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Geisterblues

Geisterblues

Titel: Geisterblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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einer Tasche aus Gobelingewebe wieder auftauchte, das Gefährt umrundete und schnurstracks auf das Waldstück zuhielt, wo ich Ben gefunden hatte. »Kommt mit«, rief sie. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, bevor unsere zweite Vorstellung beginnt.«
    Ich guckte Ramon fragend an. Er fasste mich am Arm, und gemeinsam hasteten wir Mikaela hinterher.
    »Das ist unsere Lösung? Welche Lösung?«, fragte ich sie, als ich über eine Wurzel stolperte, die ich nicht gesehen hatte. »Du hast doch nicht vor –«
    »Doch.« Mikaela breitete ein Tuch aus, das sie mit einer Schale, einer Kerze und einem kleinen Blumenstrauß dekorierte. »Wir werden Freya beschwören und sie um ihre Hilfe bitten.«

10
    Rums!
    »Ich war auf einer Party!«
    Zack!
    »Einer richtig guten Party!«
    Polter!
    »In Venedig! Der Stadt der Liebe! Da waren vier sterbliche Männer, die sich vor Verlangen nach mir verzehrt haben!«
    Knack. Pling, pling, pling.
    Ich lugte durch die Finger, mit denen ich mir die Augen zuhielt, seit Freya, Liebesgöttin, Kriegerkönigin und offenkundig venezianische Partygängerin ihrem Tobsuchtsanfall freien Lauf ließ. Die klimpernden Geräusche stammten von dem Kristallkelch, den Mikaela als Teil der Beschwörungsrequisiten aufgestellt hatte. Freya zerbrach den Kelch mit den Händen und streute die Scherben vor Mikaelas Füßen ins Gras. Ich musste den Hut vor Mikaela ziehen – es erforderte ziemlichen Mumm, sich einer höllisch angefressenen Göttin zu stellen (die allerdings aussah, als wäre sie einem Modemagazin entsprungen), aber Mikaela zuckte mit keiner Wimper, als Freya sie zur Schnecke machte, weil sie sie beschworen hatte.
    »Göttin Freya, es tut mir leid, dass ich dich stören musste –«
    »Und du, sterbliche Priesterin von Ashtar, was denkst du dir dabei, mich von der
Party des Jahres
wegzulotsen? Habe ich erwähnt, dass Elton John unter den Gästen war?«
    Mikaela wirkte leicht erschüttert, als Freya ihr Beschwörungstuch in Fetzen riss. »Ich entschuldige mich wirklich tausendmal, Göttin, aber dies ist ein Notfall.«
    Freya schleuderte das Tuch beiseite und wirbelte erbost zu Ramon herum, der wenige Schritte neben Mikaela stand. »Und du! Bist du ein Priester?«
    »Ja.« Ramon wirkte so gelassen und unerschrocken wie immer. Er zuckte nicht mal zusammen, als Freya drohend auf ihn zuschritt.
    Ich hatte einige Mühe, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass alle diese nordischen Götter wie Odin und Thor und Freya nicht nur wirklich existierten, sondern dass sie darüber hinaus auch noch wie Models aussahen. Aber vielleicht traf das nur auf die bildschöne, elegante Freya mit ihrem rabenschwarzen Haar zu. Gut möglich, dass die anderen ganz und gar ungestalt waren, dass sie verfilzte Bärte hatten und Hörnerhelme und dergleichen trugen.
    »Hmpf. Du bist mir meine Zeit nicht wert«, teilte sie Ramon mit, bevor sie sich mir zuwandte. Ich erwog, meine Finger wieder fest zu verschränken, um nicht hindurchblinzeln zu können, aber ich wollte kein Hasenfuß sein. Also ließ ich die Hände sinken und rang mir für die aufgebrachte Göttin ein Lächeln ab.
    »Hallo. Ich bin Fran«, stellte ich mich höflich vor, als sie auf mich zustolziert kam.
    Mit schmalen Augen musterte sie mich von Kopf bis Fuß. »Mit dir stimmt etwas nicht. Du bist sterblich, aber du wurdest von einem unsterblichen Wesen berührt.«
    »Na ja … mein Freund ist ein Vampir«, erklärte ich, inständig hoffend, dass sie keinen Blitz vom Himmel befehligen würde, um uns zu erschlagen, oder eines der anderen göttlichen Hilfsmittel einsetzte, die wir vor ein paar Jahren im Mythologie-Unterricht durchgenommen hatten.
    »Du bist eine Auserwählte? Du siehst nicht aus wie eine Auserwählte.«
    »So weit sind wir noch nicht.« Mein Lächeln wirkte etwas gekünstelt. »Wir hatten bisher noch nicht mal ein richtiges Date, aber das wollen wir morgen nachholen.«
    Das schien sie zu interessieren. »Ah, ein erstes Rendezvous! Ich bin die Göttin der Liebe und der Romantik, darum willst du mich natürlich um meinen Rat ersuchen.«
    »Nun ja –«
    »Lass mich mal nachdenken, ein erstes Rendezvous …« Sinnierend tippte sie sich mit dem Finger ans Kinn. »Ach ja! Du musst dir viele Liebhaber nehmen.«
    »Äh …« Ich klappte den Mund sofort zu, als ich merkte, dass er offen stand. »Muss ich das?«
    »Ja. So viele du finden kannst. Wie willst du sonst herausfinden, ob dieser Dunkle dir wirklich als dein Seelengefährte vorherbestimmt ist? Ich habe den

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