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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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zu machen.
    Ich drehte mich zu den Kleiderstangen, um zu überprüfen, was ich noch anprobieren musste. Bei der Tageskleidung warteten sechs weitere Outfits, aber ich fühlte mich von dem dunkelblauen Seidenkleid mit den Perlenknöpfen magisch angezogen und beschloss, es als Nächstes zu probieren.
    Der Rock war wie der Schwanz einer Meerjungfrau geschnitten, schmal und mit Schleppe, und der Stoff fühlte sich kühl und exotisch an. Es ist nicht leicht, mit einer Hand Knöpfe zu schließen, und ich hatte mich gerade hingesetzt und konzentriert nach vorn gebeugt, als ich spürte, dass mich jemand beobachtete. Es fing langsam an, nur ein leises Kribbeln. Dann aber bekam ich eine Gänsehaut, und mein Nacken wurde heiß.
    »Verschwinde, Coralee. Du siehst doch, es ist BIV .« Sie antwortete nicht. Ein Schauer überlief mich.
    Ich wusste, dass es albern war, aber ich warf einen kurzen Blick auf mein Bild im Spiegel, bevor ich mich wieder um die Knöpfe kümmerte. Als ich begriff, was ich gesehen hatte, flogen meine Augen zum Spiegel zurück.
    Sie stand hinter mir, in dem Spalt zwischen den Vorhängen, den Coralee offen gelassen hatte. Ein Mädchen mit langem, blondem Haar und einem leichten Lächeln. Das Mädchen von dem Foto, das man mir auf der Polizeiwache gezeigt hatte. Das tote Mädchen.
    Nur hatte sie die Augen geöffnet. Und schaute mich unverwandt an.

22. Kapitel
    A ls ich herumwirbelte, war niemand zu sehen. Sie war verschwunden wie ein Geist.
    Es gibt keine Geister.
    Ich sprang auf und wollte zum Vorhang laufen, stolperte aber wegen des engen Rocks. Ich konnte mich gerade noch an der Wand abstützen und fiel beinahe Bridgette in die Arme.
    Sie half mir entsetzt auf – doch ihr Blick veränderte sich, als sie mein Kleid bemerkte. »Gott sei Dank, du bist schon bei den Abendkleidern. Es dauert …«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Wen? Moment, wo willst du hin?«
    Ich stürmte an Bridgette vorbei durch den Vorhang und entdeckte das Mädchen am Ende des dämmrigen Gangs. »Warte«, rief ich. »Stopp.«
    Sie blieb stehen. Ich taumelte auf sie zu, mein Herz hämmerte. »Hallo?«
    Sie drehte sich um und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Ja, bitte?«
    »Du bist gar nicht …« Ich wich zurück. Es war Maisie, die Verkäuferin. »Wie sind Sie hereingekommen?«, fragte ich dümmlich.
    »Durch die Tür.« Sie schaute mich an, als wäre ich ein Fall für die Zwangsjacke. »Brauchen Sie eine andere Größe? Dieses Kleid steht Ihnen übrigens ganz ausgezeichnet.«
    »Was ist aus dem Mädchen geworden, das eben hier war?«
    »Welches Mädchen?«
    Ich kam mir vor, als wollte mir jemand einen Streich spielen. »Blond. Haselnussbraune Augen.«
    Maisie schüttelte den Kopf. »Hier hinten sind nur Sie und Coralee Gold und Ihre Cousine gewesen. Den ganzen Tag über.«
    »Das ist unmöglich. Ich habe gerade eben gesehen …« Der Puls donnerte in meinen Ohren. Es war noch ein Mädchen dagewesen, oder? Ich stützte mich mit den Händen an der Flocktapete ab. Maisies Blick verriet mir, dass ich mich wie eine Verrückte benahm. Ich zwang mich zu lachen. »Tut mir leid, ich dachte, ich hätte eine Freundin gesehen.« Ich rieb mir den Kopf. »Ist gestern ziemlich spät geworden.«
    Maisie schaute mich begeistert an. »Ich weiß. Ich habe das Video auf YouTube gesehen. Das war irre.«
    Anscheinend machte Coralee keine Witze, was das anging …
    Das Video! Das war’s. Ich rief ein »Dankeschön« über die Schulter und rannte stolpernd durch den Gang und den cremefarbenen Bogen, um Coralee noch zu erwischen. Ich entdeckte sie mit den beiden Typen, die sie als ihr Kamerateam bezeichnet hatte. Der mit den Kopfhörern wickelte gerade ein Kabel um seine Hand. Es sah aus, als packten sie zusammen. Ich eilte hin und fiel ihnen fast vor die Füße, als ich mich wieder in der Schleppe verfing.
    »Augenblick. Wartet mal.«
    Coralee drehte sich stirnrunzelnd um. »Nicht hier, nicht jetzt. Wir sind doch verfeindet.«
    Ich ignorierte sie und sprach den braunhaarigen Typen mit der Schildpattbrille an, der sich über die als Buch getarnte Kamera beugte. »Entschuldigung, hast du gefilmt …« Ich verstummte, als er aufblickte.
    »Grant?«, sagte ich zögernd. Ich war mir fast sicher, dass es Grant Villa war, von dem mir die Polizei Fotos gezeigt hatte.
    Er lächelte schief. »Ich dachte schon, du hättest alle deine alten Freunde vergessen.«
    Ich zuckte zusammen, bevor ich merkte, dass es scherzhaft gemeint war.
    Grant Villa war an dem

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