einem früheren Leben Kleopatra war? Das ist ungeheuer aufregend. Ich habe ihr eine weitere Reinkarnationssitzung versprochen, damit wir noch mehr faszinierende Details über ihre Zeit im alten Ägypten herausfinden können.«
    Und
mein
Leben hielt eine Überraschung nach der anderen in petto.
    Sobald Desdemona zu sprechen begann, löste Ben die Arme von mir, ging jedoch nicht auf Abstand, als ich mich zu ihr umdrehte. Einem Teil von mir war es peinlich, dass sie uns zusammen erwischt hatte, während der andere Teil sich maßlos ärgerte, weil das Lächeln, mit dem Desdemona Ben anstrahlte, keinen Zweifel daran ließ, dass sie uns absichtlich gestört hatte.
    »Hallo, Des. Wegen der Sitzung – könnten wir sie auf einen anderen Zeitpunkt verschieben? Ich bin im Moment beschäftigt.«
    »Ja, das ist ganz offensichtlich«, sagte sie gedehnt und warf Ben einen bedeutungsvollen Blick zu. Ihr Tonfall brachte mich dazu, mit den Zähnen zu knirschen. Sie trug ein ledernes Taillenmieder und dazu einen Minirock. Der Gegensatz zwischen ihren zierlichen, auf einen Meter fünfundfünfzig verteilten fünfzig Kilo und meiner enormen Körperlänge von eins dreiundachtzig verbesserte meine Laune auch nicht. »Das war nicht zu übersehen.«
    »Ich spreche nicht von Ben und mir. Na ja … eigentlich waren wir schon beschäftigt, aber das meinte ich nicht.«
    »Fran macht sich Sorgen, weil ihr Pferd gestohlen wurde«, half Ben mir geschmeidig aus der Bredouille.
Könnte es sein, dass du eifersüchtig bist?
    Was, ich? Das soll wohl ein Witz sein! Ich bin absolut nicht eifersüchtig. Obwohl sie eindeutig scharf auf dich ist, dieses Flittchen.
    Ben lachte in meinem Kopf.
    »Oje, dein Pferd wurde gestohlen? Das ist ja furchtbar. Natürlich können wir die Sitzung auf später verschieben.« Desdemona lächelte Ben an. »Hättest du eventuell Lust auf

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