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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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Sir-Edward-Windhauch strich sanft über mein Gesicht. »Er will dir bei deinem Problem helfen. Was würdest du ihn gern fragen?«
    »Ich möchte wissen, wo Tesla ist. Wer ihn gestohlen hat und warum und ob es ihm gut geht.«
    Die Brise, die mich streichelte, flaute für einen Moment völlig ab, dann rauschte sie mit solcher Kraft an mir vorbei, dass sie mein Haar verstrubbelte.
    »Oh«, machte Tallulah, ihre Augen umwölkt und blicklos, während sie weiter in die Schale starrte, um ihre Trance aufrechtzuerhalten.
    »Oh?«, wiederholte ich.
    »Ja. Sir Edward ist ganz außer sich. Seine Worte ergeben keinen Sinn. Hab einen Moment Geduld, während ich mich mit ihm austausche.«
    Ich saß stumm da und sah zu, wie sie in die Schale stierte. Das einzige Geräusch im Wohnwagen kam von Wennie, der bäuchlings ausgetreckt neben ihr schnarchte.
    »Aaaah«, seufzte Tallulah gedehnt, bevor sie sich blinzelnd aus ihrer Trance löste. Sie stellte die Schale ab und schaute mich bekümmert an.
    Allen guten Vorsätzen zum Trotz traten mir die Tränen in die Augen. Etwas stimmte nicht mit Tesla. Ich wusste es instinktiv. »Ist mein Pferd verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Ich schluckte den großen Knoten in meiner Kehle runter und krächzte das nächste Wort. »Tot?«
    »Nein, Fran, weine nicht. Ich weiß nicht, wie es um Tesla steht – Sir Edward konnte ihn nicht sehen.«
    »Er konnte es nicht?« Schnüffelnd wischte ich mir mit dem Handrücken ein paar hinterhältige Tränen aus dem Gesicht. »Wieso konnte er ihn nicht sehen? Ich dachte, Sir Edward wäre ein Späher oder so etwas.«
    »Er ist ein Geistführer, was bedeutet, dass er sich auf der Akasha-Ebene befindet und alles sehen kann, aber deinen Tesla konnte selbst er nicht finden.«
    »Warum nicht?« Ich fühlte mich ein bisschen besser, obwohl meine Besorgnis weiter rasant anstieg.
    »Er sagt, die Vision von Tesla war blockiert, verborgen von einem Wesen, das mächtiger ist als alles was er je gesehen hat.«
    Mich erfasste ein Schauder, als würden tausend Ameisen über meine Haut krabbeln. »Was für eine Art von Wesen?«
    »Sir Edward weiß es nicht. Er ist einer solchen Kreatur noch nie zuvor begegnet.« In ihrem bedeutungsschweren Blick lag eine unausgesprochene Warnung. »Doch er sagte, dass dieses Wesen über schreckliche Macht gebietet und es die reinste Torheit wäre, würdest du ihm nachspüren. Es tut mir leid, aber dein Pferd ist so gut wie verloren für dich, Fran. Der Versuch, es dieser Kreatur abzuluchsen, würde dir sehr wahrscheinlich den Tod bringen.«

8
    Es gibt kaum etwas, das ich mehr verabscheue, als gesagt zu bekommen, dass ich irgendetwas nicht tun kann. Ich meine damit nicht eindeutig hirnrissige Aktionen, wie zum Beispiel vor einen fahrenden Sattelschlepper zu laufen, sondern Warnungen wie: »Bleib nicht zu lange auf, morgen ist Schule«, oder: »Geh nicht sofort nach dem Essen schwimmen«, oder am schlimmsten: »Versuch nicht, dein altersschwaches Pferd aus den Fängen der abartigen Kreatur zu befreien, die es dir gestohlen hat.«
    Trotzdem bin ich keine Idiotin. »Wenn sogar Sir Edward Angst hat vor Mr Laufeyiarson – vorausgesetzt, er steckt hinter Teslas Entführung, aber einen Zufall halte ich für sehr unwahrscheinlich –, dann bedeutet das, dass Mr Laufeyiarson nicht das ist, was er zu sein scheint. Nur, was ist er dann?«
    Soren nickte. Wir hockten auf einem umgestürzten Baum und sahen Bruno dabei zu, wie er im Licht der Nachmittagssonne graste. Ich durchlebte ein paar schmerzhafte Minuten, in denen ich mich in meinem Selbstmitleid suhlte, weil Tesla nicht hier war, aber eins hatte ich gelernt: Wegen einer Sache zu weinen macht sie selten besser. Darum musste ich Tesla finden und ihn zurückholen.
    »Das ist eine gute Frage.« Soren kaute auf einem der mit Curryhuhn belegten Brötchen herum, die ich für uns zubereitet hatte, dabei zupfte er die Selleriestückchen heraus, die er nicht mochte. »Aber wenn sich sogar ein Geist vor ihm fürchtet … das sollte uns schon etwas sagen.«
    »In gewisser Weise ja. Es sagt mir, dass ich Hilfe brauchen werde, um Tesla zurückzuholen.« Ich steckte mir ein paar helle Weintrauben in den Mund und überlegte, ob Ben am nächsten Abend tatsächlich fit genug für unsere Verabredung sein würde. Den Horror meiner Kleiderschrankinspektion hatte ich bereits hinter mich gebracht – ich besaß exakt einen Rock – und von meiner Mutter hatte ich ein bisschen Geld für einen Shoppingausflug in die Stadt

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